Chirurgische Behandlung und Outcome in einer konsekutiven Serie von 237 Patienten mit Spondylodiszitis
EINLEITUNG. Die operative Behandlung der Spondylodiszitis wird zunehmend als Erstlinien- Therapie der Erkrankung eingesetzt. In dieser Studie beschreiben wir unsere Therapieergebnisse mit den aktuellen operativen Techniken, sowie Parameter, die für das Behandlungsoutcome der Patienten Bedeutung...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2023
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Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | EINLEITUNG. Die operative Behandlung der Spondylodiszitis wird zunehmend als Erstlinien-
Therapie der Erkrankung eingesetzt. In dieser Studie beschreiben wir unsere Therapieergebnisse
mit den aktuellen operativen Techniken, sowie Parameter, die für das Behandlungsoutcome der
Patienten Bedeutung haben, um den klinischen Trend zur Operation zu validieren und die
Therapie zu verbessern.
METHODEN. Im Zeitraum zwischen Januar 2010 und Dezember 2018 wurden in unserer Klinik
237 Patienten mit einer Spondylodiszitis operativ behandelt, deren Daten retrospektiv
ausgewertet wurden.
ERGEBNISSE. In diese Studie wurden 237 Patienten, darunter 87 Frauen (36,7%) und 150
Männer (63,3%), mit einem mittleren Alter von 71,4 Jahren eingeschlossen. Die
durchschnittliche Beobachtungsdauer betrug 31,62 Monate mit einer mittleren Dauer des
Krankenhausaufenthaltes von 14,1 Tagen (SD 16,3). Insgesamt starben 26 Patienten (11%) im
Zeitraum der Beobachtung. Die Halswirbelsäule war bei 45 Patienten (19%), die
Brustwirbelsäule bei 73 Patienten (30,8%) und die lumbosakrale Wirbelsäule bei 119 Patienten
(50,2%) betroffen. Postoperativ trat die Erkrankung bei 62 Patienten (26,2%) auf. Keine weiteren
Infektionsfoki fanden sich bei 148 Patienten (62,4 %), während 89 Patienten (37,6%) zusätzliche
Entzündungsherde zeigten. Bei allen Patienten waren die labormedizinischen
Entzündungsparameter (Leukozytenzahl und CRP-Wert) erhöht. Durchschnittlich betrug der
präoperative CRP-Wert 160,8 mg/dL. Neurologische Defizite traten bei 172 Patienten (72,6%)
auf. Das häufigste Symptom stellten Schmerzen dar (94,9%). Der ventrale Zugang wurde in 45
Fällen (21,2%) und dabei immer im Bereich der HWS gewählt. Davon wurde bei 31 Patienten
eine Diskektomie mit PEEK-Cage Implantation und bei 14 Patienten eine Korporektomie mit
Implantation eines expandierbaren Cages, sowie einer Platte durchgeführt. In 23 dieser Fälle
musste zusätzlich von dorsal, im Sinne einer 360◦ Fusion stabilisiert werden. Bei 54 Patienten
konnte die reine Ausräumung des Empyems mit Nukleotomie/ Diskektomie ohne zusätzliche
Stabilisierung verantwortet werden. Diese Patienten waren alle monosegmental in der Brustoder
Lendenwirbelsäule betroffen. Eine dorsale Instrumentierung wurde in 138 Fällen
durchgeführt. Dabei wurden PEEK-Cages in 45 Fällen – hiervon wiederum 22 in lateraler Technik
- und Titan-Cages in 35 Fällen implantiert. Eine vollständige Heilung der Infektion wurde bei
91,5% der überlebenden Patienten erreicht. Im Durchschnitt wurde eine antibiotische Therapie
für 73,9 Tage durchgeführt. Der neurologische Status verbesserte sich bei 101 Patienten (42,6%),
blieb bei 95 Patienten (40%) gleich und verschlechterte sich bei 15 Patienten (6,3%). Patienten
86
mit einer isolierten Spondylodiszitis (n = 148) hatten ein signifikant besseres Outcome im
Vergleich zu Patienten mit weiteren Infektionen (χ2 = 7.948, p = 0.005). Ein erhöhter CRP-Wert
zeigte eine Korrelation mit einem schlechten Outcome (p < 0,05). Patienten, deren CRP sich
normalisierte (n = 96), zeigten ein signifikant besseres Outcome als Patienten, bei denen der
CRP-Wert erhöht blieb (χ2 = 5,410; p = 0.02). Ein signifikant besseres Outcome war außerdem
bei denjenigen Patienten zu beobachten, deren antibiotische Therapie über sechs Wochen
hinaus andauerte (n = 91, 38,4%; Corr = -0.159, χ2 = 5,733 p = 0.017). Patienten mit einer oder
mehreren Voroperationen an der Wirbelsäule, beziehungsweise einer sekundären
Spondylodiszitis, hatten wiederum ein signifikant schlechteres Outcome (corr = -0.155; χ2 =
5,724, p < 0,02), genauso diejenigen Patienten mit einer rezidivierenden Spondylodiszitis (Corr
= -0.184, χ2 = 0,004, p < 0,01) und Patienten mit mehreren Vorerkrankungen (p < 0,01).
SCHLUSSFOLGERUNG. Da der Infektionsfokus vollständig entfernt werden kann, die
mikrobiologische Diagnostik direkt aus dem Präparat ermöglicht wird, betroffene Patienten
früher mobilisiert werden können, eine höhere Lebensqualität und eine bessere
Schmerzkontrolle aufweisen, kann die Operation als Erstlinien-Therapie der Spondylodiszitis
angewandt werden. Die vollständige Abheilung der Infektion, die sich in einem signifikanten
Abfall der Laborparameter des CRP-Wertes und der Leukozytenzahl widerspiegelt, ist für die
erfolgreiche Behandlung der Erkrankung essentiell und kann nur durch eine ausreichend lange
antibiotische Therapie gewährleistet werden. Antibiosen über sechs Wochen hinaus, genauso
wie eine vollständige Normalisierung des CRP korrelierten signifikant mit einem günstigen
Outcome, während zusätzliche Infektionsfoki, vorhergegangene Operationen der Wirbelsäule,
eine ausgeprägte Multimorbidität und initial hohe CRP-Werte signifikant mit einem schlechten
Outcome vergesellschaftet waren. Aufgrund dessen empfehlen wir neben einer primär
operativen und einer ausreichend langen antibiotischen Therapie ein Screening aller Patienten
auf weitere Entzündungsherde mittels CT-Thorax und CT-Abdomen, einer trans-ösophagealen-
Echokardiographie, sowie einer klinischen Untersuchung des Nasen-Rachen-Raumes während
des primären Aufenthaltes, besonders bei Patienten, die Risiken für schlechte Verläufe zeigen.
PUBLIKATION. Unsere Ergebnisse wurden veröffentlicht: Pojskić M, Carl B, Schmöckel V, Völlger
B, Nimsky C, Saβ B. Neurosurgical Management and Outcome Parameters in 237 Patients with
Spondylodiscitis. Brain Sci. 2021 Jul 30;11(8):1019. doi: 10.3390/brainsci11081019. PMID:
34439638; PMCID: PMC8394582. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8394582/). |
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Physical Description: | 99 Pages |
DOI: | 10.17192/z2024.0027 |