Hirnmorphologische Korrelate der Methylierung des Oxytocinrezeptorgens (OXTR) im Kontext elterlicher Bindung
Bei der Suche nach den multimodalen Ursachen psychiatrischer Erkrankungen gewinnt die Epigenetik neben den bekannten genetischen und umweltbedingten Risikofaktoren zunehmend an Bedeutung, insbesondere als mögliche Verbindung letzterer. Vor diesem Hintergrund kommt dem Oxytocinrezeptorgen (OXTR) al...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2023
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Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Bei der Suche nach den multimodalen Ursachen psychiatrischer Erkrankungen gewinnt die Epigenetik neben den bekannten genetischen und umweltbedingten Risikofaktoren
zunehmend an Bedeutung, insbesondere als mögliche Verbindung letzterer. Vor diesem Hintergrund kommt dem Oxytocinrezeptorgen (OXTR) als Baustein des
Oxytocinsystems eine besondere Bedeutung zu, da dieses essentiell an der Interpretation sozialer Stimuli, sowie dem Aufbau zwischenmenschlicher Bindungen
beteiligt ist. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, Korrelationen zwischen der Methylierung des OXTR und hirnmorphologischen Veränderungen aufzudecken. Zudem sollte der
Einfluss der elterlichen Bindung auf die kindliche Entwicklung miteinbezogen werden, um ein vollständigeres Erklärungsmodell erstellen zu können, wie epigenetische
Veränderungen auftreten können, und welche langfristigen Folgen sie haben. Im Rahmen der hier vorliegenden Arbeit wurden 62 Probandinnen der FOR2107
„Marburg-Münster Affective Disorders Cohort Study“ (MACS) zu einem Hochrisikosample für die Entwicklung einer psychiatrischen Erkrankung
zusammengefasst. Methylierungswerte für insgesamt 18 CpG-Sites wurden mithilfe des Illumina Infinium MethylationEPIC BeadChip erhoben, und nach ausführlicher
Literaturrecherche wurden 3 Kandidaten-CpG-Sites zur weiteren Analyse ausgewählt. Weiterhin bildeten wir aus der Gesamtzahl der analysierten CpGs 3 Faktoren, um
zusätzlich eine genweite Analyse zu ermöglichen. Mittels MR-Bildgebung erhoben wir T1-gewichtete sowie Diffusion-Tensor-Imaging-Bilddaten (DTI) aller Probandinnen. Zur
Bestimmung der elterlichen Bindungsstile wurde der Fragebogen zur elterlichen Bindung (FEB, übersetzte Version des „Parental Bonding Instrument“, PBI) verwendet.
Die Analysen der T1-gewichteten Bilddaten hinsichtlich der Dicke grauer Substanz (voxelbasierte Morphometrie, VBM) und der Cortexgyrifizierung erfolgten mittels der
CAT12 Toolbox in SPM12. Die Auswertung der DTI-Bilddaten erfolgte mittels Tract�Based Spatial Statistics (TBSS) in der FMRIB Software Library (FSL 5.0.7).
Es zeigten sich eine Abnahme des Cortexvolumens im Bereich des Gyrus temporalis superior (STG), sowie eine verminderte Gyrifizierung im Bereich der Insula in Korrelation
zu einer vermehrten Methylierung des OXTR. Weiterhin zeigten sich mehrere negative Korrelationen zwischen der Methylierung des OXTR und der Integrität der Faserbahnen
weißer Substanz, insbesondere im Bereich des Fasciculus longitudinalis superior und inferior (S/ILF), sowie dem Fasciculus occipitofrontalis inferior (IFOF). Auch im Hinblick
auf die elterliche Bindung zeigten sich Korrelationen mit der OXTR-Methylierung, u.a. im Hinblick auf die subjektiv wahrgenommene Fürsorge durch die Mutter.
Im Kontext der bisherigen Forschung untermauern die Ergebnisse der hier vorliegenden Arbeit die Hypothese, dass sich die elterlichen Beziehungen eines Individuums
langfristig in epigenetischen Veränderungen niederschlagen können, und dass das OXT-System hierfür ein plausibler Kandidat ist. Weiterhin erhärten sich die Hinweise
dafür, dass diese epigenetischen Veränderungen, entgegen ihrem veränderlichen Grundcharakter, womöglich langfristig unveränderliche Folgen haben, indem sie sich in
hirnmorphologischen Korrelaten niederschlagen, die auch im Rahmen verschiedener psychiatrischer Erkrankungen nachgewiesen worden sind.
Die Korrelation von epigenetischen Veränderungen und hirnmorphologischen Korrelaten (insbesondere im Hinblick auf Gyrifizierungsanalysen und die Integrität von
Faserbahnen weißer Substanz) ist in der bisherigen Forschung bisher ein unterrepräsentierter Aspekt. Weitere Arbeiten zu diesem Thema mit größeren
Fallzahlen, und ggf. enger definierter Regions of Interest (ROI) sind zweifelsohne notwendig. |
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DOI: | 10.17192/z2023.0371 |