Stört die kontinuierliche, nicht-invasive Blutdruckmessung bei Patienten mit primärem Restless-Legs-Syndrom den Schlaf? Beurteilung mittels EEG-Spektralanalyse

Die Relevanz der nächtlichen Blutdruckmessung in Bezug auf das kardiovaskuläre Risiko, Blutdruckveränderungen während Apnoe-Phasen oder als Folge der PLMS beim Restless-Legs-Syndrom ist hinreichend bekannt. Qualitätsmerkmale der Blutdruckmessung sind neben validen Messergebnissen eine hohe zeitliche...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Tacke, Svenja
Beteiligte: Koehler, Ulrich (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2023
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Relevanz der nächtlichen Blutdruckmessung in Bezug auf das kardiovaskuläre Risiko, Blutdruckveränderungen während Apnoe-Phasen oder als Folge der PLMS beim Restless-Legs-Syndrom ist hinreichend bekannt. Qualitätsmerkmale der Blutdruckmessung sind neben validen Messergebnissen eine hohe zeitliche Auflösung, um kurzzeitige Blutdruckschwankungen zu erfassen, sowie ein möglichst geringer Einfluss auf die Schlafarchitektur. Ziel dieser Arbeit war es daher herauszufinden, ob bei Patienten mit Restless-Legs-Syndrom der Schlaf durch die kontinuierliche, nicht-invasive Blutdruckmessung mittels PORTAPRES® gestört wird. Die hier verwendete Volumenkompensationsmethode nach Penáz ist aktuell die in der Schlafforschung am häufigsten verwendete Methode zur kontinuierlichen, nicht-invasiven Blutdruckmessung. Dabei werden an zwei Fingern Messfühler angebracht. Je einer dieser Fühler wird zur Messung genutzt. Dadurch wird ein spürbarer Druck auf diesen Finger ausgeübt, und der Wechsel von einem auf den anderen Finger, der im Messzeitraum immer wieder vorkommt (Cuff-Wechsel), ist im Wachzustand deutlich spürbar und könnte sich störend auf den Schlaf auswirken. Methode Bei dieser Studie handelt es sich um eine retrospektive Analyse polysomnographischer Daten, die ein Patientenkollektiv von 89 Patienten mit idiopathischem Restless-Legs-Syndrom umfasst. In die endgültige Auswertung gingen 79 Probanden ein. Die Datenerhebung erfolgte im Rahmen der ENCORE-Studie von 2011-2012. Mittels EEG-Spektralanalyse wurde bewertet, ob die nächtliche Blutdruckmessung mittels PORTAPRES® durch den Cuff-Wechsel Veränderungen der Frequenzbanden bewirkt. Dafür wurde das EEG je 20 Sekunden vor und nach jedem Wechsel analysiert. Diese Analyse wurde für den gesamten Schlaf und getrennt für REM-Schlaf und NREM-Schlaf durchgeführt. Analog wurden Veränderungen der Herzfrequenz, sowie die Häufigkeit des Auftretens von Arousal und Schlafstadienwechseln nach Cuff-Wechsel ausgewertet. Ergebnisse Als Folge eines Cuff-Wechsels zeigte sich im gesamten Schlaf sowie im NREM-Schlaf ein signifikanter Anstieg der Delta-, Theta- und Alphapower, wobei die Deltapower den größten Anstieg aufweist. Im REM-Schlaf zeigt sich ein signifikanter Anstieg der Beta- sowie der Alphabande. Der Zeitraum, in welchem ein Anstieg der einzelnen Power nachgewiesen werden konnte, beginnt direkt im Moment des Cuff-Wechsels und erstreckt sich bis Sekunde 6 nach Beginn des Wechsels. Ein Anstieg der Herzfrequenz und somit die vegetative Reaktion, beginnt verzögert zwischen Sekunde 3 und 4 und normalisiert sich wieder nach 10 Sekunden. Auch das Auftreten von Arousal steigt leicht nach dem Cuff-Wechsel. Eine Zunahme der Schlafstadienwechsel lässt sich dagegen nicht nachweisen. Bewertung Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse klar, dass der Cuff-Wechsel vom schlafenden Gehirn registriert wird, aber nicht zu einer relevanten Störung des Schlafs im Sinne von Schlaffragmentierung oder einer deutlich vermehrten Anzahl von Arousal führt. Der Anstieg der Deltabande kann in Anbetracht der aktuellen Studienlage als Bestandteil der Schlafregulation zur Aufrechterhaltung des Schlafes gewertet werden. Der Kurvenverlauf der Herzfrequenz deutet auf eine vorhandene, aber geringe vegetative Reaktion hin. Somit scheint der Reiz des Cuff-Wechsels so gering, dass es zwar sowohl zu einer klaren Veränderung der Power der einzelnen Frequenzen als auch zu einer leichten vegetativen Reaktion kommt, die Aufrechterhaltung des Schlafs aber gelingen kann.
Umfang:93 Seiten
DOI:10.17192/z2023.0328