Einfluss der FFP-2-Maske auf die postoperative Wundinfektionsrate nach einer onkologischen kolorektalen Resektion während der COVID-19-Pandemie

Im Rahmen der Covid-19-Pandemie seit dem Winter 2019/2020 kam es zu einer Verschärfung von Hygienestandards im Alltag und vor allem auch im Gesundheitssektor, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern. Einen Faktor dieser verschärften Hygienebestimmungen im Krankenhaus stellte das per...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Bohlmann, Laura
Beteiligte: Gerdes, B. (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2022
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Im Rahmen der Covid-19-Pandemie seit dem Winter 2019/2020 kam es zu einer Verschärfung von Hygienestandards im Alltag und vor allem auch im Gesundheitssektor, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern. Einen Faktor dieser verschärften Hygienebestimmungen im Krankenhaus stellte das permanente Tragen von Gesichtsmasken während des Patientenkontakts dar. Im Johannes Wesling Klinikum in Minden kam es Anfang des Jahres 2021 zu einer Verschärfung der Regeln, in der Form, dass nun im direkten Patientenkontakt nur noch FFP-2-Masken verwendet wurden, weil diese noch effektiver die Verbreitung von Tröpfcheninfektionen verhindern. Gesichtsmasken wurden vor der Pandemie vor allem während operativer Eingriffe verwendet, um eine Kontamination der Wunden und damit postoperative Wundinfektionen (surgical site infections, SSI) zu verhindern, auch wenn die Evidenz dafür nicht eindeutig ist. Nun stellte sich die Frage, ob das intra- und perioperative Tragen von FFP-2-Masken einen Einfluss auf die SSI-Rate im Vergleich zum alleinigen Tragen von chirurgischen Standardmasken haben könnte. Zur Klärung dieser Frage wurde eine Studie konzipiert, in der Patienten, die sich zwischen 2016 und 2021 einer onkologischen Resektion eines kolorektalen Karzinoms im Johannes Wesling Klinikum Minden unterzogen haben, retrospektiv erfasst und ausgewertet wurden. Es wurden Daten zur präoperativen Ausgangssituation, der erfolgten Therapie und des Outcomes erfasst. Primärer Endpunkt war die Entwicklung einer postoperativen Wundinfektion. Sekundär wurden weiterer Komplikationen, sowie die Verweildauer im Krankenhaus und auf der Intensivstation erfasst. Anschließend wurden zwei Gruppen gebildet: zum einen Patienten, während deren Behandlung Standard-Gesichtsmasken (STD) getragen wurden und zum anderen Patienten, während deren Behandlung die Anweisung zum Tragen von FFP-2-Masken (FFP) bestand. Diese beiden Gruppen wurden verglichen. Es konnten insgesamt 458 Patienten eingeschlossen werden. 366 wurden der Gruppe STD und 92 der Gruppe FFP zugeordnet. Die Auswertung ergab bei einer insgesamt sehr guten Vergleichbarkeit der Gruppen keine signifikanten Unterschiede in der SSI-Rate oder anderen erfassten Daten bezüglich des Outcomes. Auch eine Subgruppenanalyse, in der Patienten mit Kolon- und Rektumkarzinomen jeweils einzeln ausgewertet und verglichen wurden, ergab keine signifikanten Unterschiede. Auch in Bezug auf das Outcome waren diese Gruppen vergleichbar. Es gab bisher keine uns bekannte Studie, die den Einfluss von FFP-2-Masken auf die SSI-Rate untersucht hat. Allerdings wurden einige Studien durchgeführt, die das Auftreten von SSI während der Covid-19-Pandemie und damit bei verschärften Hygienemaßnahmen unabhängig davon welcher Maskentyp verwendet wurde, untersucht haben. Diese Studien konnten einen signifikanten Rückgang der SSI-Rate seit Ausbruch der Pandemie darstellen, welcher vor allem mit einer strengeren Einhaltung der Handhygiene und dem Rückgang von Besuchen im Krankenhaus erklärt wurde. In einer Regressionsanalyse wurde nach möglichen Prädiktoren für das Auftreten von SSI in unserem Patientenkollektiv gesucht. Hier konnte die Höhe des präoperativen Albumins als unabhängiger Prädiktor detektiert werden. Auch in der Literatur gibt es einige Hinweise darauf, dass ein erniedrigtes präoperatives Serumalbumin als Maßstab für einen schlechten präoperativen Ernährungsstatus, eine erhöhte Rate an SSI und anderen postoperativen Komplikationen bedingt. Außerdem ist ein erniedrigtes präoperatives Albumin mit signifikant höheren Behandlungskosten assoziiert. Es lässt sich zusammenfassen, dass in dieser Studie kein Einfluss von FFP-2-Masken auf die SSI-Rate bei onkologischen Resektionen des Kolons oder Rektums gezeigt werden konnte. Allerdings geben andere Studien Hinweise darauf, dass die allgemein strengeren Hygienebestimmungen während der Pandemie einen Rückgang der SSI-Rate bewirken können. In dieser Studie konnte dies nicht gezeigt werden. Außerdem konnte diese Studie einen erneuten Hinweis darauf geben, dass die Höhe des präoperativen Serumalbumins einen Einfluss auf die postoperative SSI-Rate hat. Um diese Aussagen weiter zu unterstützen, müsste eine prospektive, randomisierte Studie durchgeführt werden.
Umfang:81 Seiten
DOI:10.17192/z2023.0151