Effekte von Intervalltraining versus dem Training nach der Dauermethode auf dem Laufband bei COPD-Patienten

Die pneumologische Rehabilitation (PR) ist ein multidisziplinäres Therapiekonzept und führt bei COPD-Patienten auf höchstem Evidenzgrad gesichert zur Verbesserung von Lebensqualität und körperlicher Leistungsfähigkeit sowie zur Linderung der Krankheitsfolgen (Ries et al. 2007, GOLD Report 2021)....

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Main Author: Adler, Selina
Contributors: Koczulla, Andreas Rembert (Prof. Dr. med.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2022
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Die pneumologische Rehabilitation (PR) ist ein multidisziplinäres Therapiekonzept und führt bei COPD-Patienten auf höchstem Evidenzgrad gesichert zur Verbesserung von Lebensqualität und körperlicher Leistungsfähigkeit sowie zur Linderung der Krankheitsfolgen (Ries et al. 2007, GOLD Report 2021). Anhand einer Studie mit Patienten im Endstadium einer COPD konnte gezeigt werden, dass ein Fahrradergometer- Training mit intensivem Intervalltraining (IT) einem moderaten Ausdauertraining nach der Dauermethode (DM) hinsichtlich der subjektiv empfundenen Atemnot nach der Borg- Skala und der Anzahl an ungeplanten Pausen überlegen ist (Gloeckl et al. 2012). Ziel dieser Studie war es, die Effekte beider Trainingsformen für ein Gehtraining auf dem Laufband zu vergleichen aufgrund der möglichen größeren Relevanz für den Alltag der Patienten. Bei dieser Studie handelt es sich um eine prospektive, randomisierte, kontrollierte Interventionsstudie ohne Verblindung. Im Rahmen einer 3-wöchigen stationären PR in der Schön Klinik Berchtesgadener Land wurden 43 Patienten mit COPD III und IV nach GOLD (Alter: 64 ± 9 Jahre, FEV1: 37 ± 14 % vom Sollwert, 6-MWT: 381 ± 112 Meter) 1:1 in eine von zwei Trainingsgruppen randomisiert. Alle Probanden durchliefen das gleiche multimodale Rehabilitationsprogramm, bestehend aus Maßnahmen wie der ärztlichen Versorgung, Atemphysiotherapie, psychosozialer Beratung, Schulungen, sowie der medizinischen Trainingstherapie (MTT) inklusive standardisiertem Krafttraining (5x/Woche). Der einzige inhaltliche Unterschied im Rehabilitationsprogramm zeigte sich beim Ausdauertraining, welches entweder moderat nach der DM oder intensiv als IT stattfand. Die individuelle submaximale Leistungsfähigkeit jedes Patienten wurde mithilfe des 6-Minuten-Gehtests (6-MWT) ermittelt. 20 Patienten führten das Gehtraining auf dem Laufband (5x/Woche) bei einer Intensität von 60% ihrer 6-MWT-Gehgeschwindigkeit nach der DM durch und 22 Patienten als IT bei 120%, es gab einen Drop-Out in der DM vor Beginn der ersten Trainingseinheit. Die Trainingsdauer wurde während der PR von 10 Minuten (1x/Tag) auf 32 Minuten (2x/Tag) kontinuierlich gesteigert. Während des Trainingsverlaufs erfolgte die Bewertung der subjektiv empfundenen Dyspnoe und Beinermüdung durch den Patienten anhand der Borg-Skalenwerte. Zur Beurteilung der körperlichen Leistungsfähigkeit führten wir zu Beginn und am Ende der Intervention den 6-MWT durch. Veränderungen der Beinkraft wurden mithilfe des CRTs sowie mittels Kraftmessung von Beinbeugern und -streckern dokumentiert. Auch die Lebensqualität wurde sowohl vor als auch nach der PR mittels Fragebögen, wie dem SF- 36, dem CRQ und der HADS, abgefragt. Während der einzelnen Trainingseinheiten auf dem Laufband erfolgte ein kontinuierliches Monitoring von Herzfrequenz (HF) und Sauerstoffsättigung (SpO2). Des Weiteren wurden eventuell benötigte ungeplante Pausen während des Ausdauertrainings schriftlich festgehalten. Die subjektiv empfundene Atemnot, gemessen anhand der Borg-Skalenwerte von 0-10, zeigte sich während der Trainingseinheiten im Mittel in der IT-Gruppe deutlich geringer als in der DM-Gruppe mit einem Gruppenunterschied von 0,5 Punkten (IT: 3,7 ± 1,0 Punkte vs. 4,2 ± 1,2 Punkte) und verringerte sich von Beginn der Intervention (Durchschnitt aus erster und zweiter Trainingseinheit) bis zum Ende der Intervention (Durchschnitt aus letzter und vorletzter Trainingseinheit) in der IT- etwas mehr als in der DM-Gruppe (IT: -1,0 (-1,7 bis -0,4) Punkte vs. DM: -0,3 (-1,4 bis 0,3) Punkte). Diese Verbesserung stellte sich in der IT als statistisch hoch signifikant (p<0,01) sowie klinisch relevant dar ohne signifikanten Zwischengruppenunterschied von Δ 0,8 Punkte zur DM. Die Verbesserung im 6-MWT (IT: +45,0 (37,7 bis 69,4) Meter vs. DM: +40,0 (26,6 bis 58,4) Meter) zeigte sich in beiden Studiengruppen hoch signifikant (p<0,01) und klinisch relevant ohne signifikanten Gruppenunterschied von Δ 5,0. Beim 5-CRT konnten die Studienprobanden im Verlauf ihre 5 Wiederholungen im Aufstehtest im Mittel um -2,1 Sekunden statistisch hoch signifikant (p<0,01) verbessern (IT: -2,3 (-4,2 bis -0,7) Sekunden vs. DM: -2,1 (-3,4 bis -0,6) Sekunden) ohne signifikanten Gruppenunterschied von Δ 0,2. Bei der Kraftmessung der Beinstrecker und -beuger mittels Dynamometer zeigte sich in der IT-Gruppe jeweils eine signifikante Zunahme der Muskelkraft (p<0,05) durch die Intervention (Beinstrecker: +1,0 (0,6 bis 3,2) % vom Sollwert, Beinbeuger: +3,0 (1,9 bis 4,1) % vom Sollwert) ohne signifikanten Gruppenunterschied zur DM. In der DM-Gruppe betrug die Zunahme der Muskelkraft im selben Zeitraum bei den Beinstreckern +2,0 (0,9 bis 2,6) % vom Sollwert und bei den Beinbeugern +2,0 (0,4 bis 5,6) % vom Sollwert und stellte sich nicht statistisch signifikant dar. Die subjektiv empfundene Beinermüdung nach Borg verringerte sich von Beginn bis zum Ende der Intervention in beiden Gruppen ähnlich stark (IT: -0,5 (-1,5 bis -0,1) Punkte vs. DM: -0,5 (-1,0 bis 0,6) Punkte). Diese Verbesserung zeigte sich in der IT statistisch signifikant (p<0,05). Der Mittelwert der Borg-Beinermüdung während aller Trainingseinheiten zeigte sich in der IT-Gruppe deutlich geringer, als in der DM-Gruppe mit einem Gruppenunterschied von 0,7 Punkten (IT: 2,2 ± 1,3 Punkte vs. 2,9 ± 1,5 Punkte). Mithilfe der 3 Fragebögen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität ließ sich zeigen, dass die Studienprobanden tendenziell ihre Lebensqualität nach Abschluss der 3-wöchigen PR besser bewerteten als zu Beginn. Teilweise ließen sich sogar signifikante Verbesserungen detektieren. In der DM-Gruppe kam es während des Trainings zu einer hoch signifikant größeren Anzahl an ungeplanten Pausen als in der IT-Gruppe (DM: 6,7 ± 15,0 Pausen vs. IT: 0,6 ± 1,4 Pausen, p<0,01). Es wurden keine trainingsbezogenen Komplikationen oder andere unerwünschte Nebenwirkungen beobachtet. Es konnte gezeigt werden, dass die Probanden der Intervalltrainingsgruppe im Trainingsverlauf weniger ungeplante Pausen machen mussten. Bezogen auf die körperliche Leistungsfähigkeit, die Muskelkraft in den Beinen sowie die gesundheitsbezogene Lebensqualität scheinen sowohl ein moderates Ausdauertraining nach der Dauermethode als auch ein intensives Intervalltraining vergleichbar effektive Trainingsmethoden zu sein. Die subjektiv empfundene Atemnot und Beinermüdung zeigten sich in der IT im Rahmen der PR signifikant rückläufig. Sollte diese Annahme in Folgestudien mit größerer Fallzahl bestätigt werden, könnte im Rahmen der PR bei COPD-Patienten in Zukunft ein größerer Fokus auf das Laufbandtraining nach der Intervallmethode gelegt werden.
Physical Description:154 Pages
DOI:10.17192/z2023.0132