Intraoperative Komplikationen bei der ureterorenoskopischen Steintherapie in Abhängigkeit eines Pre-Stenting

Hintergrund, Ziele und Methode: Das Harnsteinleiden stellt ein Krankheitsbild mit steigender Inzidenz dar, das bei einer Harnleiterpassage des Steins durch kolikartige Schmerzen zu häufiger Hospitalisierung mit Bedarf einer interventionellen Maßnahme führt. Hierbei steht unter anderem die Ureteroren...

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Main Author: Boneberg, Aline
Contributors: Huber, J. (Prof. Dr. Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2022
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Hintergrund, Ziele und Methode: Das Harnsteinleiden stellt ein Krankheitsbild mit steigender Inzidenz dar, das bei einer Harnleiterpassage des Steins durch kolikartige Schmerzen zu häufiger Hospitalisierung mit Bedarf einer interventionellen Maßnahme führt. Hierbei steht unter anderem die Ureterorenoskopie zur Verfügung, die trotz hoher klinischer Sicherheit mit intraoperativen Komplikationen vergesellschaftet sein kann. Dazu zählen sowohl kleinere intraoperative Komplikationen wie Perforationen des Ureters, Verletzung der Ureterschleimhaut gefolgt von einer Blutung, als auch schwerwiegende Komplikationen wie beispielsweise ein Abriss des Ureters. Bereits in der Vergangenheit wurde untersucht, wie sich die präoperative Einlage einer Ureterschiene auf verschiedene Kriterien, unter anderem auch auf intraoperative Komplikationen, auswirkt. Hierbei zeigt die Studienlage ein heterogenes Bild. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob ein präoperatives Stenting einen Benefit für das Outcome der Ureterorensokopie bringt. In der vorliegenden Arbeit wird diese Frage mit Hilfe von Patientendaten retrospektiv genauer analysiert. Für die Arbeit wurden Patienten selektiert, die sich im Zeitraum zwischen 01.01.2014 – 31.12.2014 mit einem Harnsteinleiden in der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (Standort Marburg) vorstellten. Der Therapieerfolg sowie die Komplikationsraten wurden hierbei zwischen zwei Gruppen verglichen. Die Patienten der einen Gruppe erhielten vor dem endoskopischen Eingriff ein Pre-Stenting (90 Fälle), wohingegen bei den Patienten der anderen Gruppe keine Harnleiterschiene vor der Ureterorensokopie eingelegt wurde (57 Fälle). Ergebnisse: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen sowohl positive als auch negative Effekte durch das Pre-Stenting vor einer geplanten Ureterorenoskopie. Zu den positiven Effekten gehören beispielsweise eine signifikante Abnahme der Patienten mit einer Hämaturie und Nierenbeckenektasie bei stationärer Aufnahme mit Pre-Stenting. Auch der Anteil an Patienten mit kolikartigen Beschwerden wird durch ein Pre-Stenting gesenkt. Weiterhin führt die Anlage der Schiene zu einer signifikanten Verminderung der Einnahme von Spasmoanalgetika (z.B. Metamizol) und Alpha-Rezeptorblockern (Tamsulosin) während des stationären Aufenthaltes. Auch für den intraoperativen Verlauf können positive Effekte, wie die signifikante Abnahme an Bougierungen der Harnwege bei Patienten mit Pre-Stenting beobachtet werden. Auf der anderen Seite treten intraoperative Kompli-kationen signifikant häufiger in der Gruppe mit Pre-Stenting auf. Besonders für Harnleiterläsionen und intraoperative Blutungen ist ein signifikanter, bei letzterem ein hochsignifikanter Unterschied zu erkennen. Zudem zeigt sich bei Patienten mit liegender Harnleiterschiene signifikant häufiger eine bewachsene Urinkultur. Diskussion und Schlussfolgerung: Das Hauptthema dieser Arbeit zielt auf die Frage ab, inwiefern sich ein Pre-Stenting auf die intraoperativen Komplikationen einer Stein-URS auswirkt. Dabei ist festzustellen, dass intraoperative Komplikationen in dieser Studie nur selten festgestellt werden konnten, allerdings fast ausschließlich in der Gruppe mit Pre-Stenting. Nach den Ergebnissen dieser Arbeit scheint das Legen einer Harnleiterschiene vor der geplanten Ureterorenoskopie zwar zu einer Erleichterung der OP-Bedingungen zu führen. Es zeigt sich eine Verringerung der Rate an Bougierungen der Harnwege, sowie eine Abnahme des Anteils an impaktierten Steinen. Zusätzlich kann häufiger ein flexibles Ureterorensokop bei Patienten mit Pre-Stenting verwendet werden. Dies kann auch durch eine vergleichbare Studie bestätigt werden (Navetta et al. 2019). Eine weitere Studie zeigt allerdings keine signifikante Verbesserung durch das Pre-Stenting unabhängig von der Lokalisation bzw. Steingröße bezüglich der Komplikationsrate (Dessyn et al. 2016). Zusammenfassend ist daher festzustellen, dass trotz der oben beschriebenen positiven Effekte eines Pre-Stentings aufgrund der erhöhten intraoperativen Komplikationen die Indikation zur Einlage einer Harn-leiterschiene vor geplanter Ureterorensoskopie wie bisher grundsätzlich nur nach den Vorgaben der entsprechenden Leitlinie gestellt werden sollte und Ausnahmen einer sorgfältigen Risikoabwägung im Sinne des Patienten bedürfen.
Physical Description:77 Pages
DOI:10.17192/z2023.0127