Vergleich von Effektivität und Nebenwirkungen einer kombinierten medikamentösen Prophylaxe von postoperativer Übelkeit und Erbrechen (PONV) mit Dexamethason und Granisetron vs. Dexamethason und Ondansetron

Postoperative Übelkeit und Erbrechen (PONV) stellt ein relevantes Problem für viele Patienten in der postoperativen Phase dar. Die Inzidenz-Angaben für PONV variieren in der Literatur von 30% bis zu 80% bei Hochrisikopatienten. Die wichtigste prophylaktische Maßnahme, um das PONV-Risiko zu reduziere...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Tammen, Lea Carlotta
Beteiligte: Eberhart, Leopold (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2022
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Postoperative Übelkeit und Erbrechen (PONV) stellt ein relevantes Problem für viele Patienten in der postoperativen Phase dar. Die Inzidenz-Angaben für PONV variieren in der Literatur von 30% bis zu 80% bei Hochrisikopatienten. Die wichtigste prophylaktische Maßnahme, um das PONV-Risiko zu reduzieren, ist die Gabe von Antiemetika. Hier hat es sich mittlerweile zum Standard entwickelt, zwei oder mehr Antiemetika aus unterschiedlichen Medikamentenklassen zur PONV-Prophylaxe einzusetzen. Allerdings gibt es keine einheitliche Empfehlung, welche Medikamente genau eingesetzt werden sollen. Dies variiert von Klinik zu Klinik. Ziel dieser Arbeit war es, die Wirksamkeit einer kombinierten PONV-Prophylaxe aus Dexamethason und 5-HT3-Antagonisten miteinander zu vergleichen. Dazu wurden die Kombinationen „Dexamethason + Granisetron“ und „Dexamethason + Ondansetron“ untersucht und das Auftreten von PONV zwischen den beiden Gruppen verglichen. Zudem sollten die Kombinationen hinsichtlich des Auftretens von Nebenwirkungen, der Medikamentenkosten, sowie der Patientenzufriedenheit postoperativ anhand des PPP33-Fragebogens analysiert werden. Für die Auswertung standen 2344 vollständige Patientendaten aus der P6NV-Studie zur Verfügung. Dabei handelt es sich um eine randomisierte, doppelverblindete Multicenterstudie zur Analyse der Prophylaxe von Übelkeit und Erbrechen in der postoperativen Phase bei Patienten, die eine routinemäßige pharmakologische Prophylaxe erhalten. 1026 Patienten erhielten die Medikamente Dexamethason und Granisetron, während 374 Patienten die Kombination Dexamethason und Ondansetron erhielten. Granisetron wurde meist in einer Dosierung von 1 mg gegeben und Ondansetron in einer Dosierung von 4 mg. Die PONV-Inzidenz wurde mithilfe der Simplified PONV Impact Scale (SPIS) nach Myles & Wengritzky nach zwei Stunden im Aufwachraum sowie nach 24 Stunden auf der Peripherstation gemessen. Der Vergleich der PONV-Inzidenz in den beiden Gruppen ergab, dass die Gruppe „Dexamethason + Granisetron“ einen statistisch signifikant niedrigeren 24h-SPIS-Wert hatte, seltener Übelkeit/Erbrechen jeglicher Intensität nach 24 Stunden angab und seltener Antiemetika zur PONV-Therapie im Aufwachraum und auf der Peripherstation benötigte als die Gruppe „Dexamethason + Ondansetron“. Hinsichtlich der PONV-Inzidenz nach zwei Stunden im AWR und dem Auftreten von klinisch relevantem PONV (SPIS ≥ 5 bzw. SPIS ≥ 3) bestand kein Unterschied zwischen den Gruppen. Die Gruppe „Dexamethason + Granisetron“ litt statistisch signifikant häufiger unter der Nebenwirkung Obstipation. Dies – sowie das seltenere Auftreten von Übelkeit/Erbrechen – gaben die Patienten der Gruppe „Dexamethason + Granisetron“ auch signifikant häufiger bei der Beantwortung des PPP33-Fragebogens an. Die pharmakoökonomische Kostenanalyse zeigte unterschiedliche maximale Aufpreise für Granisetron - abhängig von der PONV-Inzidenz und den mit PONV assoziierten Kosten – ab denen sich der Einsatz von Granisetron preislich nicht mehr lohnt. Diese Unterschiede zwischen den Medikamentenkosten stellten sich dabei als relativ hoch heraus. Mithilfe der P6NV-Studie konnte gezeigt werden, dass der 5-HT3-Antagonist Granisetron bevorzugt in Kombination mit Dexamethason zur PONV-Prophylaxe eingesetzt werden sollte und gegenüber Ondansetron hinsichtlich der Reduktion der PONV-Inzidenz nach 24 Stunden überlegen ist. Dies lässt sich mit der längeren Halbwertszeit von Granisetron gegenüber Ondansetron erklären. Nach zwei Stunden war kein Unterschied zwischen den Medikamenten hinsichtlich der PONV-Inzidenz zu erkennen. Die Kostenanalyse konnte zeigen, dass sich Granisetron auch preislich eher lohnt als Ondansetron und deutlich mehr kosten müsste, um unterlegen zu sein. Einschränkend muss hinzugefügt werden, dass bei der Betrachtung von klinisch relevantem PONV (SPIS ≥ 5 bzw. SPIS ≥ 3) kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen bestand. Dies lag vermutlich an der geringen Inzidenz für klinisch relevantes PONV in der P6NV-Studie. Außerdem unterschieden sich die Gruppen hinsichtlich ihres PONV-Ausgangsrisikos – gemessen an dem Koivuranta- und Apfel-Score. Da die Aussagekraft der Modelle zur Risikoeinschätzung eingeschränkt ist, kann ein Einfluss auf das Ergebnis der Studie nicht abschließend eingeschätzt werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Granisetron gegenüber Ondansetron bevorzugt zur PONV-Prophylaxe eingesetzt werden sollte, da es die PONV-Inzidenz effektiver senkt und die PONV-assoziierten Kosten reduziert.
Umfang:103 Seiten
DOI:10.17192/z2022.0279