Verarbeitung von Wortformen bei monolingualen und bilingualen Kindern

Der Erwerb und die Verarbeitung von Wörtern sind wesentliche Bausteine des kindlichen Spracherwerbs und folglich essentiell für die kommunikativen Fähigkeiten und den Bildungserfolg eines Kindes. Um Wörter speichern, verarbeiten und aktivieren zu können sind u.a. die Qualität bzw. der Detailgrad ab...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Hein, Karin Barbara
Beteiligte: Kauschke, Christina (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2022
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Der Erwerb und die Verarbeitung von Wörtern sind wesentliche Bausteine des kindlichen Spracherwerbs und folglich essentiell für die kommunikativen Fähigkeiten und den Bildungserfolg eines Kindes. Um Wörter speichern, verarbeiten und aktivieren zu können sind u.a. die Qualität bzw. der Detailgrad abgespeicherter phonologischer Wortformen und die Fähigkeit darauf zugreifen oder diese abrufen zu können von Bedeutung. Psycholinguistischen Modellen zufolge werden diese Prozesse dem Phonologischen Input- und Output-Lexikon zugesprochen. Die vorliegende Dissertation durchleuchtet die lexikalischen Fähigkeiten mit einem Fokus auf der Verarbeitung von Wortformen vor dem Hintergrund eines psycholinguistischen Modells in einer natürlichen und möglichst unselektierten Stichprobe von Kindern im Grundschulalter und berücksichtigt dabei die Diversität der lexikalischen Fähigkeiten bei monolingualen und bilingualen Kindern. Die Betrachtung individueller Stärken und Schwächen in der lexikalischen Verarbeitung ist im Rahmen klinischer Diagnostikprozesse von besonderer Bedeutung, da darauf basierend adäquate Therapieinhalte abgeleitet werden. Untersucht wurden 203 Kinder im Alter zwischen 6 und 9 Jahren. Davon wuchsen 164 Kinder deutschsprachig monolingual und 39 bilingual mit Deutsch und einer weiteren Sprache auf. Neben der Überprüfung des Wortschatzumfangs durch traditionelle Wortschatztests (Wort-Bild Zuordnung und Bildbenennen) wurden Aufgaben zum auditiven Lexikalischen Entscheiden und Schnellbenennen entwickelt und eingesetzt, um speziell die Verarbeitung von Wortformen im Phonologischen Input- und Output-Lexikon zu testen. Weitere Aufgaben, die insbesondere prä- und postlexikalische Komponenten der Wortverarbeitung untersuchen, ergänzten die Testbatterie. Die erhobenen Daten wurden im Hinblick auf unterschiedliche Fragestellungen ausgewertet und analysiert. Einen Schwerpunkt stellte hierbei die Systematisierung der diversen kindlichen lexikalischen Fähigkeiten dar, deren Outcome sich sowohl in der Gruppe monolingualer als auch in der Gruppe bilingualer Kinder in fünf charakteristischen lexikalischen Profilen zeigte. Dieses Ergebnis lieferte auch erste Hinweise für den zweiten Schwerpunkt der Dissertation, einem Vergleich zwischen monolingualen und bilingualen Grundschulkindern. Dieser zeigte unabhängig vom Spracherwerbstyp (monolingual oder bilingual) sehr ähnliche Verarbeitungsprozesse in der Verarbeitung von Wortformen, vermutlich mit einer initialen Schwäche bilingualer Kinder zu Beginn der Grundschulzeit. Schließlich wurden die Aufgaben zum auditiven Lexikalischen Entscheiden und Schnellbenennen auf ihr mögliches Potential hinsichtlich des Einsatzes in der sprachtherapeutischen Praxis im Rahmen differentialdiagnostischer Prozesse bei lexikalischen Auffälligkeiten getestet. Sie können als sinnvoll und gewinnbringend einsetzbar bewertet werden, um in der Folge therapeutische Interventionen bei lexikalischen Schwierigkeiten individueller und effektiver gestalten zu können.
Umfang:69 Seiten
DOI:10.17192/z2022.0239