Retrospektive Analyse der Herzratenvariabilität von gesunden Kontrollen, Patienten mit REM-Schlafverhaltensstörungen, Parkinson-Krankheit, Multisystematrophie und Progressiver supranukleärer Blickparese im Schlaf

Störungen des vegetativen Nervensystems kommen bei Parkinson-Syndromen und ihren Vorstufen wie der „REM-Schlaf-Verhaltensstörung“ (RBD) häufig vor. In vorhergegangenen Studien konnte gezeigt werden, dass sich die Parkinson-Syndrome anhand des Ausmaßes der autonomen Störungen unterscheiden. Insbesond...

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Main Author: Gross, Celina Antonia
Contributors: Oertel, Wolfgang (Prof. Dr. med. Dr. hc.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2022
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Störungen des vegetativen Nervensystems kommen bei Parkinson-Syndromen und ihren Vorstufen wie der „REM-Schlaf-Verhaltensstörung“ (RBD) häufig vor. In vorhergegangenen Studien konnte gezeigt werden, dass sich die Parkinson-Syndrome anhand des Ausmaßes der autonomen Störungen unterscheiden. Insbesondere zeigt sich ein deutliches Ausmaß an kardialer sympathischer Denervation bei der Parkinson-Krankheit (PK) im Vergleich zu atypischen Parkinson-Syndromen, wie der Multisystematrophie (MSA) oder Progressiven supranukleären Blickparese (PSP). Eine Möglichkeit den Einfluss des vegetativen Nervensystems zu untersuchen ist die Herzratenvariabilität (HRV). Studien konnten bereits Einschränkungen der HRV bei Patienten mit Parkinson-Syndromen zeigen, insgesamt ist die Datenlage aber heterogen, nicht zuletzt wegen uneinheitlicher Studiendesigns, Messdauern und verwendeten HRV-Parametern. In der vorliegenden Studie wurde der 2006 erstmals beschriebene, d.h. relativ neue HRV-Parameter, die Dezelerationskapazität (DC), im Vergleich mit etablierten HRV-Parametern, wie SDNN, SDANN, LF/HF und pNN50, bei Patienten mit PK, MSA, PSP, RBD und gesunden Kontrollen (GK) retrospektiv in Elektrokardiographien von stationären Polysomnographien Schlafstadien-spezifisch untersucht. Darüber hinaus wurden mögliche Störfaktoren (Medikation, Nebendiagnosen) und eine Korrelation mit motorischen (UPDRS, Hoehn und Yahr-Stadium) und nicht-motorischen Symptomen (PD NMS, Anzahl autonomer Dysfunktionen), sowie etablierten diagnostischen Methoden für Parkinson-Syndrome (FDG-PET, DaTScan, IBZM-Szintigraphie, TCS, MIBG-Szintigraphie) untersucht. Patienten mit MSA und PSP zeigten eine signifikant niedrigere DC als GK, PK und RBD. Die meisten signifikanten Unterschiede traten in der gesamten Aufnahmezeit, sowie dem parasympathisch dominiertem Non-REM-Schlaf 1 auf. In unserer Studie konnten wir keine statistisch signifikanten Unterschiede der DC zwischen PK, RBD und GK zeigen. Tatsächlich wies die Gruppe der PK in fast allen Schlafphasen eine höhere DC auf, als die Gruppe von RBD oder GK. Es konnte ebenfalls kein signifikanter Unterschied der DC zwischen MSA und PSP festgestellt werden. Eine longitudinale Darstellung sowie die negative Korrelation von DC und HY-Stadium, weist auf eine Reduktion der DC im Krankheitsverlauf hin. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass anhand der parasympathischen kardialen Dysregulation im Schlaf, mittels der DC, zwischen PK und atypischen PK unterschieden werden kann. Da die DC die parasympathische Modulation des Herzens widerspiegelt, postulieren wir ein Muster von parasympathischer kardialer Denervation in Patienten mit atypischen Parkinson-Syndromen und nicht bei PK. Ziel ist es die DC als Biomarker zur weiteren Unterscheidung von PK und atypischen Parkinson-Syndromen, nicht nur in manifesten, sondern auch prodromalen Stadium, zu etablieren. Hierzu soll langfristig die Analyse der DC aus PSG als Untersuchungsmöglichkeit etabliert werden, um bei Patienten mit RBD eine Konversion in MSA oder PK vorherzusagen.
Physical Description:149 Pages
DOI:10.17192/z2022.0190