Femina sacra. Brautentführungen in Georgien - ein Kontinuum patriarchaler Gewalt

In meiner Dissertationsarbeit zum Thema „Femina sacra - ein Kontinuum patriarchaler Gewalt“ stelle ich drei Typen der Brautentführung (unfreiwillige bzw. gewaltsame Entführung, Entführung durch Täuschung und geplante Entführung) vor. Ich zeige auf, dass Brautentführungen akzeptiert werden, um gesell...

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Kamm, Elke Maria
Beteiligte: Kosack, Godula (PD Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2020
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:In meiner Dissertationsarbeit zum Thema „Femina sacra - ein Kontinuum patriarchaler Gewalt“ stelle ich drei Typen der Brautentführung (unfreiwillige bzw. gewaltsame Entführung, Entführung durch Täuschung und geplante Entführung) vor. Ich zeige auf, dass Brautentführungen akzeptiert werden, um gesellschaftlichen und traditionellen Wertvorstellungen zu entsprechen, die ein geschlechterspezifisches Verhalten der Frau und des Mannes verlangen. Von der Frau wird Schamhaftigkeit und Sittsamkeit erwartet, während der Mann seine Männlichkeit in Form von sicherem Auftreten in der Öffentlichkeit, Stärke und Macht demonstrieren soll. Insbesondere bei den Formen der gewaltsamen Entführung und der Entführung durch Täuschung, in denen der Entführer geltende Regeln verletzt, soll der Schein „der Normalität/ der Ordnung“ durch eine anschließende offizielle Heirat wiederhergestellt werden, die der Entführten abverlangt wird. So führen traditionelle Wertvorstellungen dazu, dass selbst die in ihrem Rahmen illegale Tat der Brautentführung in den legalen Rahmen der Verheiratung überführt wird. Damit stärken diese traditionell-patriarchalischen Wertvorstellungen das hegemoniale Machtgefüge in der georgischen Gesellschaft. In diesen Machtstrukturen ist die Position der Frau eine untergeordnete, und gewaltsame Brautentführungen werden unter diesem Blickwinkel erst möglich gemacht. Unter Verwendung Giorgio Agambens homo sacer, runde ich die Arbeit mit einer kritischen Betrachtung ab, die sich auf die feministische Sichtweise der Figur femina sacra stützt. Ich argumentiere, dass die Körper (und das Verhalten) von Frauen in der patriarchalen georgischen Gesellschaft Objektivierungsmechanismen unterliegen, die die Rechte der Frauen auf ein Minimum reduzieren und somit physische und psychische Gewalt im Rahmen der gewaltsamen Brautentführung möglich machen. Das Konzept Agambens und die Erweiterung seiner Arbeit durch feministische Wissenschaftlerinnen zur Figur femina sacra ist für diese Arbeit sinnvoll, da es aufzeigt, inwiefern ein mit Rechten und Pflichten ausgestatteter Mensch zu einem Menschen degradiert werden kann, dessen Bürgerrechte beschnitten und eingeschränkt werden. Dieser Fall trifft auf Frauen in der georgischen Gesellschaft zu, die von einer gewaltsamen Entführung bedroht sind bzw. diese erleben mussten und denen die Chance auf die Einhaltung ihrer Rechte und Pflichten (Menschen- und Frauenrechte) versagt wird. Durch die Figur der femina sacra wird der Fokus auf strukturelle Zusammenhänge patriarchaler Machtmechanismen gerichtet, die ihren Ausdruck in physischer und psychischer Gewalt gegen Frauen finden.
Umfang:169 Seiten
DOI:10.17192/z2022.0065