Regionalanästhesie der Nervi supraclaviculares und der C5 Nervenwurzel bei operativer Therapie von Verletzungen der Clavicula. Einfluss auf postoperative Analgesie und Lungenparameter.

Claviculafrakturen und AC-Gelenksluxationen sind häufige Verletzungen bei sportlichen Erwachsenen und stellen einen bedeutenden Anteil der Verletzungen des Schultergürtels dar. Obwohl Regionalanästhesieverfahren bei Operationen der oberen Extremität mittlerweile fester Bestandteil postoperativer Sch...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Schaefer, Martin Julian
Beteiligte: Zoremba, Martin (Prof. Dr. med) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2021
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Claviculafrakturen und AC-Gelenksluxationen sind häufige Verletzungen bei sportlichen Erwachsenen und stellen einen bedeutenden Anteil der Verletzungen des Schultergürtels dar. Obwohl Regionalanästhesieverfahren bei Operationen der oberen Extremität mittlerweile fester Bestandteil postoperativer Schmerzkonzepte sind, findet bei Verletzungen der Clavicula keine routinemäßige Anwendung peripherer Nervenblockaden statt. Grund dafür ist die komplexe Innervation der Clavicula aus Anteilen des Plexus cervicalis und des Plexus brachialis und die damit einhergehende Uneinigkeit über das optimale Regionalanästhesieverfahren. Ziel dieser Dissertation war es anhand einer randomisierten kontrollierten Studie ein geeignetes Regionalanästhesieverfahren für die postoperative Schmerztherapie von Verletzungen der Clavicula zu finden und somit zur Etablierung eines neuen anästhesiologischen Behandlungsstandards beizutragen. Neben der Frage nach der optimalen Analgesiequalität, wurde zudem die Inzidenz an Phrenikusparesen mittels Zwerchfellsonographie, sowie die postoperative Sauerstoffsättigung untersucht. Nach positivem Ethikvotum konnten 60 Patienten, welche für eine elektive Operation bei Claviculafraktur oder AC-Gelenksluxation geplant waren, im Zeitraum vom 01.04.2019 bis zum 30.11.2020 in die Studie eingeschlossen werden. Nach Ausschluss von 4 Patienten erfolgte die Randomisierung von 56 Patienten in eine von 3 Studiengruppen. Die erste Studiengruppe erhielt eine Allgemeinanästhesie mit zusätzlicher Regionalanästhesie der Nn. supraclaviculares und der C5 Nervenwurzel mit 10 ml Lokalanästhetikum (NSCL+C5-Gruppe; n= 19). Die zweite Studiengruppe erhielt eine Allge- meinanästhesie mit zusätzlicher Regionalanästhesie der C5 Nervenwurzel mit 5 ml Lokalanästhetikum (C5-Gruppe; n= 18). Die dritte Studiengruppe erhielt eine alleinige Allgemeinanästhesie mit systemischer Analgesie (Kontrollgruppe; n= 19). Die Regionalanästhesie erfolgte in der ultraschallgestützten in-plane Technik mit Ropivacain (7,5 mg/ml) und Prilocain (10 mg/ml). Als primäre Zielparameter wurden die postoperative Analgesiequalität (NRS), sowie der postoperative Piritramidbedarf festgelegt. Sekundäre Zielparameter waren die sonographische Zwerchfellexkursion zur Detektion einer Phrenikusparese und die Sauerstoffsättigung mittels Pulsoxymetrie. Die Datenerhebung erfolgte präoperativ, sowie zu den postoperativen Messzeitpunkten t0 (bei Aufnahme im Aufwachraum), t0,5 (nach 30 min.), t1 (nach 60 min) und t24 (nach 24h). Die Patienten der NSCL+C5-Gruppe hatten in der ersten postoperativen Stunde keine Schmerzen (NRS t0-t1= 0) und zeigten damit signifikant niedrigere NRS-Werte gegenüber der C5-Gruppe (NRS t0= 1,9; NRS t0,5= 2,9; NRS t1= 2,2) und der Kontrollgruppe (NRS t0= 4,5; NRS t0,5= 4,4; NRS t1= 3,2). Die NSCL+C5-Gruppe benötigte keine zusätzliche postoperative Piritramidgabe und hatte damit einen signifikant niedrigeren Piritramidbedarf als die C5-Gruppe (4,4 mg) und die Kontrollgruppe (12,6 mg). In der NSCL+C5-Gruppe war die Inzidenz einseitiger Phrenikusparesen mit 32% (t0) erhöht und es zeigte sich postoperativ eine deutliche Einschränkung der Zwerchfellexkursion. Die Sauerstoffsättigung lag postoperativ in allen Gruppen leicht reduziert vor, wobei die NSCL+C5-Gruppe die besten Werte aufwies. In der ersten postoperativen Stunde waren die SpO2-Werte der NSCL+C5-Gruppe signifikant höher als die der Kontrollgruppe. Zum Zeitpunkt t24 konnten hinsichtlich der primären und sekundären Zielparameter keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen festgestellt werden. Anhand der dargestellten Ergebnisse lässt sich abschließend folgern, dass die Anwendung der kombinierten Regionalanästhesie der Nn. supraclaviculares und der C5 Nervenwurzel ein optimales anästhesiologisches Konzept zur Vermeidung postoperativer Schmerzen nach Operationen an der Clavicula bietet und zu einer signifikanten Reduktion des postoperativen Opiatbedarfs führt. Die erhöhte Inzidenz an Phrenikusparesen blieb trotz der damit einhergehenden Dysfunktion des ipsilateralen Diaphragmas klinisch inapparent und ohne relevante Einschränkung der Oxygenierung. Die Wirksamkeit dieser Regionalanästhesietechnik als alleiniges Anästhesieverfahren bei Operationen der Clavicula wäre ein interessanter Gegenstand weiterer randomisierter kontrollierter Studien.
Umfang:96 Seiten
DOI:10.17192/z2022.0035