Defibrillation bei einem präklinischen Herz-Kreislauf-Stillstand: Konversionsraten und Rezidivhäufigkeiten in der Frühphase der Reanimation durch den Rettungsdienst

Hintergrund: Die häufigste Todesursache weltweit ist laut WHO die ischämische Herzerkrankung. Bei einem außerklinischen Herzstillstand (OHCA) mit initialem Kammerflimmern (VF) empfehlen die aktuellen Leitlinien eine frühzeitige Defibrillation, gefolgt von Thoraxkompressionen für zwei Minuten, bevo...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Spies, Dana Maresa
Beteiligte: Kill, Clemens (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2021
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Hintergrund: Die häufigste Todesursache weltweit ist laut WHO die ischämische Herzerkrankung. Bei einem außerklinischen Herzstillstand (OHCA) mit initialem Kammerflimmern (VF) empfehlen die aktuellen Leitlinien eine frühzeitige Defibrillation, gefolgt von Thoraxkompressionen für zwei Minuten, bevor der Defibrillationserfolg überprüft wird. Zeigt die Rhythmusanalyse ein erneutes Kammerflimmern, ist unklar, ob das Kammerflimmern persistierte oder es zu einem Rezidiv gekommen ist. Die vorliegende Dissertation widmet sich thematisch der präklinischen Defibrillation, die während einer Reanimation durch den Rettungsdienst im Rahmen eines außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillstandes vorgenommen wird. Im Speziellen ist der Defibrillationserfolg und der Zeitpunkt eines möglichen Rezidivs eines defibrillierbaren Herzrhythmus im Zeitintervall direkt nach der Defibrillation bis zur nächsten Herzrhythmusanalyse untersucht worden. Methoden: In die Analyse wurden alle Fälle von OHCA mit initialem Kammerflimmern (VF) bei Eintreffen des Rettungsdienstes im Landkreis Marburg-Biedenkopf von Januar 2014 bis März 2018 einbezogen und die EKG-Datensätze vom Beginn der kardiopulmonalen Reanimation bis vier Minuten nach dem dritten Schock berücksichtigt. Drei unabhängige Untersucher analysierten die corpuls3-EKG-Aufzeichnungen unter Verwendung von Hochpassfiltern. Eine erfolgreiche Terminierung des Kammerflimmerns wurde als das Fehlen einer VF-Wellenform innerhalb von 5 Sekunden (s) nach Schockabgabe und ein VF-Rezidiv als das Vorhandensein einer VF-Wellenform im Intervall ab 5 s nach der Schockabgabe definiert. Eine formale Bearbeitung durch eine Ethikkommission war nicht erforderlich. Ergebnisse: 185 biphasische Schocks von 82 Patienten wurden eingeschlossen und ausgewertet. In 74,1 % (n = 137) aller Schocks beendete eine Defibrillation das Kammerflimmern, aber bei 81 % (n = 111) trat ein Rezidiv auf. Die mediane (IQR) Zeit des VF-Rezidivs betrug 27 s (13,5 s/80,5 s) nach dem Schock. Dabei traten die VF-Rezidive nach dem Schock wie folgt auf: 51,4% (n = 57) im Intervall 5-30 s; 13,5% (n = 15) im Intervall 31-60 s; 21,6% (n = 24) im Intervall 61-120 s; 13,5% (n = 15) im Intervall 121-240 s. Die Herzrhythmen nach den Defibrillationen wurden einzeln ausgewertet und analysiert. Diskussion und Schlussfolgerung: In der dieser Arbeit zugrundeliegenden Studie wurde die Rate der erfolgreichen Defibrillationen sowie das Auftreten und der genaue Zeitpunkt von Rezidiven des Kammerflimmerns bei Patienten mit außerklinischem Herzstillstand und initial defibrillierbarem Herzrhythmus bei Eintreffen des Rettungsdienstes untersucht. Obwohl das Kammerflimmern in 74,1 % durch die Defibrillation beendet werden konnte, zeigte sich in 81 % ein Rezidiv. Die Mehrzahl der Rezidive erfolgte in den ersten 30 Sekunden nach dem Schock (51,4 %). Das bedeutet ein Rezidiv eines Kammerflimmerns ist häufig und tritt früh nach erfolgter Defibrillation auf. In der Literatur finden sich zahlreiche Untersuchungen zu verschiedenen Themen im Zusammenhang mit der Defibrillation, aber nur wenige vergleichbare Studien, die den Herzrhythmus nach erfolgreicher Defibrillation während laufender Thoraxkompressionen bis zur nächsten Rhythmusanalyse untersuchen. Die Ergebnisse der dieser Arbeit zugrundeliegenden Studie, könnten die Diskussion zugunsten einer früheren antiarrhythmischen Arzneimittelgabe und Rhythmusanalyse zur Verhinderung eines Rezidivs eines Kammerflimmerns unterstützen. Es bleibt unklar, inwieweit die Thoraxkompressionen das Auftreten eines Rezidivs beeinflussen. Weitere Studien müssen den Algorithmus, den Zeitpunkt der antiarrhythmischen Therapie oder neuartige Defibrillationsstrategien neu bewerten, um die Refibrillationen während eines OHCA zu minimieren.
Umfang:89 Seiten
DOI:10.17192/z2021.0392