Onkologische Langzeitergebnisse nach radikaler Prostatektomie

Hintergrund: Die radikale Prostatektomie (RPE) ist gemäß der deutschen S3-Leitlinie eine der empfohlenen Therapien des Prostatakarzinoms (PCa) bei allen Tumorrisikoprofilen nach d’Amico. Auch im Falle eines fortgeschrittenen PCa kann die RPE im Rahmen einer multimodalen Therapie das Überleben der Pa...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Drosos, Konstantinos
Beteiligte: Kälble, Tilman (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2021
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Hintergrund: Die radikale Prostatektomie (RPE) ist gemäß der deutschen S3-Leitlinie eine der empfohlenen Therapien des Prostatakarzinoms (PCa) bei allen Tumorrisikoprofilen nach d’Amico. Auch im Falle eines fortgeschrittenen PCa kann die RPE im Rahmen einer multimodalen Therapie das Überleben der Patienten verlängern und gute onkologische Langzeitergebnisse bieten. Fragestellung: Ziel der vorliegenden monozentrischen retrospektiven Studie war es, die onkologischen Langzeitergebnisse nach offener RPE aus einer großen Ausbildungsklinik für Operateure zu evaluieren sowie die prognostischen Faktoren zu identifizieren, die die onkologischen Ergebnisse beeinflussen. Zur Qualitätskontrolle des PCa-Zentrums erfolgte der Vergleich mit anderen großen PCa-Zentren sowohl in Europa als auch weltweit. Schließlich wurde überprüft, ob die RPE als Standardtherapie auch für das fortgeschrittene PCa im Rahmen einer multimodalen Therapie gute onkologische Langzeitergebnisse aufweist. Material und Methoden: Zwischen dem Januar 2008 und Dezember 2016 unterzogen 1.373 Patienten im Klinikum Fulda einer offenen RPE aufgrund eines PCa. Schließlich sind 1.161 Patienten in die Auswertung der Dissertation eingeschlossen worden. Das mittlere Follow-up der Patienten betrug 75 Monate. Die Patienten wurden in zwei modifizierte PCa-Risikogruppen aufgeteilt (low und high-risk). Auf eine Stratifizierung der Patienten nach der d’Amico-Klassifikation wurde verzichtet, da im Prostatektomie-Präparat bei 28% der Patienten mit einem klinischen Stadium cT1c ein organüberschreitendes Karzinom (≥pT3a) diagnostiziert und bei 27,7 % ein Upgrading des Gleason-Scores beobachtet wurde. Die low-risk Gruppe bestand aus Patienten mit einem lokal begrenzten PCa (pT2-Stadium), PSA-Wert ≤20ng/ml und Gleason-Score 6-7b ohne Lymphknotenmetastasen (N0). Die high-risk Gruppe hatte ein lokal fortgeschrittenes Karzinom (≥pT3a-Stadium) und/oder PSA-Wert >20ng/ml und/oder Gleason-Score ≥8 und/oder lymphogen metastasiertes Karzinom (N1). Ergebnisse: Das BCR-freie 2-, 5- und 10-Jahres Überleben betrug im Gesamtkollektiv 86,9%, 68,6% und 58,2%; bei den Patienten der low-risk Gruppe 90,0%, 77,7% und 68,4% und bei den denen der high-risk Gruppe 84,3%, 58,8% und 47,0%. Der Gleason-Score war der wichtigste prognostische Faktor, gefolgt von pT-Stadium. Die positiven Schnittränder (R1) waren nur bei den Patienten der low-risk Gruppe als unabhängiger prognostischer Faktor zu sehen. Das metastasenfreie 2-, 5- und 10-Jahres Überleben nach dem Auftreten eines BCR war in der Gesamtpopulation 93,0%, 84,8% und 76,1%; in der low-risk Gruppe 95,9%, 92,9% und 87,7% und in der high-risk Gruppe 90,8%, 78,5% und 66,6%. Der Gleason-Score war der einzige signifikant prognostische Faktor. Das karzinomspezifische 2-, 5- und 10-Jahres Überleben betrug im Gesamtkollektiv 99,7%, 98,0 % und 94,2% und in der high-risk Gruppe 99,4%, 95,6% und 87,4%. Der Patienten der low-risk Gruppe wiesen ein karzinomspezifisches 10-Jahres Überleben von 100% auf. Für das karzinomspezifische Überleben waren der Gleason-Score und das pN1-Stadium die wichtigsten prognostischen Faktoren. Schließlich betrug das 2-, 5- und 10-Jahres Gesamtüberleben im Gesamtkollektiv 99,0%, 94.9% und 82,1%; 99.1%, 96.6% und 89 % in der low risk und 98.7 %, 92.8 % und 73.9 % in der high-risk Gruppe. Das Alter war unabhängig vom Tumorrisikoprofil der wichtigste prognostische Faktor. Der postoperativ persistierende oder ansteigende PSA-Wert war mit einem klinischen Progress und einer sehr ungünstigen Prognose verbunden. Vier Patienten unseres Kollektivs, die sich einer zytoreduktiven RPE bei oligometastasiertem PCa unterzogen, wiesen eine hohe karzinomspezifische Mortalität (75%) auf. Diskussion und Schlussfolgerung: Die Technik der RPE beeinflusst weder die Inzidenz positiver Schnittränder (R1) noch die onkologischen Langzeitergebnisse nach RPE. Stattdessen scheinen die Erfahrung und die Fähigkeit des Operateurs die größte Rolle zu spielen. Die RPE ist bei frühen Stadien des PCa in einem hohen Maße kurativ. Auch beim high-risk PCa stellt die RPE eine sehr gute Therapieoption dar. So war in unserer Arbeit das Alter der Patienten zum Zeitpunkt der Operation der wichtigste prognostische Faktor für das Gesamtüberleben unabhängig vom Tumorrisikoprofil. Auch im Fall eines BCR weisen die Patienten eine gute Prognose auf; eine systemische Progression des PCa nach BCR kommt selten vor. Hier spielt der Gleason-Score die größte prognostische Rolle. Der persistierende PSA-Wert nach RPE ist ein sehr ungünstiger prognostischer Faktor, der mit einem klinischen Progress und erhöhter Mortalität verbunden ist. Schließlich kann die zytoreduktive RPE beim oligometastasierten PCa das symptomfreie Überleben und in selektierten Fällen das Gesamtüberleben verlängern. Weitere prospektive Studien sind abzuwarten, um die langfristigen onkologischen Ergebnisse zu evaluieren. Die onkologischen Ergebnisse unseres PCa-Zentrums sind mit anderen Zentren in Europa und mit denen in den USA vergleichbar.
Umfang:103 Seiten
DOI:10.17192/z2021.0361