Patienteneinstellung gegenüber der Chemotherapie und deren Nebenwirkungen als einer der Prognosefaktoren für das Überleben beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom.

Hintergrund Krebserkrankungen in fortgeschrittenem Tumorstadium stellen einer der größten Herausforderung für die Medizin beim Erzielen der bestmöglichsten Ergebnisse in Bezug auf die Erwartungen der Patienten dar. Es bestehen mehrere Faktoren, die Einfluss auf die Behandlung nehmen können. Einer d...

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Marczewski, Tadeusz
Beteiligte: Wolf, Martin (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2021
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Hintergrund Krebserkrankungen in fortgeschrittenem Tumorstadium stellen einer der größten Herausforderung für die Medizin beim Erzielen der bestmöglichsten Ergebnisse in Bezug auf die Erwartungen der Patienten dar. Es bestehen mehrere Faktoren, die Einfluss auf die Behandlung nehmen können. Einer der Faktoren ist die Zusammenarbeit der Patienten (Compliance and Andherence), wobei die deklarative Einstellung gegenüber einer Therapie bisher selten untersucht worden ist. Ziel der Arbeit war es, zu untersuchen, welche Einstellung die Patienten gegenüber einer Chemotherapie und deren Nebenwirkungen vertreten und ob diese Einstellung als prognostischer Faktor für das Überleben gewertet werden kann. Methodik Es wurden die Daten einer abgeschlossenen randomisierten Phase-III-Studie bei NSCLC, sequenzielle Mono- vs. Zweifach- vs. Dreifachkombinationstherapie, analysiert. Insgesamt wurden zweihundertzweiundsiebzig Patienten im Alter zwischen vierunddreißig und fünfundsiebzig aus vierundzwanzig Kliniken aus Deutschland, die sich in Tumorstadium IIIb oder IV des NSCLC befanden, analysiert. Die Patienten sollten vor und nach der Therapie einen von der psychologischen Fakultät der Universität Marburg erstellten Fragebogen bezüglich ihrer Einstellung zur Chemotherapie ausfüllen. Unter anderem wurden dabei zehn Beispiele verschiedener Nebenwirkungen der Therapie benannt. Die Patienten wurden gebeten, anzugeben, wie (hoch oder niedrig) ihre Akzeptanz der Ne- benwirkungen in Abhängigkeit vom potenziellen Nutzen einer solchen Entscheidung wäre. Von den Studienteilnehmern wurde ein Patiententagebuch geführt, in dem Toxizitätskriterien, Symptome nach NCI-CTC und Laborparameter dokumentiert wurden. Zusätzlich wurden während der Studie Daten zur Lebensqualität nach EORTC erhoben. Ergebnisse Die überwiegende Mehrheit der Patienten war bereit, die Nebenwirkungen der Chemo- therapie zu ertragen. Die größten Bedenken stellten dabei Erbrechen, Hautausschläge und Taubheitsgefühle dar. Die Akzeptanz nahm mit dem potenziellen Gewinn der Therapie zu. Es wurde aber auch beobachtet, dass jene Patienten, die die Nebenwirkungen einer Therapie ablehnten, eine längere OS erreichten. Der Trend wurde in allen genannten Beispielen von Nebenwirkungen beschrieben. Statistisch relevant (Log-Rank p = 0,027) er- scheint das in der Abfrage der Einstellung zur Bluttransfusion, bei der das Gesamtüber- leben sogar anderthalb Mal länger ausfiel, als bei denjenigen, die diese Nebenwirkung nicht akzeptierten, auch wenn eine solche Chemotherapie potenziell zur Lebensverlängerung von einem Jahr geführt hätte (12,5 vs. 8 Monate). In der Arbeit konnte darüber hinaus beobachtet werden, dass neben den bekannten Faktoren wie dem Karnofsky-Index oder dem Vorhandensein von Metastasen auch die Entscheidung zur Bluttransfusion während des ersten Zyklus einen statistisch relevanten negativen prädiktiven Einfluss auf das Gesamtüberleben nahm (Log-Rank p = 0,005). 7.1.4 Diskussion Gemäß der Studie lag für die Patienten in der Lebensverlängerung, die auch auf Kosten mehrerer Nebenwirkungen gewünscht war, der wichtigste Faktor. Auf der anderen Seite zeigte sich eine negative Einstellung gegenüber Nebenwirkungen insbesondere bei Bluttransfusionen überraschend als positiver prognostischer Faktor für das Überleben. Es konnte keine Erklärung für diesen Trend gefunden werden. Es zeigt aber, dass die psychologische Einstellung gegenüber der Therapie eine unterschätzte Rolle im Therapieerfolg spielen dürfte. In der Arbeit konnte darüber hinaus beobachtet werden, dass Bluttransfusion schon während des ersten Chemotherapie-Zyklus als negativer Prognosefaktor zu werten ist. Um zu beantworten, ob diese Beobachtungen auch klinisch relevant sind, müssten allerdings weitere Untersuchungen in diesem Bereich durchgeführt werden.
Umfang:217 Seiten
DOI:10.17192/z2021.0298