Epilepsiechirurgisches Outcome mit und ohne Medikamentenreduktion

Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden 292 Patienten analysiert, bei denen zwischen 1998 und 2015 ein epilepsiechirurgischer Eingriff durchgeführt wurde und Angaben zur postoperativen Anfallsfreiheit mithilfe der Ergebnisse der Follow-Up Untersuchungen nach 6 Monaten, 1 Jahr, 2 Jahren und 5 Jahren...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Schneider, Alexander
Beteiligte: Menzler, K. (PD Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2021
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden 292 Patienten analysiert, bei denen zwischen 1998 und 2015 ein epilepsiechirurgischer Eingriff durchgeführt wurde und Angaben zur postoperativen Anfallsfreiheit mithilfe der Ergebnisse der Follow-Up Untersuchungen nach 6 Monaten, 1 Jahr, 2 Jahren und 5 Jahren möglich waren. Die Patientenakten wurden retrospektiv ausgewertet. Dabei wurde betrachtet, ob die Patienten eine vollkommene Anfallsfreiheit gemäß Engel Ia oder eine mindestens einjährige Anfallsfreiheit im postoperativen Verlauf erzielen konnten. 45,2% der Patienten erreichten mithilfe des epilepsiechirurgischen Eingriffs und einer eventuellen postoperativen medikamentösen Therapie das bestmögliche Outcome nach Engel Ia. Als signifikante Prädiktoren für ein Engel Ia Outcome wurden in der vorliegenden Studie eine bestehende Pharmakoresistenz, regionale Spikes, die Anzahl der direkt vor der Operation eingenommenen Antikonvulsiva sowie die bis zum Absetzen der Medikation vergangenen Jahre identifiziert. Ein Trend war für den Mittelwert der Anfälle pro Monat, das Vorliegen des Risikofaktors Fieberkrämpfe und den Anfallsursprung erkennbar. 67,8% der Patienten blieben postoperativ mindestens ein Jahr anfallsfrei. Einen signifikanten Einfluss darauf hatten das Geschlecht, der monatliche Mittelwert der An-fälle vor der Operation, konkordante Ergebnisse prächirurgischer Diagnostik, die Anzahl präoperativ eingenommener Antikonvulsiva sowie die Jahre, die bis zum Absetzversuch vergingen. Für die Dauer der Epilepsie vor der Operation und den Anfallsursprung wurde ein Trendeffekt identifiziert. 62,7% der Patienten unternahmen einen Reduktionsversuch, welcher bei 58,5% der Patienten mit Reduktionsversuch erfolgreich war. Rezidivanfälle nach einem Reduktionsversuch waren bei kürzer Dauer bis zum postoperativen Absetzen der Antikonvulsiva und dem Vorliegen von Fieberkrämpfen wahrscheinlich. Ein negativer Trend war insbesondere für multiregionale ETPs im präoperativen EEG erkennbar. 23,6% der Patienten unternahmen einen kompletten Absetzversuch, wobei 76,8% von keinen erneuten Anfällen nach Absetzen der antikonvulsiven Einnahme berichteten. Der Erfolg des Absetzversuchs wurde signifikant determiniert durch das Vor-liegen von Fieberkrämpfen. Die Seite der epileptogenen Zone zeigte einen Trend. Die aufgestellten Prognosemodelle können die Wahrscheinlichkeit für ein bestimmtes Outcome von Patienten mit oder ohne Medikamentenreduktion vorhersagen und somit vor dem epilepsiechirurgischen Eingriff evaluieren, wie groß das Erfolgspotential einer Operation für den Patienten ist. Das ermittelte logistische Regressionsmodell prognostiziert für Patienten mit multiregionalen ETPs und steigender Anzahl präoperativ eingenommener Antikonvulsiva eine geringere Wahrscheinlichkeit für ein Engel Ia Outcome. Die Wahrscheinlichkeit für eine mindestens einjährige Anfallsfreiheit nach der Operation lässt sich mithilfe der Anzahl präoperativer Medikamente (negativer Einfluss), der Konkordanz der Ergebnisse von EEG und MRT (positiver Einfluss), und dem Mittelwert der Anfälle pro Monat (negativer Einfluss) vorhersagen. Für die Prognose des Reduktionserfolgs haben die bis zum Absetzen der Medikation vergangenen Jahre sowie der Risikofaktor Fieberkrämpfe eine zentrale Bedeutung. Ein erfolgreicher Reduktionsversuch ist wahrscheinlicher für Patienten ohne Fieberkrämpfe und mit einer längeren Dauer bis zum Absetzen der Antikonvulsiva. Trotz monozentrischer Durchführung wird in der vorliegenden Untersuchung eine hohe Fallzahl und ein heterogenes Patientenkollektiv erreicht, was valide Ergebnisse zu Tage fördert, die für Epilepsiezentren von praktischer Relevanz sind.
Umfang:149 Seiten
DOI:10.17192/z2021.0198