Die Einstellung gegenüber Psychotherapie: Interkulturelle Vergleiche zwischen China und Deutschland

Die Psychotherapie wird heute neben der medikamentösen Behandlung als Hauptbehandlungsmethode für zahlreiche psychische Störungen eingesetzt, wobei die Inanspruchnahme einer Psychotherapie stark von der Einstellung gegenüber dieser abhängt. Mit zunehmendem Interesse an der Forschung über Einstellung...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Zhou, Yan
Beteiligte: Rief, Winfried (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2020
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Psychotherapie wird heute neben der medikamentösen Behandlung als Hauptbehandlungsmethode für zahlreiche psychische Störungen eingesetzt, wobei die Inanspruchnahme einer Psychotherapie stark von der Einstellung gegenüber dieser abhängt. Mit zunehmendem Interesse an der Forschung über Einstellung gegenüber Psychotherapie wurden in den Studien in den letzten Jahrzehnten herausgestellt, dass jene Einstellung interkulturelle Unterschiede aufweist. So wurde gezeigt, dass Asiaten, einschließlich Chinesen, eine negativere Einstellung gegenüber der Inanspruchnahme einer Psychotherapie haben als Personen aus westlichen Ländern. Allerdings basierte der größte Teil dieser Ergebnisse auf Stichproben aus Chinesen, die in westlichen Ländern leben. Nur wenige Studien untersuchten direkt die Einstellung von Festlandchinesen und Personen aus westlichen Ländern gegenüber Psychotherapie im Vergleich. Das Ziel der vorliegenden Dissertation ist es daher, diesen Unterschied zu untersuchen, wobei die Personen aus westlichen Ländern durch Deutsche repräsentiert wurden. Dafür wurde zunächst in Studie 1 die Messinvarianz der folgenden Fragebögen untersucht: die Stigma-Skala für den Erhalt psychologischer Hilfe (SSRPH), das Selbststigma des Hilfesuchens (SSOSH) und der Fragebogen zur Einstellung gegenüber Inanspruchnahme eines psychiatrischen Dienstes (IASMHS). Die Messinvarianz stellt eine Voraussetzung für die Verwendung dieser Fragebögen in kulturvergleichenden Studien dar. Es zeigte sich, dass die SSOSH über keine Messinvarianz verfügte. Die SSRPH und der IASMHS zeigten beide akzeptable partielle Messinvarianz und könnten somit für einen interkulturellen Vergleich verwendet werden. Allerdings sollten die Ergebnisse bei Verwendung dieser Skalen für Gruppenvergleiche mit Vorsicht interpretiert werden, da jeweils nur zwei Items messinvariant sind. Für die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen dem Ausmaß des subjektiven Leidens und der Einstellung gegenüber Psychotherapie wurde in Studie 2 die Messinvarianz von den Gesundheitsfragebögen für Patienten (PHQ-15, PHQ-9 und GAD-7) untersucht. Somit wurde die Voraussetzung für die Verwendung jener Fragebögen in einem interkulturellen Vergleich überprüft. Es zeigte sich, dass PHQ-9 und GAD-7 für chinesische und deutsche Studierende messäquivalent sind, wobei einzelne Items kulturelle Unterschiede aufwiesen. Somit erfüllten jene beide Fragebögen die Voraussetzung für den Einsatz in den kulturvergleichenden Studien in Bezug auf die in der vorliegenden Arbeit untersuchte Gruppen. PHQ-15 zeigte keine skalare Messinvarianz. Die Fragestellung, wie das Ausmaß des subjektiven Leidens mit der Einstellung gegenüber Psychotherapie zusammenhängt, wird in einer Folgestudie nach der vorliegenden Arbeit untersucht. In Studie 3 wurden die Unterschiede zwischen den Einstellungen gegenüber Psychotherapie von chinesischen und deutschen Studierenden und der Effekt einer kulturellen wertorientierten Intervention (Kollektivismus vs. Individualismus) untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass chinesische Studierende eine negativere Einstellung gegenüber Psychotherapie als deutsche Studierende haben, sowohl vor als auch nach einer kulturellen wertorientierten Intervention. Allerdings konnten keine Unterschiede zwischen der Wirkung individualistisch und der Wirkung kollektivistisch orientierter Interventionen festgestellt werden, obwohl beide Interventionen zur Verbesserung der Einstellung gegenüber Psychotherapie in den zwei kulturellen Gruppen beitrugen.
Umfang:110 Seiten
DOI:10.17192/z2021.0064