Untersuchung des Einflusses einer Medikationsanalyse auf die Therapie von Patienten mit Typ-2-Diabetes in öffentlichen Apotheken in Deutschland (DIATHEM-Studie)

Patienten mit Typ-2-Diabetes im geriatrischen Alter sind chronisch kranke Patienten, häufig zusätzlich belastet durch Multimorbidität und Polymedikation. Studien aus anderen Ländern zeigen, dass Typ-2-Diabetiker von einer interprofessionellen Medikationsanalyse profitieren können und diese Intervent...

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Main Author: Schindler, Elisabeth
Contributors: Culmsee, Carsten (Prof. Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2020
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Patienten mit Typ-2-Diabetes im geriatrischen Alter sind chronisch kranke Patienten, häufig zusätzlich belastet durch Multimorbidität und Polymedikation. Studien aus anderen Ländern zeigen, dass Typ-2-Diabetiker von einer interprofessionellen Medikationsanalyse profitieren können und diese Intervention die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) erhöht. Obwohl seit 2012 als pharmazeutische Tätigkeit in der Apothekenbetriebsordnung verankert, sind Medikationsanalyse und Medikationsmanagement in öffentlichen Apotheken in Deutschland noch nicht flächendeckend implementiert. Ziel der DIATHEM-Studie (DIAbetes Mellitus Typ 2: THErapieoptimierung durch Medikationsanalyse) war die Untersuchung des Einflusses von Medikationsanalysen unter Alltagsbedingungen in öffentlichen Apotheken in Deutschland auf die Therapie von Patienten mit Typ-2-Diabetes im geriatrischen Alter mit Polymedikation. Primäre Studienziele waren die Identifizierung von Anzahl und Art der arzneimittelbezogenen Probleme (ABP) in der Medikation zu Beginn der Medikationsanalyse sowie die Evaluation der Anzahl der ABP, die durch die Intervention Medikationsanalyse vollständig, teilweise oder gar nicht gelöst werden konnten. Sekundäre Ziele waren die Evaluation von Arzneimittelinteraktionen sowie Anzahl und Art der eingesetzten Wirkstoffe zu Beginn der Medikationsanalyse und die Evaluation von Änderungen in der Anzahl der Wirkstoffe durch die Intervention Medikationsanalyse. Außerdem wurde die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Apothekern und Ärzten im Rahmen der Medikationsanalysen untersucht. In dieser einarmigen prospektiven Interventionsstudie wurden für Typ-2-Diabetiker, die dauerhaft mit mindestens fünf Arzneistoffen behandelt wurden und mindestens 65 Jahre alt waren, von 13 öffentlichen Apotheken im Raum München im Zeitraum Februar 2016 bis April 2017 Medikationsanalysen Typ 2a oder 2b durchgeführt. Identifizierte ABP wurden anhand der PCNE (Pharmaceutical Care Network Europe) Klassifikation arzneimittelbezogener Probleme V9.0 und einer ABP-Einteilung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. (ABDA) kategorisiert. Die Ärzte wurden im Vorfeld nicht über die Medikationsanalysen informiert. Weder die beteiligten Apotheker, Ärzte noch Patienten erhielten eine finanzielle Entschädigung für die Mitwirkung an der Studie. Für insgesamt 121 Patienten wurden 586 ABP identifiziert (4,84 ABP pro Patient; Standardabweichung (SD) = 2,7), wovon 31,6% Diabetes-bezogen waren. Durch die Intervention Medikationsanalyse wurden 46,9% aller ABP vollständig gelöst, was einer statistisch signifikanten Reduktion um 2,27 ABP (SD = 2,3) pro Patient (p < 0,001) entspricht. Die durchschnittliche Wirkstoffanzahl wurde statistisch signifikant von 9,5 (SD = 2,9) auf 9,3 Wirkstoffe (SD = 2,8) pro Patient reduziert (p = 0,001). Eine generelle Rückmeldung der Ärzte auf die pharmazeutischen Interventionsvorschläge erfolgte zu 76,7% und die Kooperationsbereitschaft lag bei 64,0%. Insgesamt wurden 59,5% der Interventionsvorschläge akzeptiert, davon 85,3% akzeptiert und vollständig umgesetzt. Zusammenfassend zeigt die DIATHEM-Studie, dass systematische Medikationsanalysen durch öffentliche Apotheken unter Alltagsbedingungen ABP in der Medikation von multimorbiden, geriatrischen Typ-2-Diabetikern erfolgreich identifizieren und lösen können. Einige Rahmenbedingungen wie adäquate Honorierung und interdisziplinäre Zusammenarbeit müssen verbessert werden, damit diese pharmazeutische Dienstleistung in Deutschland flächendeckend implementiert werden kann. Dies würde den Patienten, dem Apothekerberuf und dem Gesundheitssystem gleichermaßen einen hohen Nutzen bringen.
Physical Description:170 Pages
DOI:10.17192/z2021.0052