Analyse des Reboundphänomens und seiner Einflussfaktoren nach temporärer Hemi-Epiphysiodese mittels Eight-Plate im Kindesalter

Die temporäre Wachstumslenkung mittels Epiphysiodesen ist ein seit vielen Jahren etabliertes Verfahren zur Korrektur jugendlicher Achsfehlstellungen in der Frontalebene. Das wieder einsetzende Wachstum der Epiphysenfuge nach Entfernung der Epiphysiodesen führt häufig zu erneuten Achsfehlstellungen m...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Schriener, Thomas
Beteiligte: Fuchs-Winkelmann, Susanne (Prof. Dr. med. ) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2020
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
Tags: Tag hinzufügen
Keine Tags, Fügen Sie den ersten Tag hinzu!
Beschreibung
Zusammenfassung:Die temporäre Wachstumslenkung mittels Epiphysiodesen ist ein seit vielen Jahren etabliertes Verfahren zur Korrektur jugendlicher Achsfehlstellungen in der Frontalebene. Das wieder einsetzende Wachstum der Epiphysenfuge nach Entfernung der Epiphysiodesen führt häufig zu erneuten Achsfehlstellungen meist hin zur originären Ausgangsstellung. Diese als Reboundphänomen bezeichnete Komplikation wurde in der vorliegenden Arbeit näher untersucht und mögliche Einflussfaktoren hierfür identifiziert. Es wurden die klinischen und radiologischen Daten von jugendlichen Patienten retrospektiv ausgewertet, die zwischen 2007 und 2016 aufgrund eines idiopathischen Malalignments der Frontalebene mit der sogenannten Eight-Plate behandelt wurden. Ausschlusskriterien waren noch laufende Therapieverfahren, sowie nicht idiopathische Ursachen von Achsfehlstellungen der unteren Extremität. Ein Malalignment bzw. ein späterer Rebound wurde durch den mLDFW, mMPTW, mTFW, sowie die MAD vor, während und nach Entfernung der Epiphysiodese anhand von radiologischen Ganzbeinstandaufnahmen untersucht und mit den Normwerten nach Paley verglichen. Darüber hinaus wurde das biologische Alter zu Beginn der Wachstumslenkung radiologisch nach Greulich/Pyle errechnet. Insgesamt wurden 145 Eight-Plates in 60 Patienten eingebracht, wovon 50 Patienten ein pathologisches Genu valgum und zehn Patienten ein pathologisches Genu varum aufwiesen. Das durchschnittliche Alter bzw. der Body-Mass-Index betrugen zum Zeitpunkt der Implantation 13,4 Jahre bzw. 24kg/m2 und zum Zeitpunkt der Metallentfernung 14,2 Jahre bzw. 24,6kg/m2. Die mechanische Achsendeviation konnte von initial 11,6mm lateral auf 3,2mm medial bis zur Metallentfernung korrigiert werden. Die durchschnittliche Nachuntersuchungszeit bzw. Follow-Up oder Reboundzeit betrug 17 Wochen. In den Nachuntersuchungen zeigte sich eine durchschnittliche MAD von 1,2mm lateral. Die Reboundquote lag in unserer Arbeit bei 96,5 %, in aller Regel in Richtung der originären Fehlstellung. Der Rebound betrug hierbei im Schnitt 6,5mm und führte dazu, dass circa 20% der behandelten Patienten in der abschließenden Nachuntersuchung eine pathologische Achsfehlstellung verglichen mit der Norm nach Paley und Galla et al. aufwiesen. In der Genu valgum Kohorte zeigten sich hierfür vor allem ein frühes Eintrittsalter zu Beginn der Wachstumslenkung, sowie eine kurze Korrekturdauer und große absolute Achskorrekturen verantwortlich. Für die kleinere Genu varum Kohorte waren dies vor allem ein geringes Körpergewicht, sowie eine große absolute Achskorrektur gemessen an der MAD. Insgesamt konnte die Wachstumslenkung durch die Eight-Plate in unserer Arbeit als sicheres Verfahren zur Korrektur jugendlicher Achsfehlstellungen der Frontalebene angewendet werden. Abhängig von der initialen Fehlstellung konnten darüber hinaus unterschiedliche Einflussfaktoren eines Rebounds identifiziert werden, die die Erkenntnisse der aktuellen Literatur größtenteils wiederspiegeln und bestätigen. Das zu erwartende Ausmaß eines Reboundphänomens konnte in dieser Arbeit näherungsweise konkretisiert werden und bleibt in Zukunft Gegenstand weiterer Beobachtungen. In Zusammenschau der vorliegenden Erkenntnisse empfehlen wir, einen Rebound bereits bei der Planung einer jugendlichen Wachstumslenkung zu berücksichtigen und gegebenenfalls auch Überkorrekturen in den normativen Grenzen vorzunehmen. Patienten sollten darüber hinaus bereits vor Beginn der Therapie über mögliche Revisionsoperation aufgeklärt werden. Für die Zukunft werden größere, prospektive Studien benötigt, um die dringend benötigten Erkenntnisse über das zu erwartende Ausmaß eines Rebounds und dessen mögliche Einflussfaktoren zu erlangen.
Umfang:115 Seiten
DOI:10.17192/z2020.0507