Marginalisierte Leiblichkeiten und Atmosphären in Jugendstrafanstalten - Resozialisierung im Medium von Körper und Leib am Beispiel von Capoeira

Selbst für Menschen, die nie ein Gefängnis betreten haben, deutet dieses Zitat eines Inhaftierten atmosphärisch an, was mitunter das Quälende am Leben in einer Strafanstalt ist. Wie kaum ein anderes heraus, welche Bedeutung der Sport für die Jugendlichen innehaben kann. Insbesondere um den Haftallta...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Feldermann, Katrin
Beteiligte: Maurer, Susanne (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2020
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Selbst für Menschen, die nie ein Gefängnis betreten haben, deutet dieses Zitat eines Inhaftierten atmosphärisch an, was mitunter das Quälende am Leben in einer Strafanstalt ist. Wie kaum ein anderes heraus, welche Bedeutung der Sport für die Jugendlichen innehaben kann. Insbesondere um den Haftalltag auszublenden, zu vergessen, wo man ist und Zuflucht zu finden. Vielmehr verdeutlicht das Zitat, dass der Inhaftierte sich durch seine Situation bedroht fühlt. Seine Realität ist für ihn ein Schlag ins Gesicht und sein Ausweg daraus ist der Sport, der Ausweg für einen Moment. Die Bedeutung der Zumutungen (auf Grund biografischer Erfahrungen) in der aktuellen Lebenssituation Haft sowie die Bewältigungsstrategien, die die Jugendlichen an den Tag legen um diesen Schwierigkeiten zu begegnen, sollen das Thema der vorliegenden Thesis sein. Weitergehend wird auf der Grundlage von diesbezüglichen theoretischen Erkenntnissen sowie vertiefenden Interviews mit den Inhaftierten gefragt, wie diese Strategien, die über den Körper und den Leib ein besseres, sicheres Gefühl vermitteln, in die Strafvollzugskonzeption eingebunden werden können um andere Strategien, wie den Gebrauch von Drogen oder das Ausleben von Aggression durch Gewalt, zu ersetzen und das Resozialisierungsziel somit zu ermöglichen. Auf der Suche nach Theorien, die die Bedeutung des Leibes für die Bewältigung des Alltages von Jugendlichen fokussieren, ist ein Desiderat in den Vordergrund getreten, welches nicht nur offen legt, dass das Verständnis um das Handeln der Jugendlichen durch die De-thematisierung des Leibes sehr begrenzt ist, sondern welches ebenso Vermutungen laut werden lässt, woran die Konzepte zur Resozialisierung mehrheitlich scheitern. Dementsprechend wurde nicht nur die Leibphänomenologie von Hermann Schmitz ausführlich vorgestellt, sondern die relevanten sozialarbeitswissenschaftlichen Theorien über die Bewältigungsstrategien von Jugendlichen um die Dimension des Leibes systematisch ergänzt. Aus diesem Blickwinkel heraus wurden die üblichen Interventionen zur Resozialisierung betrachtet und problematisiert um dann – im Rahmen der vorliegenden Forschung – ein Capoeira Projekt als Möglichkeit leiblicher Bewältigung innerhalb kollektiver Atmosphären zu untersuchen. Um zu verstehen, wie die Jugendlichen die Lebenssituation Haft erleben, welche leiblichen Zumutungen damit einhergehen und welche Atmosphären aus diesen Umständen hervorgehen war es notwendig, die eigene emotionale Involviertheit als Schlüssel zur Analyse zu nutzen. Dementsprechend wurde sich dem Feld anhand ausgewählter, systematisch interpretierter Skizzen autoethnografisch genähert, um so exemplarisch nachzuzeichnen, wie die Atmosphären in der Anstalt sowie die Strafvollzugskonzeption die Resozialisierung verunmöglichen.
Umfang:382 Seiten
DOI:10.17192/z2020.0483