Stellenwert der sonographisch gesteuerten Stanzbiopsie in der Diagnostik der ungeklärten Lymphadenopathie - eine retrospektive Studie bei n=793 Patientenfällen
Weitzel, Alexandra, geb. Wilczynski
Der Goldstandard bei persistierender Lymphknotenvergrößerung ist eine chirurgische Lymphknotenexstirpation. Diese ist jedoch aufgrund des perioperativen Managements sehr Kosten-, Zeit- und Personalintensiv und kann größere Komplikationsraten für den Patienten bedingen. Eine deutlich schnellere, kosteneffizientere und patientenfreundlichere Methode bietet die ultraschallgesteuerte Lymphknotenstanzbiopsie.
Richtig angewandt bietet diese minimalinvasive klinische Methode eine sichere und risikoarme Gewinnung von Gewebsproben aus sonographisch auffälligen und für die ultraschallgesteuerte Punktion zugänglichen Lymphknoten.
In der vorliegenden Studie wurden in einem Zeitraum von über neun Jahren n=793 Patientenfälle mit einer persistierenden, ungeklärten Lymphadenopathie eingeschlossen. In allen Fällen wurden einer ultraschallgestützten Stanzbiopsie durchgeführt. Retrospektiv erfolgte in jedem einzelnen Patientenfall die Dokumentation des sonographischen Befundes, der histopathologischen Ergebnisse sowie der endgültigen klinischen Diagnose.
Anhand der histopathologischen und der klinischen Diagnose aus dem endgültigen Arztbrief wurde die diagnostische Treffsicherheit der ultraschallgesteuerten Stanzbiopsie retrospektiv analysiert.
Insgesamt konnte in 98,6% der Fälle eine adäquate Stanzbiopsie für eine histologische Beurteilung gewonnen werden. Obwohl in 12,9% eine weiterführende diagnostische Prozedur mittels einer Rebiopsie oder einer chirurgischen Lymphknotenexstirpation durchgeführt wurde, konnte in dieser Studie eine hohe diagnostische Treffsicherheit von 95,0% ermittelt werden. In der Subgruppenanalyse der Lymphomerkrankungen konnte eine diagnostische Treffsicherheit von 95,6% erreicht werden.
Zusammenfassend konnte bei Betrachtung aller Daten in n=766 von n=793 (96,6%) Fällen die korrekte Diagnose anhand der ultraschallgesteuerten Stanzbiopsie gestellt werden.
Im Gesamtkollektiv konnte kein signifikanter Unterschied zwischen Primär- und Rezidivdiagnosen (p=0,599) hinsichtlich der diagnostischen Treffsicherheit ermittelt werden. Auch bezüglich der Lymphknotenlokalisation (peripher vs. abdominell) (p=0,507) sowie in der Lymphknotengröße ([1cm oder ≥1cm) (p=0,603) zeigte sich kein signifikanter Unterschied.
Gewisse Schwächen zeigte die ultraschallgesteuerte Stanzbiopsie in der Diagnostik der Hodgkin-Lymphome. Hier konnte lediglich eine Sensitivität von 88,7% erreicht werden. Durch mehrere Stanzbiopsie aus dem einzelnen Lymphknoten könnte sie jedoch erhöht werden.
Da die sonographisch gesteuerte Lymphknotenbiopsie einer hohen Interobserver-Variabilität unterliegt, sollten Untersucher mit klinischer Erfahrung und Kenntnissen in der Ultraschalldiagnostik sowie in der Handhabung der Biopsieinstrumenten eingesetzt werden, um eine hohe diagnostische Treffsicherheit gewährleisten zu können.
Insgesamt kann anhand der großen Fallzahl demonstriert werden, dass eine ultraschallgestütze Lymphknotenbiopsie, die durch einen erfahrenen Untersucher durchgeführt wird, eine hohe diagnostische Treffsicherheit in der histologischen Aufarbeitung der gewonnenen Proben gewährleisten kann. Durch die geringe Invasivität und Komplikationsrate, sowie der schnellen Verfügbarkeit durch den geringen personellen und räumlichen Aufwand kann die ultraschallgestützte Lymphknotenbiopsie in der initialen Diagnostik von ungeklärten Lymphadenopathien empfohlen werden.
Philipps-Universität Marburg
Medical sciences Medicine
urn:nbn:de:hebis:04-z2020-03444
opus:9348
https://doi.org/10.17192/z2020.0344
lymphoma
ultrasound-guided full core needle biopsy
lymphadenopathy
health
Value of Ultrasound-Guided Full Core Needle Biopsy in the Diagnosis of Lymphadenopathy - A Retrospective Evaluation of 793 Cases
German
https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2020/0344/cover.png
2020-08-27
Philipps-Universität Marburg
Medizin
lymph node
2020-09-21
Publikationsserver der Universitätsbibliothek Marburg
Universitätsbibliothek Marburg
Medical sciences Medicine
Medizin
medicine
126
application/pdf
The gold standard for persistent lymph node enlargement is surgical lymph node extirpation. However, due to perioperative management, this method is very cost-, time- and personnel-intensive. An alternative method with a significantly faster solution and patient-friendly is the ultrasound-controlled lymph node biopsy. Properly applied, this minimally invasive clinical method offers a safe and low-risk extraction of tissue samples from sonographically conspicuous lymph nodes accessible for ultrasound-controlled puncture.
In the present study, n=793 patient cases with persistent, unexplained lymphadenopathy were included over a period of more than nine years. All these cases were subjected to an ultrasound-controlled biopsy. In each patient case there was a documentation of the sonographic findings, histopathological results and the final diagnosis (as documented in the letter of discharge). Based on the histopathological results and the final diagnosis the data were analyzed regarding diagnostic accuracy.
Overall, an adequate biopsy for a histological assessment was obtained in 98.6% of the cases. Although a further diagnostic procedure was performed in 12.9% by means of a rebiopsy or a surgical lymph node extirpation, a high diagnostic
accuracy of 95.0% was found in this study. Diagnostic accuracy of 95.6% was also achieved in the diagnosis of lymphoma diseases. In summary, when looking at all data in n=766 cases of n=793 cases (96.6%) a correct diagnosis could be determined on the basis by ultrasound-controlled biopsy.
There was no significant difference in the diagnostic accuracy between primary diagnoses and recurrent diagnoses (p=0.599). In addition, no significant difference could be found in the localization of the lymph nodes (peripheral vs. abdominal) (p=0.507) and in the lymph node size ([1cm or ≥1cm) (p=0.603).
The ultrasound-controlled biopsy shows in the diagnosis of Hodgkin lymphomas certain weaknesses in the present study. Only a sensitivity of 88.7% could be determined. It could be increased by a higher number of punch biopsy from the individual lymph node.
Since the method is subject of a high interobserver variability based on clinical experience. The investigating executors should have clinical experience, the knowledge in ultrasound diagnostics and also the handling of biopsy instruments to ensure a high diagnostic accuracy.
Overall it can be demonstrated on the basis of the large amount of cases in the present study that an ultrasound-controlled lymph node biopsy, which is carried out by an experienced investigator, can be ensured with a high diagnostic accuracy in the histological processing of the obtained samples. Due to the low invasiveness with a low complication rate as well as the rapid availability due to low personnel and spatial effort the ultrasound-controlled lymph node biopsy can be recommended in the primary diagnosis of unexplained lymphadenopathies.
Sonographie
Stellenwert der sonographisch gesteuerten Stanzbiopsie in der Diagnostik der ungeklärten Lymphadenopathie - eine retrospektive Studie bei n=793 Patientenfällen
Weitzel, Alexandra, geb. Wilczynski
Weitzel
Alexandra, geb. Wilczynski
Stanzbiopsie
doctoralThesis
monograph
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/jum.15134
Lymphadenopathie
Medizin
urn:nbn:de:hebis:04-z2020-03444
opus:9348
ultrasound
ths
Görg Christian (Prof. Dr. med.)
Ultraschall
Der Goldstandard bei persistierender Lymphknotenvergrößerung ist eine chirurgische Lymphknotenexstirpation. Diese ist jedoch aufgrund des perioperativen Managements sehr Kosten-, Zeit- und Personalintensiv und kann größere Komplikationsraten für den Patienten bedingen. Eine deutlich schnellere, kosteneffizientere und patientenfreundlichere Methode bietet die ultraschallgesteuerte Lymphknotenstanzbiopsie.
Richtig angewandt bietet diese minimalinvasive klinische Methode eine sichere und risikoarme Gewinnung von Gewebsproben aus sonographisch auffälligen und für die ultraschallgesteuerte Punktion zugänglichen Lymphknoten.
In der vorliegenden Studie wurden in einem Zeitraum von über neun Jahren n=793 Patientenfälle mit einer persistierenden, ungeklärten Lymphadenopathie eingeschlossen. In allen Fällen wurden einer ultraschallgestützten Stanzbiopsie durchgeführt. Retrospektiv erfolgte in jedem einzelnen Patientenfall die Dokumentation des sonographischen Befundes, der histopathologischen Ergebnisse sowie der endgültigen klinischen Diagnose.
Anhand der histopathologischen und der klinischen Diagnose aus dem endgültigen Arztbrief wurde die diagnostische Treffsicherheit der ultraschallgesteuerten Stanzbiopsie retrospektiv analysiert.
Insgesamt konnte in 98,6% der Fälle eine adäquate Stanzbiopsie für eine histologische Beurteilung gewonnen werden. Obwohl in 12,9% eine weiterführende diagnostische Prozedur mittels einer Rebiopsie oder einer chirurgischen Lymphknotenexstirpation durchgeführt wurde, konnte in dieser Studie eine hohe diagnostische Treffsicherheit von 95,0% ermittelt werden. In der Subgruppenanalyse der Lymphomerkrankungen konnte eine diagnostische Treffsicherheit von 95,6% erreicht werden.
Zusammenfassend konnte bei Betrachtung aller Daten in n=766 von n=793 (96,6%) Fällen die korrekte Diagnose anhand der ultraschallgesteuerten Stanzbiopsie gestellt werden.
Im Gesamtkollektiv konnte kein signifikanter Unterschied zwischen Primär- und Rezidivdiagnosen (p=0,599) hinsichtlich der diagnostischen Treffsicherheit ermittelt werden. Auch bezüglich der Lymphknotenlokalisation (peripher vs. abdominell) (p=0,507) sowie in der Lymphknotengröße ([1cm oder ≥1cm) (p=0,603) zeigte sich kein signifikanter Unterschied.
Gewisse Schwächen zeigte die ultraschallgesteuerte Stanzbiopsie in der Diagnostik der Hodgkin-Lymphome. Hier konnte lediglich eine Sensitivität von 88,7% erreicht werden. Durch mehrere Stanzbiopsie aus dem einzelnen Lymphknoten könnte sie jedoch erhöht werden.
Da die sonographisch gesteuerte Lymphknotenbiopsie einer hohen Interobserver-Variabilität unterliegt, sollten Untersucher mit klinischer Erfahrung und Kenntnissen in der Ultraschalldiagnostik sowie in der Handhabung der Biopsieinstrumenten eingesetzt werden, um eine hohe diagnostische Treffsicherheit gewährleisten zu können.
Insgesamt kann anhand der großen Fallzahl demonstriert werden, dass eine ultraschallgestütze Lymphknotenbiopsie, die durch einen erfahrenen Untersucher durchgeführt wird, eine hohe diagnostische Treffsicherheit in der histologischen Aufarbeitung der gewonnenen Proben gewährleisten kann. Durch die geringe Invasivität und Komplikationsrate, sowie der schnellen Verfügbarkeit durch den geringen personellen und räumlichen Aufwand kann die ultraschallgestützte Lymphknotenbiopsie in der initialen Diagnostik von ungeklärten Lymphadenopathien empfohlen werden.
2020-09-21
https://doi.org/10.17192/z2020.0344
2020
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