Observationsstudie der klinischen Auswirkungen der Umstellung von individueller Schmerztherapie auf einen Algorithmus in der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde

Einleitung: Postoperative Schmerzen können angemessen behandelt werden, wenn ein entsprechendes Konzept dafür vorliegt. Für verschiedene chirurgische Eingriffe liegen Empfehlungen zur postoperativen Schmerztherapie vor. In der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde fehlt bisher ein abgestufter Algorithmus, der...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Bezas, Vasileios
Beteiligte: Gehling, Markus (PD. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2020
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Einleitung: Postoperative Schmerzen können angemessen behandelt werden, wenn ein entsprechendes Konzept dafür vorliegt. Für verschiedene chirurgische Eingriffe liegen Empfehlungen zur postoperativen Schmerztherapie vor. In der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde fehlt bisher ein abgestufter Algorithmus, der in Abhängigkeit von Schmerzintensitäten eine angemessene pharmakologische Behandlung ermöglicht. In einer prospektiven Observation Studie haben wir untersucht, ob ein Algorithmus zur Behandlung postoperativer Schmerzen nach Tonsillektomien zu einer Verbesserung der Schmerzkontrolle führen kann. Methodik: Es wurde eine prospektive Observation Studie nach Genehmigung durch die Ethikkommission der Universität Marburg durchgeführt. In der Phase 1 der Studie erhielten Patienten nach Tonsillektomie eine stationsübliche Schmerztherapie, in der Phase 2 wurde der festgelegte Algorithmus eingesetzt. Über einen Zeitraum von 4 Tagen wurde die postoperative Schmerzintensität auf einer numerischen Analogskala dokumentiert. Mit standardisierten Fragebögen wurden Nebenwirkungen dokumentiert. Aus den OP Protokollen und aus den Patientenakten wurde der Einsatz von Medikamenten erhoben. Nach kognitiven Defiziten wurde vor und nach der Operation mit dem Montreal-Test gefahndet. Primärer Endpunkt der Studie war die Schmerzintensität, sekundärer Endpunkt waren Nebenwirkungen, insbesondere das Auftreten von kognitiven Defiziten. Die statistische Auswertung erfolgte unter anderem durch eine ANOVA-Analyse. Ergebnisse: In der Phase 1 wurden 45 von 63 Patienten ausgewertet. In der Phase 2 wurden 51 von 117 Patienten ausgewertet. Die Implementierung des Algorithmus führte zu einer signifikanten Reduktion des Einsatzes von Cyclooxygenase-1-Inhibitoren und zu einer Zunahme des Einsatzes von Opioiden. Wir fanden über den Verlauf von 4 Tagen eine statistisch signifikante Reduktion der Schmerzangaben (p<0,0001). Während es zu einer signifikanten Reduktion der Schmerz in Ruhe kam (p = 0,0014), fand sich dieser Unterschied bei belastungsabhängigen Schmerzen nicht (p= 0,2251). Kognitive Defizite auf einer Skala von 0-30 (Montreal-Test) fanden sich im Vergleich von präoperativen zu postoperativen nicht (p< 0,0001). Der von uns eingeführte Algorithmus war mit einer erhöhten Rate von Müdigkeit assoziiert (p< 0,0001). Für das Risiko von Nachblutungen zeigte sich im Trend eine Verminderung (p< 0,0538). Schlussfolgerung: Mit einem Algorithmus zur Behandlung postoperativer Schmerzen nach Tonsillektomien kann eine bessere Schmerzkontrolle, insbesondere in Ruhe, erzielt werden. Weitere mögliche positive Einflüsse, zum Beispiel eine Verminderung von Blutungskomplikationen, müssten durch weiter gehende Untersuchungen überprüft werden.
Umfang:68 Seiten
DOI:10.17192/z2020.0217