Verbesserung der Detektion von Vorhofflimmern durch die automatische Herzrhythmusanalyse SRAclinic(R) im klinischen Alltag einer deutschen Stroke Unit

Thromboembolien aufgrund von paroxysmalem und permanentem Vorhofflimmern (VHF) stellen eine der häufigsten Ursachen für ischämische Schlaganfälle und damit verbundene Morbidität und Mortalität in Deutschland dar. Der frühzeitigen Detektion von VHF insbesondere nach einem stattgehabten Schlaganfall k...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Hütwohl, Daniela
Beteiligte: Grond, Martin (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2020
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Thromboembolien aufgrund von paroxysmalem und permanentem Vorhofflimmern (VHF) stellen eine der häufigsten Ursachen für ischämische Schlaganfälle und damit verbundene Morbidität und Mortalität in Deutschland dar. Der frühzeitigen Detektion von VHF insbesondere nach einem stattgehabten Schlaganfall kommt daher eine entscheidende Bedeutung zu, um rechtzeitig eine prophylaktische orale Antikoagulation einleiten zu können. Im September 2018 nutzen 86 Anwender in Europa die automatische Herzrhythmusanalyse SRAclinic der apoplex medical technologies GmbH im klinischen Alltag einer Stroke Unit. Die EKG-Daten von Patienten, die stationär an den Überwachungs-Monitor angeschlossen sind, werden damit automatisch untersucht. Neben der Detektion von aktuellen Vorhofflimmer-Episoden („Hinweis auf manifestes VHF“) wird eine prognostische Aussage bzgl. des Auftretens von paroxysmalem VHF getroffen: „Kein erhöhtes Risiko für paroxysmales VHF“ oder „erhöhtes Risiko für paroxysmales VHF“. Ziel der Studie ist es, die Veränderungen durch den Einsatz von SRAclinic auf einer deutschen Stroke Unit im klinischen Alltag zu erfassen und auszuwerten. Zu diesem Zweck wurden insgesamt 1008 Patienten untersucht, die mit ischämischem Schlaganfall oder TIA auf der Stroke Unit des Kreisklinikums Siegen innerhalb eines 4-Monatszeitraums behandelt wurden. 501 retrospektiv ermittelte Patienten erhielten vor Einführung von SRAclinic (11/2012 - 03/2013) standardmäßig ein Aufnahme-EKG sowie ein oder mehrere LZ-EKGs. 507 Patienten wurden 3 Jahre nach Einführung von SRAclinic zeitbegleitend erfasst (11/2016 – 03/2017). Sie erhielten zusätzlich zum Aufnahme-EKG die Analyse durch SRAclinic und ggf. zusätzliche LZ-Diagnostik. Beide Kohorten zeigen eine gute Vergleichbarkeit hinsichtlich ihrer allgemeinen Daten sowie Risikofaktoren und Komorbiditäten. Auch die Zahlen für bereits vor Aufnahme bekanntes VHF (18,7% vs. 20,3%; p=0,534) sowie neu diagnostiziertes VHF im Aufnahme-EKG (4,4% vs. 3,9%; p=0,723) sind nicht signifikant verschieden und decken sich gleichzeitig mit Daten der aktuellen Studienlage. Deutliche Unterschiede sind in der Gesamtdauer der EKG-Diagnostik zu erkennen. In der retrospektiven Kohorte erhielt jeder Patient ohne VHF zum Zeitpunkt der Aufnahme auf die Stroke Unit im Median 21 Stunden und 44 Minuten lang eine EKG-Diagnostik durch ein oder mehrere LZ-EKGs. Durch den Einsatz von SRAclinic® konnte die Gesamtdauer der EKG-Diagnostik in der aktuellen Kohorte auf 36 Stunden erhöht werden. Die Durchführung der LZ-EKGs hat sich dabei von 79,7% auf 43,4% verringert, während die Zahl der Patienten, die keine EKG-Diagnostik erhielten, deutlich gesunken ist (20,3% vs. 0,3%; p<0,001). Die Liegezeit auf der Stroke Unit hat sich dabei nicht signifikant verändert. Dennoch gibt es auch in der aktuellen Kohorte Patienten, die keine ausreichende EKG-Diagnostik über 20 Stunden erhalten haben (11,5%). Es ergibt sich keine Verbesserung der Detektionsrate von VHF nach Aufnahme auf die Stroke Unit durch die Einführung von SRAclinic (3,0% vs. 2,0%; p=0,297). Die empfohlene EKG-Überwachungsdauer von 72 Stunden für Patienten nach ischämischem Schlaganfall oder TIA konnte in keiner Subgruppe der retrospektiven oder aktuellen Kohorte erreicht werden. Weiterhin bestehen Schwierigkeiten in der Anwendung mit SRAclinic, da sich die prognostische Risikoanalyse („erhöhtes Risiko für paroxysmales VHF“) im klinischen Alltag nicht als valides Instrument zur Vorhersage der Auftretenswahrscheinlichkeit von paroxysmalem VHF erwiesen hat. Darüber hinaus gibt es Verbesserungsbedarf in der Übersichtlichkeit der Analyse-Reports. Durch die Einführung von SRAclinic konnten Ressourcen gespart und gleich-zeitig die Dauer der EKG-Diagnostik signifikant verlängert werden. Dennoch reicht die Überwachungsdauer der aktuellen Kohorte noch nicht aus, um die Detektionsrate von VHF signifikant zu verbessern. Zu diesem Zweck müssen in Zukunft Verbesserungen im klinischen Alltag einer deutschen Stroke Unit vorgenommen werden, um die Ergebnisse aus anderen Publikationen reproduzieren zu können. Langfristiges Ziel sollte auch weiterhin sein, die Detektionsrate und Behandlung von VHF zu verbessern, um die Morbidität und Mortalität in Deutschland nachhaltig zu senken.
Umfang:146 Seiten
DOI:10.17192/z2020.0032