Optimierung der Adhärenz bei Personen mit chronischen Erkrankungen Prädiktoren, Erfassung, Intervention

Die Non-Adhärenz bei Personen mit chronischen Erkrankungen stellt eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem dar. Zwischen 30% und 50% der Patienten nehmen ihre Medikamente nicht wie verordnet ein (Cutler & Everett, 2010; Vermeire, Hearnshaw, van Royen, & Denekens, 2001). Die Grün...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Arlt, Antje Dorothea
Beteiligte: Rief, Winfried (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2019
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Non-Adhärenz bei Personen mit chronischen Erkrankungen stellt eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem dar. Zwischen 30% und 50% der Patienten nehmen ihre Medikamente nicht wie verordnet ein (Cutler & Everett, 2010; Vermeire, Hearnshaw, van Royen, & Denekens, 2001). Die Gründe für Non-Adhärenz sind individuell und vielseitig (Brawley & Culos-Reed, 2000; Osterberg & Blaschke, 2005; Rief & Nestoriuc, 2015; Vermeire et al., 2001). In der vorliegenden publikationsbasierten Dissertation wurden psychologische Aspekte für Non-Adhärenz, deren Erfassung sowie Prädiktoren zur Erklärung kurzfristiger Schwankungen der Adhärenz näher betrachtet. Zudem wurde eine mögliche Intervention zur Verbesserung des Adhärenzverhaltens bei Personen mit Diabetes mellitus Typ 2 konzeptualisiert. Bisherige Adhärenzprogramme haben oftmals unbefriedigende Ergebnisse erbracht, nicht zuletzt, da psychologische Risiken für Non-Adhärenz zu wenig berücksichtigt wurden. Aufgrund dessen wurde in der ersten Studie ein narratives Review verfasst, um einen Überblick über psychologische Adhärenz-Risikofaktoren zu geben. Es zeigte sich, dass die Qualität der Arzt-Patienten-Interaktion einen signifikanten Einfluss auf die medikamentöse Adhärenz hat. Weitere Risikofaktoren wie das bisherige Adhärenzverhalten, eine geringe Akzeptanz der eigenen Erkrankung gegenüber, Überzeugungen über die Erkrankung und das Medikament sowie die Angst vor potenziellen Nebenwirkungen eines Medikamentes wurden in bisherigen Adhärenzprogrammen zu wenig berücksichtigt. Zudem sollten die Interventionen an die kognitiven Einschränkungen sowie Komorbiditäten wie z. B. depressive Symptome, adaptiert werden. In der zweiten Studie wurde ein Screener entwickelt, der unter anderem diese psychologischen Risikofaktoren erfasst. Im Rahmen einer Online-Studie wurde der „Adhärenz Risikoprofil Screener“ (AdRisk) validiert. In die Studie wurden 677 deutschsprachige Personen eingeschlossen, die eine chronische Erkrankung (Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck, Epilepsie, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, rheumatoide Arthritis oder Morbus Crohn) hatten. Der AdRisk zeigt gute psychometrische Charakteristika. Als ein ökonomisches Screening-Instrument kann das Instrument für unterschiedliche chronische körperliche Erkrankungen im klinischen Alltag eingesetzt werden. Durch die breite Erfassung von unterschiedlichen Barrieren kann der individuelle Unterstützungsbedarf für jeden Patienten abgeleitet werden. Das Ziel der dritten Studie war es, psychologische Prädiktoren zu identifizieren, die die inkrementelle Varianz in einer kurzfristigen (vierwöchigen) Fluktuation der aktuellen gegenüber der vorherigen Adhärenz erklären können. Mittels Pfadanalysen konnte eine positive Assoziation von Alter, der Qualität der Arzt-Patienten-Interaktion, Stress und die Selbstwirksamkeit in Bezug auf die Medikamenteneinnahme und Adhärenz gezeigt werden. Für die Zufriedenheit mit Wissen über die Medikation und die Ausprägung von Angst konnte ein negativer Zusammenhang gezeigt werden. Diese psychologischen Risikofaktoren konnten, intra-individuelle Schwankungen für eine Non-Adhärenz nach 4 Wochen vorhersagen, die über die erklärte Varianz von der vorherigen Medikamenteneinhaltung hinausgehen. Im Rahmen der Promotion wurde in einer vierten Studie das Studienprotokoll verfasst, indem ein psychologisches Online-Programm für Personen mit Diabetes evaluiert werden soll. In der Studie soll untersucht werden, inwieweit das diabetesspezifische Onlineprogramm, wenn es zusätzlich zu Care as usual (CAU) angeboten wird, zu einer Verbesserung des Adhärenzverhaltens bei Personen mit Diabetes mellitus Typ 2 führt. Zudem soll geklärt werden, ob die Erwartungen an die Behandlung und die Erkrankung einen mediierenden Effekt haben. Die Ergebnisse der Dissertation zeigen, dass zur Verbesserung der Adhärenz bei Patienten mit chronischen Erkrankungen die Berücksichtigung psychologischer Aspekte von großer Bedeutung ist. Das Erkennen sowie die systematische Erfassung von psychologischen Risikofaktoren und intra-individuellen Schwankungen sind dafür essentiell. Zudem haben Online-Interventionen mit dem Fokus auf Erwartungen, das Potenzial das Adhärenzverhalten von Patienten zu verbessern.
Umfang:152 Seiten
DOI:10.17192/z2019.0512