Do All Roads Really Lead to Rome? Learnings from Comparative Analysis using SPR, NMR, & X-Ray Crystallography to Optimize Fragment Screening in Drug Discovery.
There are several biophysical methods developed to rapidly identify weakly binding fragments to a target protein. X-ray crystallography provides structural information that is crucial for fragment optimization, however there are several criteria that must be met for a successful fragment screening...
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Format: | Doctoral Thesis |
Language: | English |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2019
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Es gibt mehrere biophysikalische Methoden, um schwach bindende Fragmente an einem Zielprotein
schnell zu identifizieren. Als eine Methode darunter liefert die Röntgenkristallographie strukturelle
Informationen, die für die Optimierung von Fragmenten entscheidend sind. Dabei gibt es mehrere
Kriterien, die für ein erfolgreiches Fragmentscreening erfüllt sein müssen, einschließlich der
aufwändigen Herstellung von durchtränkbaren („soakable“) und gut streuenden Kristallen. Daher wäre
es äußerst vorteilhaft, eine zuverlässige Kaskade von Screening-Methoden zu haben, die vor der
arbeitsintensiven Röntgenkristallographie zur Vorselektion eingesetzt werden können. Diese würden
das Aussortieren (oder Filtern) von Verbindungen im Laufe des Screenings ermöglichen, sodass nur die
vielversprechendsten Treffer übrigblieben. Aber welche Methode sollte diejenige sein, mit der die
Screening-Kaskade gestartet wird? In dieser Arbeit wurden verschiedene Varianten von
Fragmentbibliotheken gegen drei verschiedene Proteine durchgemustert, und zwar tRNA-Guanin-
Transglykosylase (TGT), ein wichtiges Zielprotein bei Shigellose, das membranassoziiertes Protein
Peroxin 14 (PEX14) von T. Brucei und Endothiapepsin (EP), eine repräsentative Aspartylprotease, um
zu untersuchen, ob verschiedene Screening-Methoden ähnliche Gruppen von vermeintlich bindenden
Substanzen aufdecken können. Die detaillierte vergleichende Analyse der Ergebnisse der
verschiedenen Methoden wird in dieser Arbeit diskutiert.
Die Shigellose, eine akute bakterielle Infektion des Darms, wird durch die Gram-negativen Shigella-
Bakterien verursacht. Ihre Pathogenität hängt von Virulenzfaktoren (VirF) ab, deren ungestörte
Funktion für die Invasion von Epithelzellen erforderlich ist. Die Expression dieser VirFs wird durch das
Enzym TGT moduliert. Zu den Strategien, die zur Hemmung von TGT entwickelt wurden, gehören
potente Inhibitoren des aktiven Zentrums, welche die Bindung von tRNA blockieren und so die
Transkription der Virulenzfaktoren verhindern. Unsere 96-Fragment-Bibliothek wurde, wie in Kapitel 2
beschrieben, mittels SPR, NMR und Röntgenkristallographie auf TGT untersucht. Insgesamt 81
Fragmente wurden mit der SPR-Methode in einem „Direct Binding Assay“-Ansatz untersucht, was eine
Trefferquote von 12% ergab. Insgesamt 77 Fragmente wurden mittels NMR untersucht, was zu einer
Trefferquote von 29% führte. Hochauflösende Kristallstrukturen wurden auch für die gesamte
Fragmentbibliothek durch Tränken der Kristalle mit den entsprechenden Fragmentlösungen ermittelt,
was eine Trefferquote von 8% ergab. Beim Vergleich aller gefundenen Fragment-Treffer wurden keine
übereinstimmenden Treffer für alle drei Methoden gefunden. Dafür sind mehrere Faktoren
verantwortlich, wie z.B. der Ausschluss mancher Fragmente von einzelnen Screens aus technischen
Gründen. Im Einzelnen wurden vier Röntgentreffer aus dem SPR- und NMR-Screening ausgeschlossen,
zwei SPR-Treffer aus dem NMR-Screening verworfen und fünf NMR-Treffer wurden nie mit in das SPRScreening
einbezogen. SPR und NMR sind derzeit die am häufigsten angewandten primären Fragment-
Screening-Techniken, aber unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sie, wenn sie als einleitende
Methoden einer Screening-Kaskade angewandt worden wären, drei potentiell bindende Substanzen
übersehen hätten, die von einem später angewandten, aufwändigeren kristallographischen Filter
entdeckt wurden. Die Röntgenkristallographie ermöglicht die Detektion spezifisch bindender
Substanzen, die allerdings zu schwach binden, um durch SPR und NMR detektiert zu werden. Sie liefern
aber dennoch valide Strukturinformationen, um geeigneten Ansatzpunkten für eine Leitstruktur-
Entwicklung abzugeben. Darüber hinaus haben MD-Simulationen des apo-Wildtyp TGTs die Öffnung
einer transienten Nebentasche oberhalb der Guanin/preQ1-Tasche vorhergesagt. Basierend darauf
wurde eine Strategie zur Ausrichtung dieser neuen Bindungsstelle für das Design neuer Inhibitoren
gegen TGT nach einem strukturbasierten Wirkstoffdesign-Konzept entwickelt, welches in Kapitel 2.3
diskutiert wird.
Die humane afrikanische Trypanosomiasis (HAT), auch bekannt als Schlafkrankheit, ist eine
vektorübertragene parasitäre Krankheit, die durch T. brucei verursacht und durch Stiche der
Tsetsefliege auf den Menschen übertragen wird. T. brucei fehlt es an einer rückgekoppelten
allosterischen Regulation der frühen Schritte in der Glykolyse, sie verfügen aber über die relevanten
Enzyme in abgetrennten Organellen, die Glykosome genannt werden. PEX14, ein Peroxinprotein,
welches für die Biogenese der Glykosome essenziell ist, bildet eine wichtige Protein-Protein-
Interaktion mit PEX5, einem Importrezeptor, der zytoplasmatische glykosomale Enzyme in das
Organell transportiert. Die Störung der PEX14/PEX5-Interaktion führt zur Anhäufung von glykosomalen
Enzymen im Zytosol, damit zum Abbau von ATP, zur Glukosetoxizität, zum metabolischen
Zusammenbruch und am Ende zum Tod von T. brucei. Diese Unterbrechung der Interaktion kann durch
kleine Moleküle erreicht werden, die an PEX14 binden, und so die Bindung von PEX5 an PEX14
verhindern. Ein initiales NMR-Screening einer Fragmentbibliothek führte zu Fragment-Treffern, die an
die N-terminale Domäne (NTD) von T. brucei PEX14 binden. In der vorliegenden Arbeit wurde versucht,
die NMR-Treffer durch Röntgenkristallographie durch Tränkexperimente zu validieren, um die
räumlichen Wechselwirkungen der Fragmente sichtbar zu machen. Die vielversprechenden Fragment-
Treffer könnten dann zu potenteren Leitsubstanzen optimiert werden. Die Kristallisation des NTD
PEX14 mit einer mutierten Variante im ersten Rest (E1W) zeigte blockierte Bindetaschen, wie in Kapitel
3 beschrieben wird. Das hineinmutierte Tryptophans diente dem Zweck, das kurze NTD-Konstrukt mit
fluoreszierende Eigenschaften zu versehen, denn dem nativen Protein fehlen fluoreszierende
Aminosäuren. Es wurde jedoch festgestellt, dass dieses angefügte Tryptophan die Bindungstaschen
seiner benachbarten Kristallpartner im Proteinkristall blockiert, was diese Kristallform für die
Tränkungsversuche ungeeignet macht. Versuche, neue Kristallformen mit freien Taschen zu finden,
blieben erfolglos, da die geringe Größe des Proteins und die hydrophobe Natur des Tryptophans dicht
gepackte Proteinkristalle entstehen lässt, die wechselseitig die Bindungstaschen benachbarter
Kristallpartner blockierten. Virtuelles Screening zur Entdeckung neuartiger Liganden für die Co-
Kristallisation ergab einen Liganden, der die Kristallisation der E1W PEX14-Variante in eine leicht
geänderte Packung unter Erhalt der Raumgruppensymmetrie überführt. Dadurch entstand eine
Kristallform, die sich für die Tränkungsexperimente in Fragment-Lösungen geeignet erwies. Sie
erlaubte die Bindung von zwei weiteren Fragment-Treffern in anderen Bindetaschen. Weiterhin
konnte die Wildtypform von PEX14 kristallisiert werden, welcher der Tryptophanrest fehlt und welche
somit in der Packung unbesetzte Bindungstaschen aufweist. Dies ermöglichte das Eindiffundieren
eines bereits zuvor synthetisch dargestellten Leitstrukturvorschlags. Es wurde eine Kristallstruktur des
Komplexes bei einer Auflösung von 1,8 Å erhalten, in der der Ligand mehrere Taschen der PEX5-
Bindestelle besetzt. Dies unterstreicht die Machbarkeit von Wildtyp-PEX14-Kristallen und deren
Eignung für ein weiteres Fragmentscreening.
Endothiapepsin ist ein Mitglied der pepsinähnlichen Aspartylproteasen, die für die hydrolytische
Spaltung von Peptidsubstraten verantwortlich sind. Aufgrund seiner hohen Ähnlichkeit mit anderen
pharmakologisch relevanten Aspartylproteasen dient es als Modellenzym für die Untersuchung ihres
Mechanismus und das Auffinden erster Leitstrukturen. In früheren Arbeiten anderer Mitglieder
unserer Arbeitsgruppe zur Identifizierung und Charakterisierung von Endothiapepsin-bindenden
Fragmenten wurde die Röntgenkristallographie als primäre Screening-Methode herangezogen und ihr
Potenzial zu identifizieren von Treffern mit mehreren biochemischen und biophysikalischen Screening-
Methoden verglichen. Die untersuchte Fragmentbibliothek wurde für ein allgemeines Screening
konzipiert und enthielt 361 Einträge. Der Vergleich der Trefferraten der verschiedenen Methoden mit
denen der Röntgenkristallographie ergab eine nur geringe Überschneidung, wobei die RDA die höchste
Überschneidung bei 7% und MS die niedrigste Überschneidung bei 1% aufweist, gefolgt von STD NMR
mit 3%. Um die Gründe für die geringen Überschneidungen zu verstehen, wurden zwei dieser
Screening-Techniken für eine genauere Analyse ausgewählt, wie in Kapital 4 beschrieben. Dazu wurden
die 71 röntgenkristallographisch detektierten Fragment-Treffer selektiert und mit STD-NMR unter
leicht unterschiedlichen Pufferbedingungen sowie mit WaterLOGSY NMR-Experimenten erneut
durchmustert. Dieser zweite STD NMR Screen erkannte fast die doppelte Anzahl von Treffern als die
erste, und der Water LOGSY Screen hatte mit 69% die höchste Korrelation zwischen den NMR
Methoden und den Vorschlägen aus der Kristallographie. Diese vergleichende Analyse zeigte auch,
dass Fragmente durch den Einsatz so genannter Reporterliganden nicht, wie gewünscht, räumlicher
verdrängt sondern teilweise verschoben werden und dass nicht-deuteriertes Wasser in STD NMR zu
falschen Negativen führen kann. Die gesamte 361 Fragment-Bibliothek wurde mittels SPR unter
Invertieren des Messprinzips (so genannter „inhibition solution assay“) durchgemustert und als
weitere biophysikalische Methode unserer vergleichenden Analyse hinzugefügt. Die erlaubt uns einen
weiteren Einblick zu erkennen, welche Bedingungen beim Transfer zwischen verschiedenen Techniken
unbedingt eingehalten werden müssen. Die resultierende Trefferrate aus SPR betrug 34%, was einer
Überlappung von 11% mit den kristallographischen Treffern entspricht – somit der höchsten
Korrelation zwischen den bisher von uns eingesetzten Screeningverfahren. Schließlich haben wir auch
die Fragmenttreffer-Erkennung im Rahmen des so genannten „Cocktailing“ für Ergebnisse mit der
Kristallographie im Vergleich zu der NMR-Methode untersucht. Dabei ergab sich, dass das
„Cocktailing“ in der Kristallographie zu falschen negativen Treffern aufgrund der Kompetition von
Fragmenten um den gleichen Bindeplatz führen kann oder abweichende Bindungsmodi für ein
bestimmtes Fragment anzeigt werden als diese bei Einzelbestimmungen ermittelt wird. Was die NMRMethode
betrifft, so ist trotz der Fähigkeit, konkurrierende Bindungen von Fragmenten im
dynamischen Prozess als Bindupngsereignisse nebeneinander zu beobachten, nicht immer
gewährleistet. In ca. 20% der von uns untersuchten Beispiele lieferte diese Parallelbindung keine
korrekten Hinweise. Weiterhin kann die Erkennung von Fragmenten in der NMR-Methode aus einem
Fragment-„Cocktail“ auch davon abhängen, wie der „Cocktail“ zusammengesetzt war.