Entwicklung und Machbarkeitsüberprüfung eines Kern-Sets von Qualitätsindikatoren für die pädiatrische Primärversorgung in Europa - Core Set of Indicators for Paediatric Primary Care in Europe, COSI-PPC-EU
Einführung und Hintergrund Die medizinische Qualität in den einzelnen europäischen Ländern zeigt erhebliche Unterschiede und Defizite [20, 86, 87]. Die Freizügigkeit im Schengen Raum führt durch Cross-Border Medizin zu weiteren Verschiebungen und Ungleichgewichten [6, 61, 70]. Die EU gesteht jedem...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2019
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Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Einführung und Hintergrund
Die medizinische Qualität in den einzelnen europäischen Ländern zeigt erhebliche Unterschiede und Defizite [20, 86, 87]. Die Freizügigkeit im Schengen Raum führt durch Cross-Border Medizin zu weiteren Verschiebungen und Ungleichgewichten [6, 61, 70]. Die EU gesteht jedem EU-Bürger zu, in einem anderen europäischen Land mindestens die gleiche medizinische Qualität wie in seinem Heimatland zu bekommen [34]. Studien legen nahe, dass die qualitativen Defizite in der pädiatrischen Primärversorgung (Paediatric Primary Care, PPC) besonders hoch sind, insbesondere weil verschiedene Fachgruppen an der Behandlung von Kindern und Jugendlichen in Europa beteiligt, unterschiedlich ausgebildet und trainiert sind [32, 50].
Benchmarking-Instrumente, wie Qualitätsindikatoren (QI), können ein Lernen an der „best-practice“ fördern und Qualität und Patientensicherheit verbessern [45, 54]. QI speziell für pädiatrische Primärversorgungs-Einrichtungen in Europa existieren nicht – werden jedoch von der EU gefordert [33]. Um diese Lücke zu schließen, wurde das “Core Set of Indicators for Paediatric Primary Care in Europe” (COSI-PPC-EU) entwickelt [36] und hinsichtlich seiner Machbarkeit getestet [37].
Methode
Die Studie besteht aus drei Teilprojekten. In den ersten beiden Teilprojekten wurde untersucht, ob ein valides und machbares QI-Sets für europäische PPC-Einrichtungen zu entwickeln und von einem Experten-Gremium zu konsentieren ist. Mittels einer modifizierten RAND/UCLA Appropriateness Method [9] wurde eine Literaturrecherche, eine nachfolgende Bearbeitung der gefundenen QI und ein mehrstufiger Konsensus-Prozess durch ein internationales Experten-Panel durchgeführt.
Mit dem dritten Teilprojekt wurde die Machbarkeit dieses QI-Sets untersucht. Dazu wurden europäische Kinder- und Jugendärzte befragt, ob die zusammengestellten QI in den europäischen Praxen machbar sind. Sie eruierten anhand ihrer Krankenakten, ob die Daten für die QI in den europäischen Praxen vorhanden sind, mit welchem Aufwand sie zu erheben sind, ob die QI für ihre Praxen zutreffen, relevant und reliabel sind und von ihnen akzeptiert werden können. Die Praxen wurden gezielt von Länderkoordinatoren ausgewählt und sollten möglichst viele unterschiedliche Praxis-Typen repräsentieren. Die Studie war qualitativ explorativ angelegt mit dem Ziel, aus 10 Ländern je 10 Teilnehmer zu rekrutieren.
Ergebnisse
Die erste Teilstudie ergab nach der Literaturrecherche einen QI-Satz von 1516 QI, der durch das Experten-Panel in der Folge teilweise zusammengefasst und umformuliert oder mangels Evidenz oder Machbarkeit auf 50 reduziert wurde. Von diesen 50 QI wurden schließlich im zweiten Studienteil 42 konsentiert.
Die QI können inhaltlich in 5 Kategorien eingeteilt werden: (A) Gesundheitsförderung, Prävention und Screening (13 QI), (B) akute Krankheitsbilder (9 QI), (C) chronische Krankheiten (8 QI), (D) Praxisorganisation (3 QI), (E) Patientensicherheit (9 QI).
79 Kinderärzte aus 8 europäischen Ländern nahmen an der dritten Teilstudie teil. Nachgewiesen werden konnte, dass in der Stichprobe die Daten für die Berechnung der QI vorhanden sind, der technische Aufwand für ihr Auslesen zeitaufwendig und die praktische Machbarkeit eingeschränkt ist. Die Kriterien Akzeptanz, Relevanz und Reliabilität sowie ein Zutreffen der QI für die Praxis wurden besser bewertet, wenn auch sehr unterschiedlich innerhalb der einzelnen QI-Kategorien. Die Kategorie (A) zeigte in nahezu allen Kriterien die höchsten Zustimmungsraten. Die geringfügig vorhandenen länderspezifischen Trends können aufgrund der gezielt ausgewählten Studien-Teilnehmer und der statistisch zu kleinen Stichprobe nicht sicher interpretiert werden.
Diskussion und Ausblick
Ein valides und machbares QI-Set für europäische PPC-Ärzte mit einer großen inhaltlichen Bandbreite konnte in Form des COSI-PPC-EU zusammengestellt werden. Das Set unterscheidet sich von anderen QI-Sets durch seine gezielte Ausrichtung auf PPC-Einrichtungen und umfasst neben rein medizinischen Indikatoren auch solche für das Praxismanagement und die Patientensicherheit. Konsens der PPC-Experten und Evidenz sind vergleichbar zu anderen QI-Sets für PPC, die jedoch länderspezifisch und nicht international ausgerichtet sind. Dies bestätigte sich in der Machbarkeitsstudie anhand der Zustimmungswerte durch die PPC-Ärzte. Technische Hürden scheinen noch die Verfügbarkeit der vorhandenen Daten zur Berechnung der QI zu behindern und die Machbarkeit zum jetzigen Zeitpunkt zu mindern.
Sollten die Akteure in den Gesundheitssystemen Europas und vor allem die europäischen Gesundheitspolitiker ein wahres Interesse an einem Benchmarking-Prozess in der PPC haben, kommen sie nicht umhin, die politischen, finanziellen und juristischen Voraussetzungen für die technische Datenerhebung zu schaffen. COSI-PPC-EU kann dann ein Voneinander-Lernen der Gesundheitsdienstleister ermöglichen und nicht nur die Cross-Border Medizin für Kinder- und Jugendliche-Patienten in Europa sicherer und qualitativ hochwertiger gestalten helfen. |
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Physical Description: | 73 Pages |
DOI: | 10.17192/z2019.0454 |