Verringerte Herzfrequenzvariabilität und Repolarisationsstörungen bei bilateral tonisch-klonischen Anfällen

Einleitung Bilateral tonisch-klonische Anfälle (BTKA) sind nach heutiger Kenntnis der wichtigste Risikofaktor für das Auftreten eines SUDEP. Chronische und im Anfall akut auftretende Veränderungen des vegetativen Nervensystems sowie in der Erregungsbildung und –leitung des Herzens sind bei Mensche...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Bergmann, Marc-Philipp
Beteiligte: Strzelczyk, Adam (Prof. Dr. med., MHBA) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2019
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Einleitung Bilateral tonisch-klonische Anfälle (BTKA) sind nach heutiger Kenntnis der wichtigste Risikofaktor für das Auftreten eines SUDEP. Chronische und im Anfall akut auftretende Veränderungen des vegetativen Nervensystems sowie in der Erregungsbildung und –leitung des Herzens sind bei Menschen mit Epilepsie gut dokumentiert. Wir untersuchten die periiktalen Veränderungen der Herzaktion bei bilateral tonisch-klonischen Anfällen im Vergleich zu komplex-fokalen Anfällen (KFA). Methoden Am Epilepsiezentrum Hessen in Marburg wurden retrospektiv alle Patienten aus dem Video-EEG-Monitoring (VEM) ausgewertet, bei denen zwischen 2007 und 2015 sowohl bilateral tonisch-klonische als auch komplex-fokale Anfälle aufgezeichnet worden waren. Weitere Selektionskriterien waren die Diagnose einer fokalen Epilepsie und das vollständige Vorliegen einer kontinuierlichen 2-Kanal-EKG-Ableitung. Die Anfälle wurden jeweils 10 Minuten vor Beginn des Anfalles im EEG bis 30 Minuten nach EEG-Anfallsende untersucht. Außerdem wurde die Herzfrequenzvariabilität (HRV) zu zwei interiktalen Zeitpunkten (morgens im Schlaf und im Wachen) bestimmt. Ergebnisse Insgesamt konnten 50 Patienten (mittleres Alter 35,3 Jahre, 50% weiblich) mit einer fokalen Epilepsie (64% temporale Epilepsie, 36% extratemporale Epilepsie) eingeschlossen werden, die die oben genannten Kriterien erfüllten. Bei den bilateral tonisch-klonischen Anfällen zeigte sich iktal eine im Vergleich höhere Herzfrequenz, zudem eine postiktal für 30 Minuten fortbestehende Tachykardie. Nach den bilateral tonisch-klonischen Anfällen zeigte sich eine signifikant verringerte Herzfrequenzvariabilität (HRV). Darüber hinaus stellten wir im interindividuellen Vergleich eine deutliche Verkürzung der QTc-Zeit in den unmittelbar postiktalen Messungen, d.h. eine Minute nach einem bilateral tonisch-klonischen Anfall, fest. Diskussion Eine verringerte Herzfrequenzvariabilität und insbesondere eine verkürzte QTc-Zeit stellen jeweils unabhängige Risikofaktoren für einen plötzlichen Herztod dar. In den bislang berichteten Fällen konnte bei Patienten mit einem SUDEP eine unmittelbar postiktal zentral-vegetativ vermittelte Störung der Atmung und Herzaktion beobachtet werden, in deren Folge es zum plötzlichen Tod kam. Die vorliegenden Daten zeigen eine postiktal vorliegende Störung der parasympathischen Innervation sowie der kardialen Repolarisation und verdeutlichen einmal mehr die entscheidende Bedeutung von bilateral tonisch-klonischen Anfällen für das Auftreten eines SUDEP.
Umfang:86 Seiten
DOI:10.17192/z2019.0393