Primärer Hyperparathyreoidismus: sporadisch, Lithium-induziert und bei Multipler Endokriner Neoplasie

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Krankheitsbild des primären Hyperparathyreoidismus (pHPT). Das vorrangige Ziel der Arbeit war dabei zu verifizieren, wie häufig sich im untersuchten Kollektiv Hinweise auf eine MEN-Erkrankung oder Lithiummedikation als Ursache des pHPT finden und durch...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Dillenberger, Sabine Gudrun
Beteiligte: Kann, Peter Herbert (Prof. Dr. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2019
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Krankheitsbild des primären Hyperparathyreoidismus (pHPT). Das vorrangige Ziel der Arbeit war dabei zu verifizieren, wie häufig sich im untersuchten Kollektiv Hinweise auf eine MEN-Erkrankung oder Lithiummedikation als Ursache des pHPT finden und durch welche klinischen Besonderheiten das Krankheitsbild in den beiden Verlaufsformen im Vergleich zum sporadischen pHPT gekennzeichnet ist. Während der pHPT sich heute meist als asymptomatische Hyperkalzämie darstellt, sind auch schwere klinische Manifestationen z.B. des Gastrointestinaltrakts, des Skeletts und der Nieren möglich. Im Kapitel 2 Theoretische Einführung wurden neben der Klinik das therapeutische Management des pHPT dargelegt. Dabei wurde zwischen dem sporadischen pHPT, dem pHPT im Zuge einer MEN-Erkrankung und dem Lithium-induzierten pHPT unterschieden. In Teilen der Fachliteratur wurden die beiden letztgenannten Formen des pHPT als gehäuft multiglandulär und rezidivierend verlaufend beschrieben, sodass zum Teil ein routinemäßiges bilaterales operatives Vorgehen empfohlen wurde. Im Zuge der Datenerhebung konnten 682 Patienten identifiziert werden, die zwischen dem 01.01.2004 und dem 30.06.2013 mit der aktuellen Diagnose oder zurückliegenden operativen Therapie eines pHPT am Universitätsklinikum Marburg vorstellten. Ihnen wurde ein Fragebogen zur Beantwortung zugesandt. Das der Studie zugrundliegende Material bestand aus den zu den 682 identifizierten Patienten im Dokumentationssystem Orbis verfügbaren Patientenunterlagen sowie aus 280 beantworteten Fragebögen (s. 3 Material und Methoden). Im Kapitel 4 Ergebnisse konnte gezeigt werden, dass bei 89,2% der untersuchten Patienten ein sporadischem pHPT, bei einem Prozent ein Lithium-induzierter pHPT und bei 9,8% ein pHPT bei MEN vorlag. Es wurde deutlich, dass renale und ossäre Manifestationen beim pHPT noch immer vorkommen. Zudem stellte sich bei Patienten mit sporadischem pHPT und Lithium-induzierten pHPT die Schilddrüse als das am häufigsten zu-sätzlich erkrankte endokrine Organ dar, während Pankreaserkrankungen im Fragebogen nur selten angegeben wurden. Das Vorliegen einer Tumorerkrankung des Pankreas bei einem pHPT-Patienten oder in dessen Familie war insbesondere unter MEN1-Patienten häufig, ein medulläres Schilddrüsenkarzinom bei MEN2-Erkrankten. Die bei der Erstoperation untersuchten präoperativen PTH- und Kalziumwerte unterschieden sich nicht signifikant voneinander. In allen drei Gruppen konnten mit der Erstoperation hohe Heilungs-raten des pHPT von 95 bis 100% erreicht werden. Im Falle der Reoperationen lag sie bei 87%. Die Rezidiv- und Persistenzraten hingen weder von der Gruppenzugehörigkeit, noch von der gewählten Operationsmethode ab. Die Analyse der Anzahl der betroffenen Drüsen bei Erstoperation erbrachte das singuläre Adenom mit 92% als häufigste Ursache des pHPT, gefolgt von jeweils circa 3% Doppeladenomen und Mehrdrüsenhyperplasien. Bei Patienten mit sporadischem pHPT lag in etwa 95% der Fälle ein einzelnes Adenom vor. Gleichzeitig lagen in 20% der Fälle von Lithium-induziertem pHPT und bei 78,9% der MEN-Erkrankten (0% bei MEN2a, 82,35 % bei MEN1) eine Nebenschilddrüsenhyperplasie vor. Damit waren Mehrdrüsenhyperplasien bei MEN-Patienten signifikant häufiger als bei Patienten mit sporadischem pHPT. Die Untersuchung der präoperativen Bildgebung erbrachte, dass bei multiglandulären Erkrankungen mit einer Sensitivität von nur 25 bzw. 26,5%, weder die Hochfrequenz-Sonographie noch die Sestamibi-Szintigraphie geeignet für die Detektion der betroffenen Nebenschilddrüsen erscheinen. Bei eindrüsigen Erkrankungen lag die Sensitivität um 70%. Im Kapitel 5 Diskussion wurde deutlich, dass in der aktuellen Studie erstmalig in Deutschland der Lithium-induzierte pHPT an einem Kollektiv von Patienten mit pHPT untersucht wurde. Dabei konnte nur bei wenigen Patienten eine zurückliegende Lithiummedikation erhoben werden. Damit deckt sich die aktuelle Studie mit einer Reihe vorhergehender Studien, die das Vorkommen vom Lithium-induzierten pHPT unter Kollektiven mit pHPT untersuchten. Anders als in einem großen Teil der bisherigen Veröffentlichungen zum Lithium-induzierten pHPT ergab die gegenwärtige Studie keine signifikante Häufung von multiglandulären Erkrankungen, Rezidiven oder Persistenzen im Vergleich zum sporadischen pHPT. Die Ergebnisse einer meist eindrüsigen und mit hohen Heilungsraten vergesellschafteten sporadischen Erkrankung und einer meist mehrdrüsigen mit dem MEN1-Syndrom assoziierten Erkrankung deckten sich jedoch mit einem Großteil der diesbezüglichen Literatur. Problematisch hinsichtlich der Interpretierbarkeit der Daten stellten sich insbesondere das retrospektive Studiendesign, die teilweise unzureichende Nachbeobachtungszeit und die niedrige Fallzahl hinsichtlich des Lithium-induzierten pHPT dar. Die vorliegende Arbeit konnte wichtige Hinweise zu Häufigkeit und klinischen Besonderheiten des sporadischem pHPT im Vergleich zum pHPT bei MEN und beim Lithium-induzierten pHPT geben. Insbesondere zur abschließenden Beurteilbarkeit des Lithium-induzierten pHPT erscheinen jedoch Studien an größeren Patientenkollektiven notwendig. Da die retrospektive Analyse nur wenige Patienten mit Lithium-induziertem pHPT detektieren konnte, erscheint zu diesem Zweck die konsequente Durchführung einer Lithiumanamnese und anschließende Aufnahme in prospektive Verlaufsstudien empfehlenswert.
Umfang:204 Seiten
DOI:10.17192/z2019.0193