Quantenchemische Untersuchungen zu Stabilitäten und Reaktivitäten binärer Zintl-Anionen und intermetalloider Cluster und zu organisch funktionalisierten Münzmetall-Chalkogenid-Clustern

Im Rahmen dieser Promotion wurden Studien zu Stabilitäten und Reaktivitäten binärer Zintl-Anionen und intermetalloider Cluster, sowie zu organisch funktionalisierten binären und ternären Münzmetall-Chalkogenid-Clustern durchgeführt. Zunächst wurden die Studien zu binären, pseudotetraedrischen Zintl...

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Main Author: Guggolz, Lukas Marius
Contributors: Dehnen, Stefanie (Prof. Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2019
Subjects:
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Description
Summary:Im Rahmen dieser Promotion wurden Studien zu Stabilitäten und Reaktivitäten binärer Zintl-Anionen und intermetalloider Cluster, sowie zu organisch funktionalisierten binären und ternären Münzmetall-Chalkogenid-Clustern durchgeführt. Zunächst wurden die Studien zu binären, pseudotetraedrischen Zintl-Anionen aus Atomen der Gruppen 13 bis 15 vorgestellt. Unter Anwendung von DFT-Methoden konnten für alle 48 möglichen Elementkombinationen stabile Minima auf der Potenzialhyperfläche gefunden werden. Ausgehend von den Kovalenzradien konnte gezeigt werden, welche dieser Anionen synthetisch zugänglich sein sollten und welche nicht: Anionen aus Atomen der Gruppen 13 und 14 oder 13 und 15 und einem Element-Element-Verhältnis von 1:3 sind darstellbar, wenn das Verhältnis der Kovalenzradien QKovR = 1 oder leicht unter 1 ist. Der Grund dafür ist, dass kleinere Triel-Atome gut in die Lücke zwischen den drei Tetrel- oder Pentel-Atomen in der Basis des Pseudotetraeders passen. Für Anionen aus Atomen der Gruppen 14 und 15 gelten wegen ihres Element-Element-Verhältnisses von 1:1 andere Regeln. Auch leichte Abweichungen von QKovR = 1 wirken sich bereits negativ auf die Stabilität der Anionen aus. Studien zu den elektronischen Strukturen dieser Anionen zeigten mögliche Substitutions-muster auf. Quantenchemische Berechnungen zu zweifach protonierten Verbindungen zeigten, dass die Protonen Kanten der Anionen überbrücken, was zur Bildung von 3c2e-Bindungen führt. Die Überbrückung von Flächen ist energetisch nicht favorisiert. Im Falle von TMS-Gruppen als Substituenten kommt es zusätzlich zu sterischen Effekten, sodass die resultierenden Strukturmotive deutlich vielseitiger werden als bei der Protonierung. Es konnte weiterhin gezeigt werden, dass die Eignung der mit Fp substituierten, butterflyartigen Anionen [{CpFe(CO)2}2(Tt2P2)]2− und [{CpFe(CO)2}2(Tt2As2)]2− als Chelatligand stark von der Elementkombination in der zentralen Butterfly-Einheit abhängt. Gemäß dem ZKB-Konzept müssten die unprotonierten nortricyclanartigen Anionen (SiP6)q−, (GeP6)q− und (SiAs6)q− vierfach negativ geladen sein. Quantenchemische Rechnungen bestätigten dies. Da in der Kristallstruktur allerdings nur zwei Kationen gefunden wurden, ließ dies auf eine zweifache Protonierung schließen. Bei den folgenden Untersuchungen konnten so die Nettoladungen, die Position des jeweiligen Tetrel-Atoms, sowie die protonierten Positionen identifiziert werden. Das Tetrel-Atom sitzt immer entweder in der Basis oder an der apikalen. Position. Isomere mit dem Tetrel-Atom an einer der zweibindigen Positionen sind signifikant destabilisiert. Da hier die höchste Elektronendichte lokalisiert ist, sind zwei der drei Pentel-Atome an dieser Position protoniert. Im Falle der intermetalloiden Cluster [Nb@As8Hm]n− und [Nb@As11Hp]q− galt es ebenfalls, Struktur, Ladung und Protonierungsmuster aufzuklären. Auch hier wurden nur zwei Gegenionen gefunden,was auf eine teilweise Protonierung der Anionen schließen ließ. Für den Achtatom-Käfig konnte eine ringförmige Struktur gemäß dem S8-Ring in monoklinem Schwefel als plausibelste Lösung identifiziert werden. Dieser Cluster liegt einfach protoniert vor, was in Übereinstimmung mit dem ZKB-Konzept in einer Ladung von 2− resultiert. Das Proton überbrückt einen As•••Nb-Kontakt, was zu einer 3c2e-Bindung führt. Für den Elfatom-Käfig wurden zwei mögliche, zweifach protonierte Isomere identifiziert. Gemessene und simulierte IR-Spektren scheinen dies zu bestätigen. Die Strukturdaten passen aber nur schlecht zu den experimentellen Ergebnissen, sodass hier weitere Untersuchungen notwendig sind. Im zweiten Teil der Arbeit folgten Studien zu Münzmetall-Chalkogenid-Clustern mit binären oder ternären anorganischen Clusterkernen. Die Kationen [Pd3(PPh3)5(SeH)(μ3-Se)2]+ und [Pd3(PPh3)5(SnCl3)(μ3-Se)2]+ wurden mit quantenchemischen Methoden untersucht. Hierbei konnten schwache aber signifikante palladophile Wechselwirkungen nachgewiesen werden. Des Weiteren wurde gezeigt, dass der Cluster durch Mehrzentrenbindungen zusätzlich stabilisiert wird. Signifikante, die Moleküle stabilisierende Mehrzentrenwechselwirkungen weisen auch die [(SnR)2Se4]-Einheiten in einer Reihe ternärer, kupferhaltiger Cluster auf. Sie sind außerdem verantwortlich für die Farbigkeit besagter Cluster, da das LUMO vorwiegend an diesen Einheiten lokalisiert ist. Die berechneten HOMO-LUMO-Lücken geben den Farbtrend hinreichend wieder. Cluster ohne [(SnR)2Se4]-Einheiten sind farblos. Cuprophile Wechselwirkungen konnten hier nicht nachgewiesen werden. Die beiden ternären Zinn-Silber-Selenid-Cluster [Ag6(μ6-Se)(Ag8Se12){(R1Sn2)Se2}6] (mit R1: CMe2CH2C(O)Me) und [Ag7(μ7-Se)(Ag7Se12){(R2Sn2)Se2}6] (mit R2: CMe2CH2C(NNH2)Me) weisen isomere Clusterkerne auf. Mithilfe quantenchemischer Methoden wurden beide Isomere miteinander verglichen und der Einfluss der organischen Reste untersucht. Das erstgenannte Isomer ist symmetrischer mit acht kubisch und sechs oktaedrisch angeordneten Ag-Atomen. Im zweiten, weniger symmetrischen Isomer sind zehn der Ag-Atome in einer Ebene zu einem sternförmigen Motiv angeordnet. Die anderen vier Ag-Atome sitzen über dieser Ebene. Die Untersuchungen zeigten, dass das symmetrischere Isomer für beide organischen Reste energetisch bevorzugt ist. Das weniger symmetrische wurde also vermutlich als kinetisches Produkt auskristallisiert. Zuletzt wurde der Gold-Sulfid-Komplex [Au10S2(PPh2)2(dppma2)4(dppma3)]∙[Au6S2(dppma2)2(dppma3)] untersucht, der aus zwei neutralen Untereinheiten aufgebaut ist. Mit quantenchemischen Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass beide Untereinheiten über zwölf Wasserstoffbrücken aneinander binden. Jede davon trägt mit etwa −54 kJ•mol−1 zur Wechselwirkungsenergie bei. Die Inspektion kanonischer und lokalisierter MOs bestätigte dieses Ergebnis. Die gefundenen aurophilen und die Au•••S-Wechselwirkungen trugen nicht zur Stabilisierung der Molekülstruktur bei.
Physical Description:150 Pages
DOI:10.17192/z2019.0112