Geschlechts-assoziierte Unterschiede des nicht muskelinvasiven Urothelkarzinoms

Als fünft-häufigstes Karzinom der westlichen Welt ist das Harnblasenkarzinom keine seltene Erkrankung. Bereits bei der Analyse epidemiologischer Daten des RKI fiel zwischen den Geschlechtern ein Unterschied in der Häufigkeit des Auftretens auf. Bei Männern handelte es sich um das viert-häufigste Kar...

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Scheller, Thomas
Beteiligte: Hegele, Axel (Prof.Dr.med) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2018
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Als fünft-häufigstes Karzinom der westlichen Welt ist das Harnblasenkarzinom keine seltene Erkrankung. Bereits bei der Analyse epidemiologischer Daten des RKI fiel zwischen den Geschlechtern ein Unterschied in der Häufigkeit des Auftretens auf. Bei Männern handelte es sich um das viert-häufigste Karzinom, bei Frauen lediglich um das zehnt-häufigste. Histologisch handelte es sich bei über 90 % der Fälle um Urothelkarzinome. Circa 75 % von diesen waren bei initialer Diagnosestellung in einem nicht muskelinvasiven Stadium. Ziel dieser Arbeit war es verschiedene Aspekte des nicht muskelinvasiven Urothelkarzinoms auf geschlechtsspezifische Unterschiede zu untersuchen. Wir identifizierten hierfür 729 Patienten, welche zwischen dem 06.12.2004 und dem 29.06.2012 in der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum Marburg eine transurethrale Resektion der Harnblase erhielten. Anhand dieser Daten erfassten wir insgesamt 1296 Eingriffe. Bei 479 Patienten wurde die Diagnose eines Urothelkarzinoms gestellt. Wie erwartet waren Männer mit einem Geschlechterverhältnis von 3,6 : 1 häufiger als Frauen betroffen. 75 Patienten, welche die Erstdiagnose eines Urothelkarzinoms bereits vor dem 01.12.2004 erhalten hatten, wurden von der Untersuchung ausgeschlossen. Von den verbliebenen 404 Patienten waren 312 Männer und 92 Frauen. Ein bei Erstdiagnose muskelinvasives Stadium zeigten 50 Männer und 23 Frauen, was einem Geschlechterverhältnis von 2,2:1 entsprach. Statistisch zeigte sich hier das prozentual gehäufte Auftreten von muskelinvasiven Stadien in der weiblichen Population signifikant erhöht (p=0,04). Da in dieser Arbeit das nicht muskelinvasive Urothelkarzinom untersucht wurde, schlossen wir diese Patienten (n=73) ebenfalls von der weiteren Analyse aus. Somit verblieben 331 Patienten mit der Erstdiagnose eines NMIBC. Dies waren 262 Männer und 69 Frauen, was einem Geschlechterverhältnis von 3,8:1 entspricht. Im Rahmen dieser Arbeit verfolgten wir retrospektiv den weiteren klinischen Verlauf über den oben genannten Zeitraum. Wir untersuchten, ob sich geschlechtsspezifische Unterschiede in histopathologischen Aspekten, Zugehörigkeit zu Risikogruppen, Rezidiv-Verhalten oder Progress-Verhalten nachweisen ließen. Ebenfalls untersuchten wir, inwiefern sich eine Beeinflussbarkeit dieser Faktoren durch intravesikale Chemotherapie oder Durchführung der Erstresektion unter photodynamischer Diagnostik, insbesondere geschlechtsspezifisch, zeigen ließ. Histopathologisch zeigten muskelinvasive Infiltrationstiefen sowie im Besonderen die Infiltrationstiefe pT3 ein statistisch signifikant häufigeres Auftreten in der weiblichen Kohorte. In der Subgruppen-Analyse der NMIBC zeigte sich bei Männern ein signifikant häufigeres Auftreten des Carcinoma-in-Situ (p=0,01). Bei der Tumordifferenzierung könnte ein Trend zu einem gehäuften Auftreten von G3/4 Läsionen bei Männern diskutiert werden (p=0,06). Es zeigte sich keine geschlechtsspezifisch häufigere Zugehörigkeit zu einer EAU Risikogruppe (low-intermediate-high). Wir konnten keinen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Geschlecht und dem Auftreten eines Rezidivs nachweisen. Frauen in der Risikogruppe “low” zeigten einen Trend zu häufigeren Rezidiven (p=0,08). Hier ist allerdings die lediglich sechs Patientinnen umfassende Subpopulation zu erwähnen. Prozentual entwickelten 14,5 % der Frauen versus 7,3 % der Männer einen Progress bei Auftreten eines Rezidivs. Statistisch zeigte sich lediglich das häufigere Progress-Auftreten in der Risikogruppe „low“ der weiblichen Kohorte signifikant. Auch hier ist auf die sehr kleine Subgruppe (n=6) hinzuweisen. Die Durchführung einer intravesikalen Chemotherapie mittels MMC innerhalb von 24 Stunden nach TUR-B senkte in der Gesamtpopulation das Rezidivauftreten von 21,9 % auf 14,8 %. Statistisch signifikant zeigte sich auch dieser Unterschied nicht. Ein Trend (p=0,06) könnte hier allerdings diskutiert werden. Bei Frauen senkte eine MMC Frühinstillation das Rezidivauftreten von 20,6 % auf 17,1 %. Bei Männern führte eine MMC Frühinstillation zu einer Senkung des Auftretens von Rezidiven von 22,2 % auf 14,2 % der Fälle. Zwischen den Gruppen beziehungsweise zwischen den Geschlechtern lag kein statistisch signifikanter Unterschied vor. Die Durchführung der Resektion mit Hilfe von photodynamischer Diagnostik konnte das Auftreten von Rezidiven von 15,6 % auf 11,7 % senken, ohne hierbei ein statistisches Signifikanzniveau zu erreichen. Für die IVC sowie die PDD ließen sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Effektivität nachweisen. Wir konnten somit nachweisen, dass bei Frauen signifikant häufiger bei Erstdiagnose-stellung muskelinvasive Stadien vorliegen, hier vor allem Tumore mit der Tumorinfiltrationstiefe pT3. In der NMIBC Subgruppe zeigten Männer ein signifikant häufigeres Auftreten von Carcinoma-in-Situ. Es ließ sich für kein Geschlecht ein häufigeres Auftreten von Rezidiven oder Progress nachweisen. PDD und Chemo-Frühinstillation (mit MMC) zeigten sich bei beiden Geschlechtern gleich effektiv, ohne hierbei einen geschlechtsspezifisch signifikanten Unterschied zu zeigen.
Umfang:112 Seiten
DOI:10.17192/z2018.0448