Charakterisierung Hymenopterengift-spezifischer Antikörper mit dem EliFAB Assay

Insektenstiche durch Mitglieder der Ordnung der Hymenopteren sind ein häufiges und oft unterschätztes Ereignis. In epidemiologischen Studien berichteten 0,3-3,4% der Befragten von nach Hymenopterenstichen erlebten systemischen Reaktionen, die lebensgefährliche Folgen haben können. Nach der Identi...

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Main Author: Müller, Jan
Contributors: Pfützner, Wolfgang (Prof. Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2018
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Insektenstiche durch Mitglieder der Ordnung der Hymenopteren sind ein häufiges und oft unterschätztes Ereignis. In epidemiologischen Studien berichteten 0,3-3,4% der Befragten von nach Hymenopterenstichen erlebten systemischen Reaktionen, die lebensgefährliche Folgen haben können. Nach der Identifikation des verantwortlichen Allergens steht mit der allergenspezifischen Immuntherapie (AIT) eine kausale, sichere und effektive Therapiemöglichkeit zur Verfügung. Während die hohe klinische Wirksamkeit der AIT in zahlreichen Studien belegt werden konnte, sind die der Behandlung zugrundeliegenden immunologischen Mechanismen bisher noch nicht ausreichend geklärt. Die hohe Bedeutung der Aufklärung dieser Mechanismen zeigt sich insbesondere darin, dass bisher kein aussagekräftiger immunologischer Erfolgsparameter der Therapie existiert. In diesem Zusammenhang haben das allergenspezifische IgG und insbesondere die Subklasse IgG4 viel Beachtung erfahren. Die Konzentrationen dieser sog. blockierenden Antikörper (AK) steigen während der Therapie im Serum von Patienten an und werden mit dem Erfolg der AIT verbunden. Dabei wird davon ausgegangen, dass allergenspezifische IgG-AK in Konkurrenz zu Mastzell-gebundenen IgE-AK treten und die Komplexbildung dieser mit dem Allergen sowie die darauffolgende Aktivierung von Effektorzellen verhindern können. Allerdings konnte in zahlreichen Studien keine Korrelation zwischen der Höhe der Immunglobulinkonzentrationen und dem klinischen Erfolg der AIT gefunden werden. Größere klinische Relevanz versprechen an dieser Stelle Verfahren, die eine qualitative Veränderung der blockierenden AK und der damit verbundenen Effekte erfassbar machen. Aktuelle Untersuchungen bei Graspollenallergikern zeigen eine deutlich bessere Korrelation von klinischer Wirksamkeit und den Ergebnissen dieser Messverfahren. Die Messungen wurden mit dem sog. IgE-facilitated antigen binding Assay durchgeführt, in dem der Einfluss von blockierenden AK auf die Bindung von Allergen-IgEKomplexen durch B-Zellen erfasst wird. Kürzlich wurde eine zellfreie Variante dieses Assays publiziert. Der sog. enzyme-linked immunosorbent facilitated antigen binding (EliFAB) Assay basiert auf den Grundlagen des enzyme-linked immunosorbent assay (ELISA) und ist somit weniger fehleranfällig, zeit- und kostenaufwendig. Dieses Verfahren wurde innerhalb dieser Arbeit für das jeweilig häufigste Majorallergen des Bienenbzw. Wespengiftes etabliert mit dem Ziel, die klinische Bedeutung der unter AIT gebildeten blockierenden Aktivität durch IgG-AK einschätzen zu können. In der Folge konnte die blockierende Aktivität in Patientenseren vor, unter und bis zu zwölf Jahre nach Ende einer AIT mit Hymenopterengift bestimmt werden. Zur Prüfung der klinischen Relevanz wurden diese Daten mit dem Ergebnis einer Stichprovokation während der Therapie sowie mit den Berichten bei Feldstichen nach Therapie verglichen. Während der Einleitungsphase einer Ultra Rush AIT stieg die blockierende Aktivität in Patientenseren parallel zu den Konzentrationen von IgG4-AK an. Dieser Effekt wurde nach frühestens acht Tagen beobachtet. Alle Patienten tolerierten die im Verlauf der Therapie durchgeführte Stichprovokation. Damit einhergehend konnte in nahezu allen Patientenseren eine Allergen-blockierende Aktivität nachgewiesen werden, sodass von einer hohen Korrelation zwischen dieser und klinischer Wirksamkeit während der Therapie auszugehen ist. Inwiefern die Messung Allergen-blockierender Aktivität eine Stichprovokation ersetzen kann, müssen weitere Untersuchungen klären. Die unter Therapie ausgebildete hohe blockierende Aktivität konnte in durchschnittlich neun Jahre nach Ende der Therapie gewonnenen Seren nicht nachgewiesen werden. So war die blockierende Aktivität im Median zwar noch stärker als in der nicht AIT-behandelten Gruppe, es zeigte sich jedoch kein signifikanter Unterschied. Gleichzeitig zeigen klinische Nachbeobachtungsstudien, dass auch mehr als 12 Jahre nach Ende der AIT mindestens 80 % der Patienten vor einer Stichreaktion geschützt sind. Die Ausbildung blockierender Aktivität scheint folglich zumindest für einen großen Teil der Patienten zwar einen wichtigen, aber nicht den einzigen oder unverzichtbaren immunologischen Mechanismus einer langanhaltenden Toleranz gegenüber Stichereignissen darzustellen. Die gleichen Nachbeobachtungsstudien legen jedoch auch nahe, dass einzelne Patienten den erworbenen Schutz bereits kurz nach Therapieende verlieren. Da eine dauerhaft fortgeführte Immuntherapie mit einem anhaltenden Schutz assoziiert ist und die Ausdehnung von Injektionsintervallen auf möglicherweise bis zu sechs Monate gleiche Sicherheit und Effektivität zeigt, sollte das Konzept von Booster-Injektionen im Sinne einer ausgedehnten Erhaltungstherapie bei Risiko-Patienten erneut erörtert werden. Neben bereits bekannten Risikofaktoren könnte an dieser Stelle auch die Messung blockierender Aktivität zur Identifikation solcher Patienten beitragen.
Physical Description:92 Pages
DOI:10.17192/z2018.0439