Die Wirkung eines gezielten Trainings der Humorfähigkeiten auf den Einsatz positiver Stressverarbeitungsstrategien bei Patienten mit Depression

Die aktuelle Studienlage zeigt, dass die Entstehung einer Depression oftmals im direkten oder indirekten Zusammenhang mit Stress steht (Stuke und Bermpohl 2016; Kendler et al. 1999; Mazure 1998; Paykel 2003; Colman et al. 2014). Depressiv erkrankte Patienten neigen dazu, vermehrt maladaptive und wen...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Kornder, Nele
Beteiligte: Kircher, Tilo (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2018
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die aktuelle Studienlage zeigt, dass die Entstehung einer Depression oftmals im direkten oder indirekten Zusammenhang mit Stress steht (Stuke und Bermpohl 2016; Kendler et al. 1999; Mazure 1998; Paykel 2003; Colman et al. 2014). Depressiv erkrankte Patienten neigen dazu, vermehrt maladaptive und weniger adaptive Copingstrategien einzusetzen (Mahmoud et al. 2012; Xu et al. 2013; Hori et al. 2014; Moritz et al. 2016; Thimm et al. 2018). Bekannt ist, dass das Stressverarbeitungsverhalten bei Individuen durch gezielte Interventionen beeinflusst werden kann (Fawzy 1990; McCarthy et al. 2017;). Der Einsatz von Humor als Copingstrategie stellt nachweislich eine effektive Strategie zur Stressbewältigung dar (Labott und Martin 1987; Nezu et al. 1988; Abel 2002; Papousek und Schulter 2008; Beh-Pajooh et al. 2010; Labott und Martin 1987). Dennoch existieren nur wenige Studien, die sich mit dem Einsatz von Humor als Copingstrategie im Rahmen von depressiven Störungen beschäftigen. Um die positiven Effekte des Humors auf die menschliche Psyche auch in der Therapie psychiatrischer Erkrankungen zu nutzen, wurde ein gezieltes Humorfähigkeitentraining (Falkenberg et al. 2011), basierend auf dem 7-Humor-Habits-Programm von Paul McGhee (2010), entwickelt. In der vorliegenden Pilotstudie wurden 34 Patienten, die zum Untersuchungszeitpunkt unter einer leichten- bis mittelgradigen depressiven Episode litten, eingeschlossen. Zusätzlich wurden 28 nach Bildungsstand, Alter und Geschlecht parallelisierte psychisch gesunde Probanden, die keine Intervention erhielten, rekrutiert. Die teilnehmenden Patienten wurden vor Beginn (Zeitpunkt t1) und nach Ende eines jeweils siebenwöchigen Humorfähigkeitentrainings (Humor) oder einer Standardtherapie (KVT) (Zeitpunkt t2) untersucht. Zu beiden Zeitpunkten wurde die Stressverarbeitung anhand des Stressverarbeitungsfragebogens (SVF-78, Janke et al. 1997) beurteilt und der Einsatz von Humor als Copingstrategie anhand der Coping Humor Scale (CHS, Martin 1996). Erwartet wurde, dass die depressiv erkrankten Patienten im Vergleich zu gesunden Vergleichspersonen in geringerem Maße adaptive Stressverarbeitungsstrategien und Humor als Copingstrategie einsetzen. Weiterhin wurde erwartet, dass bei den Patienten die Verwendung adaptiver Stressbewältigungsstrategien nach der Teilnahme an einer v gezielten Intervention zunimmt. In der Patientengruppe, die ein Humorfähigkeiten- training erhielt, wurde eine Zunahme des Einsatzes von Humor als Copingstrategie erwartet. Die Hypothesen konnten mit Hilfe der angewendeten Tests bestätigt werden: Zum Zeitpunkt t1 wendeten die Patienten im Vergleich zu der psychisch gesunden Kontrollgruppe weniger Positivstrategien und vermehrt Negativstrategien zur Stressverarbeitung an. Weiterhin setzten sie in geringerem Maße Humor als Copingstrategie ein. Nach den sieben Wochen Intervention konnte bei den Patienten (KVT + Humor) eine Zunahme der Positivstrategien und des Einsatzes von Humor als Copingstrategie sowie eine Abnahme der Negativstrategien beobachtet werden. In der Humorgruppe zeigte sich in Bezug auf alle drei Aspekte eine signifikante Veränderung, während sich in der KVT-Gruppe nur die Positivstrategien signifikant änderten. Folglich sind die Ergebnisse der Studie ein weiterer Hinweis darauf, dass depressiv erkrankte Patienten Stress weniger effektiv verarbeiten als psychisch gesunde Personen. Zudem scheint sich das Stressverarbeitungsverhalten durch gezielte Interventionen, insbesondere durch ein Humorfähigkeitentraining, zum Positiven hin verändern zu lassen.
Umfang:68 Seiten
DOI:10.17192/z2018.0419