Evaluation eines interdisziplinären Präventionsprogramms zur Vermeidung der Frühkindlichen Karies bei Dormagener Kleinkindern

Evaluation eines interdisziplinären Präventionsprogramms zur Vermeidung der Frühkindlichen Karies bei Dormagener Kleinkindern Wissenschaftliche Untersuchungen der letzten Jahre haben aufgezeigt, dass entgegen der Entwicklung bei den Schulkindern der Caries-decline im frühkindlichen Milchgebiss nu...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Schütz, Claudia
Beteiligte: Pieper, Klaus (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2018
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Evaluation eines interdisziplinären Präventionsprogramms zur Vermeidung der Frühkindlichen Karies bei Dormagener Kleinkindern Wissenschaftliche Untersuchungen der letzten Jahre haben aufgezeigt, dass entgegen der Entwicklung bei den Schulkindern der Caries-decline im frühkindlichen Milchgebiss nur sehr geringe bis gar keine Fortschritte zeigt. Ein großer Anteil der gesamten Karieslast konzentriert sich hierbei auf eine kleine Gruppe von Kindern. Etablierte Prophylaxemaßnahmen wie z.B. die Individualprohylaxe und Vorsorgeuntersuchungen setzen bisher viel zu spät ein. Aufgrund ihrer Komm-Struktur sind sie darüber hinaus nicht effektiv genug, Kariesrisikogruppen zu erreichen. Mit dem hier vorstellten Pilotprojekt sollte daher evaluiert werden, ob durch wiederholte Informationsimpulse während der Schwangerschaft, nach der Geburt und in der frühen Kindheit Verhaltensänderungen bewirkt werden können, um der ECC-Entstehung entgegen zu wirken. Im Zentrum stand eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit von Gynäkologen, Hebammen, Kinderärzten, Zahnärzten sowie dem Gesundheits- und Jugendamt. Durch aufsuchende Elemente und niedrigschwellige Angebote sollte insbesondere die Risikogruppe der sozial schwachen Familien erreicht werden. Die vorliegende Studie wurde als „historischer Vergleich“ durchgeführt, bei dem die Zahngesundheit und das zahngesundheitsrelevante Verhalten 3-4-jähriger Kinder einer Kontrollgruppe (n= 661, Geburtszeitraum 06/2007-12/2008) vor Projektbeginn mit den Daten einer Prüfgruppe (n=706, Geburtszeitraum 03/2011-09/2012) nach Projektteilnahme verglichen wurde. Die Daten wurden im Rahmen zahnärztlicher Reihenuntersuchungen durch zwei kalibrierte Zahnärztinnen in Kindergärten nach dem ICDAS-collapsed erfasst. Zur Erhebung unabhängiger Variablen (Ernährungs- und Prophylaxeverhalten) wurde ein standardisierter Elternfragebogen ausgegeben. Hauptzielgrößen waren die Karieserfahrung (d3-6mft gemäß ICDAS) und die Kariesprävalenz. Zur Untersuchung der primären Hypothese, dass der d3-6mft-Index in der Prüfgruppe geringer ist als in der Vergleichsgruppe, wurde der Mann-Whitney-U-Test als nichtparametrischer Signifikanztest durchgeführt. Bei der Auswertung kategorialer Variablen wurden Kreuztabellen unter Anwendung des Exakten Tests nach Fisher verwendet. Die Auswertung der Befunddaten zeigte eine signifikant verbesserte Zahngesundheit in der Prüfgruppe: Bei den Kariesdaten nach ICDAS war der mittlere d3-6mf-t in der Prüfgruppe nur halb so hoch (0,46) wie in der Kontrollgruppe (0,92). Auch der Anteil der Kinder mit einer S-ECC war in der Prüfgruppe (7,9 %) nur ca. halb so hoch wie in der Kontrollgruppe (14,5 %). Die Kariesprävalenz zeigte sich in der Prüfgruppe mit 13,7 % im Vergleich zur Kontroll-gruppe mit 21,2 % ebenfalls deutlich verringert. Auch die Analyse der zahngesundheitsrelevanten Verhaltensparameter ergab signifikante Veränderungen: Im Vergleich zu der Kontrollgruppe bekamen weniger Kinder in der Prüfgruppe über den 8. Lebensmonat hinaus sowohl tagsüber als auch nachts die Nuckelflasche mit erosiven / kariogenen Getränken. Die Kinder in der Prüfgruppe begannen früher mit der Zahnpflege, putzten sich häufiger die Zähne vor dem Schlafengehen und wurden häufiger bereits im ersten Lebensjahr zum ersten Mal einem Zahnarzt vorgestellt. Nach einem Vergleich mit Nachbarkommunen kann festgestellt werden, dass der größte Teil des in der Projektregion beobachteten Kariesrückganges auf das neu eingeführte Präventionsprogramm zurückzuführen ist und nicht einem möglichen nationalen Trend des Kariesrückganges bei Kleinkindern entspricht. Die Ergebnisse dieser Studie belegen, dass durch eine Kombination aus Elementen mit einer niedrigschwelligen „Komm-Struktur“ und aufsuchender Betreuung eine Verbesserung des Zahnprophylaxeverhaltens bei Eltern von Kleinkindern und somit eine deutliche Verringerung der ECC und S-ECC erreicht werden kann. Das hier vorgestellte Präventionsprogramm stellt somit ein wirksames Konzept zur Eindämmung der ECC dar und kann damit als zukunftsweisend für andere Regionen angesehen werden.
Umfang:123 Seiten
DOI:10.17192/z2018.0186