Korrelation des 'Calcivis® Caries Activity Imaging System' mit visuellen Kariesdetektionssystemen zur Erfassung von aktiven kariösen Läsionen – eine In-vitro-Studie

Ziel: Eine adäquate Diagnose der Zahnkaries umfasst neben der Erfassung der Veränderung und deren Ausdehnung auch die Entscheidung uber eine mögliche Aktivität der Läsion. Zur Beurteilung der Kariesaktivität werden primär visuelltaktile Kriterien herangezogen, mit deren Hilfe die Wahrscheinlichke...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Kneib, Lukas
Beteiligte: Jablonski-Momeni, A. (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2017
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
Tags: Tag hinzufügen
Keine Tags, Fügen Sie den ersten Tag hinzu!
Beschreibung
Zusammenfassung:Ziel: Eine adäquate Diagnose der Zahnkaries umfasst neben der Erfassung der Veränderung und deren Ausdehnung auch die Entscheidung uber eine mögliche Aktivität der Läsion. Zur Beurteilung der Kariesaktivität werden primär visuelltaktile Kriterien herangezogen, mit deren Hilfe die Wahrscheinlichkeit bzw. Tendenz zur Progression einer kariösen Läsion abgeschätzt werden kann. Die vorliegende Studie zielte darauf ab, die Fähigkeit eines neuen digitalen Verfahrens zur Bestimmung der Aktivität einer Läsion mittels Biolumineszenzverfahrens (Calcivis® Caries Activity Imaging System) zu uberprufen. Material und Methode: Fur die Studie standen 46 extrahierte menschliche bleibende Seitenzähne zur Verfugung (35 Molaren, 11 Prämolaren). Je Zahn wurden bei einem Messpunkt die Ausdehnung und die Aktivität der Läsion nach den Kriterien von visuellen Kariesdetektionsverfahren (NYVAD et al. und ICDAS) klassifiziert. Alle Messpunkte wurden mit einem Prototyp des Calcivis-Systems nach Herstellerangaben erfasst. Die dabei entstandenen digitalen Abbildungen wurden auf Vorliegen einer Aktivität (Biolumineszenz, blaue Felder im Bereich der Messpunkte) beurteilt. Danach wurden die Zähne durch den Messpunkt geteilt und funf Subgruppen zugeteilt. Innerhalb der Gruppen wurde je eine Hälfte des Zahnes mit einem der Gruppe zugeteilten Präparat zur Inaktivierung der Läsion behandelt (Duraphat-Fluoridlack, Kariesinfiltrant ICON, Curodont PROTECT, Curodont REPAIR, Kontrollgruppe). Danach wurden weitere Aufnahmen mit dem Calcivis System erstellt und die Aufnahmen erneut auf das Vorliegen einer Aktivität bzw. Inaktivität bewertet. Als Goldstandard zur Beurteilung der Aktivität diente das Anfärben der Zahnschnitte mit einem geeigneten Agens (Methylrot). Fur die statistische Analyse der Daten wurden die Kappa-Statistik und der Rangkorrelations-koeffizient nach Spearman (rs) eingesetzt. Fur die Bestimmung der diagnostischen Gute der Verfahren wurden Receiver-Operation-Characteristic Curves (ROCKurven) konstruiert und die Flächen unter den Kurven (AUC) verglichen. Das Signifikanzniveau lag bei α = 0,05. Ergebnisse: Mit beiden visuellen Kriterien (ICDAS, Nyvad) wurden 41 Messpunkte als aktive Läsion und 5 Messpunkte als nicht aktive Karies eingestuft. Der Kappa- Wert fur die Übereinstimmung zwischen Nyvad- und ICDAS-Kriterien hinsichtlich der Aktivität der Läsion lag bei 0,78. Die Kappa-Werte fur die Übereinstimmung der visuellen Befunde im Vergleich zum Calcivis lagen bei: Nyvad/Calcivis = 0,78 sowie ICDAS/Calcivis = 1,0. Die Korrelation der visuellen Verfahren und der Biolumineszenz-Methode war signifikant positiv (p < 0,001, zweiseitig) und lag bei rs (Nyvad/Calcivis) = 0,776 und rs (ICDAS/Calcivis) = 1,0. Die diagnostische Gute (AUC) des Calcivis lag bei 0,89 (Nyvad-Kriterien als Referenzwert) und bei 1,0 (ICDAS-Kriterien als Referenzwert). Der Unterschied war statistisch nicht signifikant (p > 0,05). Die Korrelation der Calcivis-Messungen zur Histologie lag fur die behandelten Zahnhälften bei rs = 0,47 (p = 0,002), und fur die unbehandelten Zahnhälften bei rs = -0,01 (p > 0,05). Diskussion und Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der vorliegenden Studie lassen die Schlussfolgerung zu, dass der Einsatz des Calcivis bei der Erfassung der Aktivität einer kariösen Läsion im Bereich der koronalen Karies in-vitro gute Ergebnisse liefert. Das Verfahren stellt sich somit bezogen auf die Erfassung der Kariesaktivität als geeignet heraus, auch wenn die erste Definition uber das Vorliegen einer Karies visuell erfolgen sollte, da die Kamera des Calcivis-Systems fur die reguläre Bilddarstellung weniger geeignet zu sein scheint. Als vorteilhaft gilt, dass das Vorliegen einer aktiven, behandlungsbedurftigen Karies auch fur den Patienten nachvollziehbar dargestellt werden kann. Die Bestimmung der Aktivität einer Karies bietet gerade bei initialen Läsionen den Vorteil, dass Zähne vorerst nicht zwingend invasiv versorgt werden mussen, sondern zunächst remineralisierende bzw. minimalinvasive Maßnahmen angewendet werden können. Ob und inwieweit der Erfolg solcher Maßnahmen auch mittels Biolumineszenzverfahren wie dem Calcivis darstellbar ist, kann die vorliegende Studie weitestgehend, jedoch noch nicht endgultig klären; dies mussen weiterfuhrende Studien uberprufen.
DOI:10.17192/z2017.0450