Systematic Correlation of Structural, Thermodynamic and Residual Solvation Properties of Hydrophobic Substituents in Hydrophobic Pockets Using Thermolysin as a Case Study
Water molecules participate besides protein and ligand as an additional binding partner in every in vivo protein–ligand binding process. The displacement of water molecules from apolar surfaces of solutes is considered the driving force of the hydrophobic effect. It is generally assumed that the...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | English |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2017
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Wassermoleküle nehmen neben Protein und Ligand als zusätzlicher Bindungspartner an
jedem in vivo Protein–Ligand Bindungsprozess teil. Die Verdrängung von Wassermolekülen
von apolaren Oberflächen gelöster Moleküle in die umgebende flüssige Phase wird als
treibende Kraft des hydrophoben Effekts angesehen. Die gängige Annahme ist, dass die
Beweglichkeit der Wassermoleküle durch ihre Verdrängung erhöht wird, was einen Anstieg
der Entropie zur Folge hat. Diese Erklärung, die auf Experimenten mit einfachen
Modellsystemen beruht, reicht jedoch nicht aus, um den hydrophoben Effekt als Teil eines
hochgradig komplexen Protein–Ligand Komplexbildungsprozesses zu beschreiben. So kann
zum Beispiel die Verdrängung von Wassermolekülen von apolaren Oberflächen, die bereits
vor der Verdrängung eine erhöhte Beweglichkeit aufweisen, zu einem enthalpischen Vorteil
führen. Desweiteren muss berücksichtigt werden, dass durch die Bildung des Protein–Ligand
Komplexes eine neue, zur Wasserphase hin exponierte Oberfläche ausgebildet wird, um die
sich Wassermoleküle neu anordnen müssen. Diese Arbeit behandelt den Einfluss dieses
Effektes auf die thermodynamische und kinetische Bindungseigenschaft eines Liganden.
Um den Einfluss der Neuanordnung von Wassermolekülen um die Oberfläche eines neu
gebildeten Protein–Ligand Komplexes auf das thermodynamische Bindungsprofil eines
Liganden zu ermitteln, wurde eine homologe Serie aus neun Liganden, die an das
Modellprotein Thermolysin (TLN) binden, analysiert. Die Protein–Ligand Komplexe wurden
strukturell mittels Röntgenkristallographie und thermodynamisch mittels isothermaler
Titrationskalorimetrie (ITC) charakterisiert. Der einzige strukturelle Unterschied zwischen
den Liganden stellte deren strikt apolarer P2‘ Substituent dar, dessen Größe von einer
Methylgruppe bis zu einer Phenylethylgruppe variiert wurde. Die P2‘ Gruppen adressieren
die flache, apolare und gut solvatisierte S2‘ Tasche von TLN. Je nach gebundenem Ligand
ändert sich die Form der wasserexponierten Oberfläche des Protein–Ligand Komplexes. Die
ITC Messungen ergaben starke thermodynamische Unterschiede zwischen den einzelnen
Liganden. Die strukturelle Analyse zeigte eine unterschiedlich starke Ausprägung der die
gebundenen Liganden überziehenden Wassernetzwerke. Ein ausgeprägtes Wassernetzwerk
korrelierte deutlich mit einem günstigen enthalpischen und einem ungünstigen entropischen
Beitrag, und insgesamt mit einem Affinitätsanstieg.
Auf diesen Ergebnissen aufbauend wurden zusätzliche P2‘ Substituenten rational entworfen
mit dem Ziel eine stärkere Stabilisierung der angrenzenden Wassernetzwerke zu erreichen und dadurch die Ligandaffinität weiter zu erhöhen. Zunächst wurde die Qualität der
putativen Wassernetzwerke mittels molekulardynamischer (MD) Simulationen validiert.
Anschließend wurden die vorgeschlagenen Liganden synthetisiert, im Komplex mit TLN
kristallisiert und thermodynamisch analysiert. Eine kinetische Charakterisierung mittels
Oberflächenplasmonresonanzspektroskopie (SPR) wurde ebenfalls durchgeführt. Die an die
P2‘ Substituenten angrenzenden, kristallographisch bestimmten Wassernetzwerke
entsprachen den Vorhersagen der MD Simulationen. Die Liganden zeigten ausgeprägtere
Wassernetzwerke sowie eine leichte, enthalpiegetriebene Affinitätserhöhung im Vergleich zu
den Liganden der ersten Studie. Der Ligand mit der höchsten Affinität zeigte ein nahezu
perfektes Wassernetzwerk sowie eine signifikant reduzierte Dissoziationskonstante.
Um den Einfluss der ligandüberziehenden Wassernetzwerke auf die kinetischen
Bindungseigenschaften eines Liganden zu untersuchen, wurden 17 homologe TLN Liganden
mit unterschiedlichen P2‘ Gruppen kinetisch mittels SPR und kristallographisch
charakterisiert. Die Wassernetzwerkstabilisierung zeigte nur einen geringen Einfluss auf die
Bindungskinetik. Im Gegensatz dazu erwies sich die Stärke der Interaktion zwischen Ligand
und Asn112 als bestimmend für die Größe der Dissoziationskonstante. Eine starke
Wechselwirkung führte zu einer deutlichen Verlängerung der Aufenthaltszeit des Liganden
durch die Erschwerung einer konformativen Änderung von TLN, die jedoch notwendig für
die Freisetzung des Liganden ist.
In der letzte Studie wurde die Ursache für den außergewöhnlich großen Affinitätsanstieg bei
einer Adressierung der tiefen, apolaren S1‘ Tasche von TLN mit apolaren Ligandgruppen
untersucht. Dafür wurde eine homologe TLN Ligandserie mit unterschiedlich großen,
apolaren P1‘ Gruppen (von einem Wasserstoffatom bis zu einem Isobutylrest) analysiert.
Bereits der Austausch des Wasserstoffatoms an der P1‘ Position durch eine Methylgruppe
führte zu einem 100-fachen Affinitätsanstieg des Liganden. Um den molekularen
Mechanismus hinter dieser Affinitätssteigerung aufzuklären, wurde die S1‘ Tasche genau auf
ihren Solvatationszustand hin untersucht. Die Ergebnisse sprechen deutlich dafür, dass die
S1‘ Tasche komplett frei von Wassermolekülen ist. Die Affinitätssteigerung wurde deshalb auf
das Fehlen eines energetisch kostspieligen Desolvatationsschrittes zurückgeführt.
Die im Rahmen dieser Arbeit diskutierten Daten legen dar, dass für die thermodynamische
Beschreibung des hydrophoben Effekts die Änderung des thermodynamischen Zustandes
jedes einzelnen involvierten Wassermoleküls explizit berücksichtigt werden muss. Die
alleinige Berücksichtigung der vergrabenen Oberfläche und die Zuweisung eines
entropischen Beitrags ist nicht ausreichend. Die Erhöhung der Stabilisierung der
Wasserstruktur, die angrenzend an einen proteingebundenen Liganden ausgebildet wird,
stellt ein generelles und planbares — und vom Zielprotein relativ unabhängiges — Konzept
dar, um das thermodynamische Profil eines gegebenen Liganden zu optimieren. Zu gewissem
Maße kann dadurch auch Einfluss auf die Bindungskinetik genommen werden.