Konstruktion, Charakterisierung und Optimierung des synthetischen, sekundären Chromosoms synVicII in Escherichia coli

Synthetische, sekundäre Chromosomen sind ein wertvolles Werkzeug, um Chromosomenorganisationssysteme zu untersuchen. Anhand ihres Designs, ihrer Assemblierung und ihrer Charakterisierung können auch wichtige Konstruktionsregeln für synthetische Chromosomen abgeleitet werden. In der Biotechnologie k...

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Main Author: Messerschmidt, Sonja
Contributors: Waldminghaus, Torsten (Prof. Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2016
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Synthetische, sekundäre Chromosomen sind ein wertvolles Werkzeug, um Chromosomenorganisationssysteme zu untersuchen. Anhand ihres Designs, ihrer Assemblierung und ihrer Charakterisierung können auch wichtige Konstruktionsregeln für synthetische Chromosomen abgeleitet werden. In der Biotechnologie könnten außerdem synthetische, sekundäre Chromosomen genutzt werden, um Mikroorganismen genetisch zu verändern. Für alle Anwendungen ist es wichtig, dass das verwendete synthetische, sekundäre Replikon gut charakterisiert und beschrieben worden ist. In dieser Arbeit wurde das synthetische, sekundäre Chromosom synVicII im monochromosomalen Bakterium Escherichia coli etabliert und charakterisiert. Als Vorbild für synVicII diente das natürlich vorkommende sekundäre Chromosom II von Vibrio cholerae, einem Bakterium, welches zwei unterschiedlich große Chromosomen besitzt. So wurden der Replikationsursprung des zweiten V. cholerae Chromosoms oriII, das Initiatorgen rctB und das eigene Chromosomen II Segregationssystem parABII in synVicII integriert. Transformation in E. coli bewies, dass synVicII erfolgreich in E. coli replizieren kann. Für die effiziente Assemblierung, Modifizierung und den Transfer von synVicII wurden verschiedene Elemente eingebaut: Beispielsweise macht ein integrierter oriT synVicII konjugierbar, ein Hefereplikationsursprung und ein Selektionsmarker erlauben die Assemblierung in S. cerevisiae und eine Flp-FRT-Kassette erlaubt die Entfernung von nur für die Konstruktion wichtigen Elementen. SynVicII wurde ModularCloning kompatibel entwickelt, sodass schnell und effizient neue DNA-Sequenzen eingebaut werden können. Im zweiten Teil dieser Arbeit wurde synVicII auf wesentliche Charakteristika bakterieller Chromosomen wie die Stabilität, die Kopienzahl und die genetische Integrität untersucht. Mit einem neu entwickelten Durchflusszytometrie-basierten Stabilitätstest konnte gezeigt werden, dass synVicII deutlich stabiler als ein oriC-basiertes Replikon, synEsc, ist. Ein Plattentest bestätigte die mit dem neu entwickelten Durchflusszytometrie-basierten Stabilitätstest bestimmte Replikonverlustrate von synVicII. Der Plattentest demonstrierte auch, dass synVicII instabiler als ein 100 % stabiles synF-Plasmid ist. Mit einem neu entwickelten Evolutionsexperiment konnten neue stabilere synVicII-Varianten entwickelt und identifiziert werden. synVicII besitzt in E. coli eine vergleichbar niedrige Kopienzahl relativ zu oriC, was anhand von qPCR und Microarray-Analysen geklärt werden konnte. Die Kopienzahl-Analyse deutete sogar darauf hin, dass synVicII in E. coli ähnlich wie das zweite Chromosom in V. cholerae repliziert. Demnach startet synVicII vermutlich später die DNA-Replikation als das E. coli Chromosom. Southern Blot Analysen demonstrierten, dass synVicII im Gegensatz zu synEsc nicht in das E. coli Chromosom integriert. Neben sekundären Chromosomen könnten auch noch zusätzlich tertiäre Chromosomen in der Biotechnologie zum Einsatz kommen. Deswegen wurde die Diversität der sekundären Chromosomen von Vibrionaceae untersucht. Marker-Frequency-Analysen deuten darauf hin, dass alle sekundären Chromosomen in den 11 untersuchten Vertretern der Vibrionaceae die DNA-Replikation später initiieren als das erste Chromosom und beide Chromosomen zusammen terminieren. Neun neue synthetische Chromosomen mit verschiedenen Vibrionaceae Replikationsursprüngen wurden assembliert und ihre Eignung als tertiäres Chromosom initial getestet. Mit Konjugationstests wurde demonstriert, dass alle verwendeten Vibrionaceae Replikationsursprünge untereinander nicht kompatibel sind. Zusammengefasst besitzt synVicII mit seinen bisherigen charakterisierten Chromosomeneigenschaften schon großes Potenzial, um in der Grundlagenforschung und Biotechnologie eingesetzt werden zu können.
DOI:10.17192/z2016.0944