10.17192/z2016.0405
Siebel, Lena Christine
Lena Christine
Siebel
Untersuchung neurophysiologischer Determinanten von Exekutivfunktionen bei gesunden und depressiven Menschen mit Hilfe eines modifizierten Go/Nogo-Paradigmas
Examination of neurophysiological determinants of executive functions in healthy and depressed people using a modified Go/Nogo paradigm
Philipps-Universität Marburg
2016
Exekutive Funktionen
Ereigniskorrelierte Potentiale
Medical sciences Medicine
Medizin
Depression
ERP
Go/Nogo
inhibition
Ereigniskorreliertes Potenzial
EKP
executive function
depression
Depression
Inhibition
Inhibition
Exekutivfunktionen
go/nogo
Medizin
Konrad, Carsten (Prof. Dr.med.)
2017-01-12
2017-01-12
de
DoctoralThesis
https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2016/0405
urn:nbn:de:hebis:04-z2016-04052
https://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2016/0405/cover.png
application/pdf
https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/
Einleitung: Die unipolare Depression ist eine der häufigsten psychiatrischen Erkrankungen mit weitreichenden Folgen für das Individuum, sein soziales Umfeld und die Gesellschaft. Ziel dieser EEG-Studie ist der Nachweis eines Inhibitionsdefizits auf behavioraler und elektrophysiologischer Ebene von unipolar depressiven Menschen mit Hilfe eines modifizierten Go/Nogo-Paradigmas. Bei depressiven Menschen wurden mehrfach Defizite der Exekutivfunktionen sowie elektrophysiologische Veränderungen nachgewiesen. Mit bildgebenden Verfahren konnte ein neuronales Netzwerk um den anterior cingulären Cortex (ACC) und präfrontalen Cortex (PFC) dargestellt werden, welches bei depressiven Menschen eine dysfunktionale Aktivierung zeigt und gleichzeitig durch Paradigmen für Exekutivfunktion aktiviert wird.
Material und Methoden: Wir untersuchten 25 unipolar depressive Menschen und 25 gesunde Kontrollen (Matching nach Alter, Geschlecht und Bildungsjahre). Die Patienten befanden sich im Stadium der partiellen Remission und erhielten eine kombinierte Psycho- und Pharmakotherapie. Zur Überprüfung der Inhibitionsfähigkeit verwendeten wir ein modifiziertes Go/Nogo-Paradigma (kompatibler und inkompatibler Aufgabenblock), während ein EEG abgeleitet wurde.
Ergebnisse: Auf Verhaltensebene wurden mehr Fehler unter Inhibitionsbedingungen begangen, zudem reagierten die Versuchspersonen schneller bei einem Nogo-Stimulus (inkompatibel). Auf elektrophysiologsicher Ebene (N2- und P3-Amplitude) zeigte sich ein Go/Nogo-Effekt und ein „Kompatibilitätseffekt“, nur im P3 Zeitfenster auch eine Go/Nogo X Kompatibilität-Interaktion. Bezüglich der P3-Latenz konnte unter anderem eine Interaktion Kompatibilität X Gruppe nachgewiesen werden. Es zeigte sich eine Verlängerung der P3-Latenz unter inkompatiblen Bedingungen bei Depressiven, am ehesten bedingt durch eine verzögerte inkompatible Go-P3.
Diskussion: Depressive Patienten unterschieden sich von gesunden Kontrollen in einer verlängerten inkompatiblen (Go-) P3-Latenz. Der Stimulus erfordert eine Inhibitionsleistung. Die Verzögerung weist darauf hin, dass der evaluative Prozess einer Reaktionsinhibition bei Depressiven verzögert ist. Es kann geschlussfolgert werden, dass bei depressiven Menschen die neuronalen Netzwerke um den ACC und PFC unter inkompatiblen Stimulus-Reaktions-Bedingungen, insbesondere im Rahmen einer Inhibitionsleistung, verzögert aktiviert werden. Ungeklärt bleibt, ob sich der dysfunktionale Inhibitionsprozess auf klinische Symptome, beispielsweise eine verstärkte Grübelneigung, auswirkt.