Diagnostische Strategien, Therapieziele und Kooperation mit Spezialisten bei dermatologischen Erkrankungen. Eine qualitative Untersuchung.

Hintergrund: Hautkrankheiten stellen einen häufigen Beratungsanlass in der Hausarztpraxis dar. Die meisten dieser Patienten werden im hausärztlichen Rahmen behandelt, wobei einige allerdings zum dermatologischen Fachkollegen überwiesen werden. Trotz der hohen Relevanz dermatologischer Aspekte im h...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Rübsam, Marie-Luise
Beteiligte: Bösner, Stefan (PD Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2015
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Hintergrund: Hautkrankheiten stellen einen häufigen Beratungsanlass in der Hausarztpraxis dar. Die meisten dieser Patienten werden im hausärztlichen Rahmen behandelt, wobei einige allerdings zum dermatologischen Fachkollegen überwiesen werden. Trotz der hohen Relevanz dermatologischer Aspekte im hausärztlichen Praxisalltag ist dieser Bereich noch wenig erforscht. Forschungsfragen: Ziel der Studie war die Analyse des diagnostischen Vorgehens und der verwendeten Strategien bei der Behandlung dermatologischer Patienten. Weiterhin sollte das Kooperationsverhalten der Hausärzte in Bezug auf den Kontakt mit den Hautärzten untersucht werden sowie die Einstellung der Hausärzte zur Anwendung von Cortison und zur Durchführung des Hautkrebsscreenings. Ein weiteres Ziel war die Identifizierung möglicher Fortbildungs- und Forschungsaspekte. Material und Methoden: In leitfadengestützten, semi-strukturierten Interviews von 20 bis 40 Minuten Länge wurden insgesamt 14 Hausärzte zu ihrer persönlichen Vorgehensweise in Bezug auf Diagnose, Therapie und Koordination von Patienten mit Hautkrankheiten befragt. Dies erfolgte anhand von Beispielpatienten, an die sich die Ärzte zu Beginn des Interviews im Sinne eines „stimulated recalls“ zurück erinnerten. Die Interviews wurden aufgenommen, verbatim transkribiert und qualitativ von zwei unabhängigen Untersuchern nach Erstellung eines Codebaums auf Basis eines deduktivinduktiven Ansatzes ausgewertet. Ergebnisse: Im Rahmen des komplexen Entscheidungsprozesses bei der Diagnose dermatologischen Erkrankungen konnten verschiedene diagnostische Strategien wie Blickdiagnose, schrittweises Eingrenzen oder Mustererkennung identifiziert werden. Hausärzte verringerten diagnostische Unsicherheit durch die Identifizierung von „red flags“, Behandlungsversuchen oder abwartendes Offenhalten sowie die Überweisung zum dermatologischen Fachkollegen. In Bezug auf die Kooperation mit dem niedergelassenen Dermatologen sahen sich die Hausärzte mit der Schwierigkeit einer zeitnahen Terminvergabe und der mangelnden fachlichen Rückmeldung konfrontiert. Bei der Cortisongabe zeigten sich drei distinkte Anwendertypen, wobei die topische Therapie häufig von den Hausärzten selbst initiiert wurde. Bezüglich des Hautkrebsscreenings zeigte sich eine sehr heterogene Einstellung der befragten Ärzte, die von begeisterter Befürwortung bis zu strikter Ablehnung reichte. Zusammenfassung: Hausärzte sind in ihrem Praxisalltag mit einem breiten Spektrum dermatologischer Erkrankungen konfrontiert und wenden verschiedene diagnostische Strategien an. Dabei wird in vielen Fällen diagnostische Unsicherheit nur durch die Überweisung zum hautärztlichen Facharzt reduziert. Diese Kooperation jedoch kann weiter ausgebaut und optimiert werden, insbesondere mit Blick auf die Kommunikation und Arbeitsteilung. Weiterhin würden Hausärzte von eindeutigen hautärztlichen Empfehlungen in Bezug auf die Verordnung von Cortison im Rahmen häufiger dermatologischer Erkrankungen profitieren. Internation bereits etablierte Projekte wie Teledermatologie oder regelmäßige Visiten eines Dermatologen in der allgemeinmedizinischen Praxis können als Modellprojekte etabliert werden. Darüber hinaus sollten jedoch allen Hausärzten regelmäßige Fortbildungen im Bereich Diagnostik und Therapie dermatologischer Erkrankungen angeboten werden.
DOI:10.17192/z2015.0637