Einfluss des Mammographie-Screenings in der Prävalenzphase auf Tumorstaging und Operationsverfahren bei Brustkrebspatientinnen
Das Mammakarzinom stellt als die häufigste Krebserkrankung der Frau eine besondere medizinische Herausforderung dar. Denn nur eine frühe Diagnose, die mit einem lokal begrenzten Tumor und günstigen Prognosefaktoren assoziiert ist, ermöglicht in vielen Fällen kurative Therapieansätze. So ist neben de...
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Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2014
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Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Das Mammakarzinom stellt als die häufigste Krebserkrankung der Frau eine besondere medizinische Herausforderung dar. Denn nur eine frühe Diagnose, die mit einem lokal begrenzten Tumor und günstigen Prognosefaktoren assoziiert ist, ermöglicht in vielen Fällen kurative Therapieansätze. So ist neben der stetigen Verbesserung der Therapie vor allem die Früherkennung von entscheidender Bedeutung für die Prognose. Das Mammographie-Screening stellt derzeit die Erfolg versprechendste Möglichkeit zur Verbesserung der frühen Diagnosestellung und Behandlung von Brustkrebserkrankungen dar, um nicht nur die Brustkrebssterblichkeit zu senken, sondern vor allem auch die Lebensqualität der betroffenen Frauen zu verbessern. Aus diesem Grund wurde in Deutschland ein flächendeckendes, qualitätsgesichertes Mammographie-Screening eingeführt. Das Ziel dieser Arbeit war es, die Auswirkungen des Mammographie-Screenings in der Prävalenzphase in Bezug auf das Tumorstaging und das operative Management zu analysieren.
Anhand einer Gegenüberstellung der Daten zweier Gruppen, Screening- und Kurativ-Gruppe, die auf prognostisch und therapeutisch wichtige Tumorparameter untersucht wurden, werden die Unterschiede dargestellt und analysiert. Die Screeninggruppe setzte sich aus Frauen zusammen, deren Tumor im Rahmen des Mammographie-Screenings detektiert wurde, wohingegen die Tumoren der Kurativgruppe klinisch auffällig wurden. Die Analyse umfasste die Daten von Patientinnen, die im Zeitraum von November 2007 bis Februar 2009 mit Brustkrebs diagnostiziert, in Marburg therapiert und deren Gewebematerial im Marburger Institut für Pathologie untersucht wurden. Der patientenbezogene histopathologische Befundbericht bildet die Grundlage der Analyse. Einschluss fanden Invasivität, Multifokalität, Grading, pT-Stadium, Lymphknotenstatus und Resektionsstatus des Tumors sowie das Operationsverfahren. Insgesamt wurden in dieser Studie die Daten von 652 Patientinnen erfasst, dabei entfielen 208 auf die Screeninggruppe und 444 auf die Kurativgruppe.
Die Ergebnisse der univariaten Analyse zeigten statistisch signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich Invasivität, pT-Stadium, Multifokalität, Differenzierungsgrad, Lymphknotenstatus und Operationsverfahren. Es zeigte sich in der Screeninggruppe ein größerer Anteil an ausschließlichen In-situ-Läsionen (19,7 % vs. 2,5 %; p = 0,000), kleinen Tumoren pT < 2 (85,4 % vs. 61,3 %; p = 0,000) und guter Differenzierung (G1: 28,5 % vs. 17,6 %; p = 0,01). Im Hinblick auf den Resektionsstatus zeigte sich kein signifikanter Unterschied, bei beiden Gruppen ergab sich ein Anteil an R0-Resektionen von annähernd 90 % (p = 0,832). Es ließ sich jedoch ein signifikanter Unterschied im Hinblick auf einen negativen Lymphknotenstatus aufzeigen (p = 0,037). Die Kurativgruppe wies bei den unifokalen Tumoren einen Anteil von 67,8 % an pN0-Fällen auf, wohingegen in der Screeninggruppe 77,2 % pN0-Fälle ermittelt wurden. Weiterhin fanden sich in der Screeninggruppe weniger multifokale Tumoren, entsprechend 9,6 % im Gegensatz zu 17,3 % der Kurativgruppe (p = 0,01). Hinsichtlich des Operationsverfahrens wurde bei der Screeninggruppe häufiger eine brusterhaltende Therapie durchgeführt (95 % vs. 83 %; p = 0,02). Vergleichend wurde ein Teilkollektiv der Kurativgruppe (bestehend aus Patientinnen im Alter von 50-69 Jahren) als altersangepasste Kurativ-Untergruppe definiert, bei welcher sich gegenüber der Screeninggruppe im Wesentlichen gleichartige Ergebnisse darstellten.
Die Resultate dieser Arbeit lassen Rückschlüsse darauf zu, dass durch das Mammographie-Screening bessere Heilungschancen im frühen Tumorstadium durch weniger radikale und damit weniger belastende Therapien vorhanden sind. Ferner ergibt sich bei den im Screening detektierten Tumoren eine günstigere Bilanz hinsichtlich der untersuchten prognostischen Parameter. Diese nehmen nicht nur Einfluss auf die Therapie, sondern haben vor allem auch Auswirkungen auf die Prognose. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass kein Follow-up durchgeführt wurde, sodass bezüglich sekundärer Mastektomien sowie der Mortalität in den beiden Gruppen keine Aussage getroffen werden kann. Insgesamt zeigten die ermittelten Resultate eine hohe Übereinstimmung mit den Ergebnissen der publizierten Studien.
Die Kritikpunkte der Überdiagnose und Übertherapie, die dem Mammographie-Screening seit seiner Einführung anhaften, konnten in dieser Arbeit nur teilweise beurteilt werden. Bezüglich der Überdiagnose konnte auf Grund der zugrunde liegenden Datenanalyse keine Aussage getroffen werden. Eine Übertherapie ließ sich jedoch zumindest im Hinblick auf das Operationsverfahren widerlegen. |
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DOI: | 10.17192/z2015.0141 |