Akutes Skrotum - Evaluierung der Ursachen nach operativer Therapie
Zusammenfassung Unter der Diagnose Akutes Skrotum werden unterschiedliche Krankheitsbilder zusammengefasst, die mit Schmerzen und Schwellungen im Bereich des Skrotalfaches einhergehen. Neben Erkrankungen, die einer umgehenden chirurgischen Intervention bedürfen, wie z.B. der Hodentorsion, gibt...
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Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2014
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Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Zusammenfassung
Unter der Diagnose Akutes Skrotum werden unterschiedliche Krankheitsbilder
zusammengefasst, die mit Schmerzen und Schwellungen im Bereich
des Skrotalfaches einhergehen. Neben Erkrankungen, die einer
umgehenden chirurgischen Intervention bedürfen, wie z.B. der Hodentorsion,
gibt es Erkrankungen, die primär konservativ behandelt werden
(z.B. die akute Epididymitis). Die Herausforderung für den Kliniker besteht
darin, die dringlichen, operativ zu therapierenden Fälle von den übrigen
zu unterscheiden. Die Diagnosestellung muss dabei innerhalb eines engen
zeitlichen Fensters erfolgen, da ein vollständig torquierter Hoden
nach etwa sechs Stunden irreversibel geschädigt ist – es droht der Verlust
des Organs. Die Hodentorsion stellt somit eine absolute Notfallsituation
dar und steht daher im Mittelpunkt des klinischen Interesses beim
Krankheitsbild des Akuten Skrotums.
In der hier vorgelegten Arbeit fand sich bei 53% von insgesamt 230 retrospektiv
betrachteten Patienten, die bei Vorliegen eines Akuten Skrotums
einer operativen Exploration unterzogen wurden, eine Hodentorsion als
Ursache der Beschwerden. Das mediane Alter dieser Patienten lag mit
15,5 Jahren im Adoleszentenbereich. Bei Patienten mit einer kürzeren
Symptomdauer war die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Hodentorsion
höher. Sie suchten im Mittel bereits nach sechs Stunden das Universitätsklinikum
Marburg auf und damit signifikant früher als Patienten
mit Hydatidentorsion, Epididymitis/Epididymorchitis oder sonstigen Ursachen
(p < 0.001). Zeigte sich bei der klinischen Untersuchung ein Hodenhochstand
im Vergleich zur Gegenseite, machte dieses das Vorliegen einer
Hodentorsion ebenfalls signifikant wahrscheinlicher (p < 0.001). Rötung
und Schwellung des Skrotalfaches sind eher unspezifische Parameter;
sie kamen in annähernd gleicher Häufigkeit bei fast allen untersuchten
Patienten vor. Die Daten der Untersuchung zeigen aber, dass anamnestische
und demographische Daten wichtige Hinweise bei den differentialdiagnostischen
Betrachtungen des Akuten Skrotums geben können.
Anders als bei einigen anderen Autoren beschrieben, ließ sich in dieser
Arbeit weder eine saisonale Häufung des Akuten Skrotums bzw. ein bevorzugtes
Auftreten der Hodentorsion bei kälteren Außentemperaturen
nachweisen. Die dopplersonographische Untersuchung des Hodens
spielt bei der Diagnosefindung des Akuten Skrotums eine wichtige Rolle:
In der hier untersuchten Gruppe fand sich bei Patienten mit Hodentorsion
in der Mehrzahl der Fälle als typisches Zeichen ein verminderter bzw. fehlender
arterieller/venöser Blutfluss. Dass auf der anderen Seite in fast der
Hälfte der Fälle ein solches Zeichen nicht gefunden wurde, zeigt aber die
eingeschränkte Verwertbarkeit dieser Befunde vor allem in der Notfallsituation.
Darüber hinaus ist diese Untersuchungsmethode sehr stark abhängig
von der Qualifikation des Untersuchers, was einen nicht unerheblichen
Faktor darstellt.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die Diagnose des Akuten
Skrotums weiterhin eine Herausforderung für den Kliniker darstellt. Trotz
weit verbreiteter technischer Untersuchungsmöglichkeiten wie der
(Farb-)Dopplersonographie bleiben anamnestische, klinische und demographische
Parameter führend in der Diagnosefindung. Einen einzelnen,
aussagekräftigen Prädiktor für das Vorliegen einer Hodentorsion konnte
diese Untersuchung nicht herausarbeiten.
Das klinische Fazit lautet somit: Die einzige Möglichkeit zum sicheren
Ausschluss einer Hodentorsion bei nicht eindeutigen klinischen Befunden
ist die umgehende operative Exploration des Hodens – „Whenever doubt
exists, it is safer to explore“ (Thomas, 2008). |
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ISBN: | 978-3-8359-6255-2 |
DOI: | 10.17192/z2015.0013 |