Optimierung der Behandlung von Patienten mit multiplen somatoformen Symptomen

Die Erforschung von wirksamen psychologischen Behandlungsmöglichkeiten für Patienten1 mit multiplen somatoformen Symptomen (MSS) zeigt sich als dringend indiziert. Die Übersichtsarbeit (Studie 1) liefert Informationen zu psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten, leitliniengerechtem Umgang und...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Gottschalk, Japhia-Marie
Beteiligte: Rief, Winfried (Prof.Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2014
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Erforschung von wirksamen psychologischen Behandlungsmöglichkeiten für Patienten1 mit multiplen somatoformen Symptomen (MSS) zeigt sich als dringend indiziert. Die Übersichtsarbeit (Studie 1) liefert Informationen zu psychotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten, leitliniengerechtem Umgang und einen Überblick über randomisiert-kontrollierte Studien zur Psychotherapie von Patienten mit MSS. Es finden sich Hinweise für Emotionswahrnehmungs- und regulationsdefizite bei diesen Patienten, welche in bisherigen Behandlungsansätzen jedoch keine Beachtung fanden. In der vorliegenden Dissertation sollen zwei Aspekte zur Optimierung der Behandlung von Patienten mit MSS bearbeitet werden. Erstens wurde ein Behandlungsmanual ENCERT („ENriching Cognitive behavioral therapy with Emotion Regulation Training“) für Patienten mit MSS entwickelt, welches kognitiv verhaltenstherapeutische (KVT)-Elemente mit achtsamkeitsbasierten Strategien verbindet. Dieses selbstentwickelte Behandlungskonzept wurde im Rahmen einer nicht randomisierten-kontrollierten Pilotstudie (ENCERT: N = 20, KVT: N = 22) überprüft und hinsichtlich der Durchführbarkeit untersucht (Studie 2). Patienten mit MSS verbesserten sich während ENCERT und KVT gleichermaßen hinsichtlich Anzahl und Intensität ihrer unerklärten Körperbeschwerden und der damit einhergehenden Beeinträchtigung. ENCERT wies in nahezu allen Zielmaßen höhere Effektstärken auf als KVT, statistisch signifikante Gruppenunterschiede zeigten sich jedoch nicht. Zweitens wurde an einer Stichprobe von N = 48 Patienten mit MSS und N = 48 gematchten Gesunden auf experimenteller Ebene die kurzfristige Wirksamkeit verschiedener Emotionsregulationsstrategien (Akzeptanz, kognitive Umstrukturierung, positive Selbstunterstützung und Ablenkung) auf induzierte individuell beeinträchtigende somatoforme Symptome untersucht (Studie 3). Die Ergebnisse zeigen, dass Gesunde von allen Strategien in Bezug auf eine Reduktion der Symptom-Intensität, eine Reduktion der Beeinträchtigung und eine Steigerung des Aushaltens profitierten. Bei Patienten mit MSS zeigte sich in Bezug auf eine Reduktion der Beeinträchtigung die Akzeptanzstrategie überlegen gegenüber Ablenkung und Selbstunterstützung. Betreffend der Symptom-Intensität und der Steigerung des Aushaltens zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Strategien. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde mit der Erstellung eines Manuals, welches achtsamkeitsbasierte Strategien mit klassischen KVT Interventionen vereint, eine wirksame und gut durchführbare Alternative zu klassischer KVT entwickelt. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass die Wirksamkeit der untersuchten Strategien von den Outcome-Variablen abhängt und bei Patienten und Gesunden unterschiedlich ausfällt. Akzeptanzbasierte Strategien schienen zur Reduktion der Beeinträchtigung durch die Beschwerden gegenüber Strategien wie Ablenkung und Selbstunterstützung bei Patienten mit MSS überlegen zu sein, jedoch nicht gegenüber kognitiver Umstrukturierung. Eine Integration achtsamkeitsbasierter Strategien in KVT, nach vorheriger experimenteller Wirksamkeits-Untersuchung, scheint daher für die Bewältigung medizinisch unerklärter körperlicher Beschwerden sinnvoll.
DOI:10.17192/z2015.0005