Diagnostisches Vorgehen bei Patienten mit Beinödemen in der Hausarztpraxis - Eine Qualitative Untersuchung

Beinödeme gehören zu den klassischen allgemeinmedizinischen Fragestellungen. Der Hausarzt ist in der Regel die erste Anlaufstelle mit diesem Beschwerdebild. Die Ursachen für Beinödeme sind meist multifaktoriell bedingt. Nachweislich nehmen Beinödeme als typisches Frühsymptom für verschiedene Erkrank...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Diederich, Judith
Beteiligte: Bösner, Stefan (PD Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2014
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Beinödeme gehören zu den klassischen allgemeinmedizinischen Fragestellungen. Der Hausarzt ist in der Regel die erste Anlaufstelle mit diesem Beschwerdebild. Die Ursachen für Beinödeme sind meist multifaktoriell bedingt. Nachweislich nehmen Beinödeme als typisches Frühsymptom für verschiedene Erkrankungen in der primärärztlichen Differentialdiagnostik einen sehr hohen Stellenwert ein. Das diagnostische Abklären und differenzierte Einteilen nach möglichen Ursachen der Beinödeme wird deshalb als wichtigste Aufgabe der allgemeinärztlichen Tätigkeit angesehen. Für diagnostische Vorgehensweisen von Hausärzten bei Patienten mit Beinödemen liegen bisher kaum wissenschaftliche Erkenntnisse vor. In der vorliegenden qualitativen Untersuchung wurden 15 Hausärzte mittels semistrukturiertem Interview über ihre persönlichen diagnostischen Vorgehensweisen in Bezug auf Patienten mit Beinödemen, die die Ärzte prospektiv über einen vierwöchigen Zeitraum identifiziert hatten, befragt. Die Interviews wurden akustisch aufgezeichnet, verbatim transkribiert und qualitativ von zwei unabhängigen Untersuchern inhaltsanalytisch ausgewertet. Im Ergebnis zeigte sich, dass Anamnese und klinische Untersuchung die entscheidenden Eckpunkte der Diagnostik bilden. Der erste Eindruck des Patienten und die erlebte Anamnese wird nachweislich zur frühen diagnostischen Hypothesenbildung genutzt. Apparative Untersuchungen (Laboruntersuchung, Sonographie etc.) erhielten größtenteils eine nachrangige diagnostische Bewertung. Die Hausärzte nutzen für die diagnostische Abklärung verschiedene Heuristiken und diagnostische Strategien, um mögliche Differentialdiagnosen von Beinödemen ein- bzw. auszugrenzen. Zusätzlich spielen kognitive Prozesse wie Intuition, Erfahrung und „Bauchgefühl“ im Diagnosefindungsprozess eine ent-scheidende Rolle. Diagnostische Unsicherheit wird größtenteils durch fachlichen Austausch mit Kollegen und durch gezielte Ein- oder Überweisung reduziert. Die vorliegende Untersuchung liefert reichhaltiges Material über die aktuelle Versorgungswirklichkeit bei der Abklärung von Patienten mit Beinödemen in der Hausarztpraxis. Aufgrund der Ergebnisse wären weitere Untersuchungen wie z.B. symptomevaluierende Studien zur diagnostischen Aussagekraft von Anamnese und Untersuchungsbefund bzgl. verschiedener dem Symptom Beinödem zugrunde liegender Ätiologien zu begrüßen. Daraus gewonnene Erkenntnisse könnten in zukünftige Leitlinien einfließen.
DOI:10.17192/z2014.0754