Klinischer Verlauf und Lokalisation von venösen und arterio-venösen Malformationen der Zunge

Vaskuläre Anomalien gehören zu den häufigsten angeborenen Weichgewebsfehlbildungen. Der Charakter der vaskulären Anomalien wird vor allem durch die beteiligten Gefäßsysteme bestimmt. Eine Klassifikation der vaskulären Anomalien von Mulliken und Glowacki unterscheidet...

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Main Author: Schickling, Janna Kristin
Contributors: Wiegand, Susanne (PD Dr. med.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2013
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Description
Summary:Vaskuläre Anomalien gehören zu den häufigsten angeborenen Weichgewebsfehlbildungen. Der Charakter der vaskulären Anomalien wird vor allem durch die beteiligten Gefäßsysteme bestimmt. Eine Klassifikation der vaskulären Anomalien von Mulliken und Glowacki unterscheidet zwischen Hämangiomen und vaskulären Malformationen. Definitionsgemäß sind vaskuläre Malformationen bereits bei Geburt vorhanden. Die Zunge ist eine häufige Lokalisation von venösen und arterio-venösen Malformationen im Kopf-Hals-Bereich. Als Therapieoptionen kommen chirurgische und konservative Ansätze infrage. Die Lasertherapie spielt eine große Rolle, aber auch konventionell-chirurgische Methoden werden durchgeführt. Eine konservative Maßnahme ist die „wait and see“-Strategie. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war anhand von Schemazeichnungen der Zunge die Lokalisation von vaskulären Malformationen der Zunge zu analysieren und die Therapieergebnisse in Abhängigkeit von Lokalisation und Größe der Malformation auszuwerten. Es erfolgte eine retrospektive Analyse von 43 Patienten, die sich in der Marburger HNO-Klinik von 1998 bis 2010 vorstellten. In dieser Studie wurden die vaskulären Malformationen zumeist bei Geburt oder innerhalb der ersten 20 Lebensjahre festgestellt. Nach der Größe der vaskulären Malformation wurden die Patienten in fünf Gruppen eingeteilt. Die Gruppe 1 entspricht dabei kleinen, punktuellen Läsionen. Die zweite Gruppe umfasst alle Patienten, bei denen mindestens ein Viertel des Zungenrückens oder der Zungenunterseite einseitig von der vaskulären Malformation betroffen ist. Die Gruppe 3 entspricht einem beidseitigen Befund und die vierte Gruppe enthält alle Patienten, deren Zunge vollständig von der vaskulären Malformation betroffen ist. In der Gruppe 5 sind vaskuläre Malformationen zu finden, die im Zungengrund liegen. Jeder Befund wurde in eine Schema-Zeichnung der Zunge eingezeichnet. Durch das Übereinanderlegen der Bilder wurde die Verteilung der Malformationen auf der Zunge analysiert. Es zeigte sich ein relativ gleichmäßiges Vorkommen der vaskulären Malformation auf der Zunge. Insbesondere gab es keine Häufung entlang der zuführenden Gefäße. Eine solche wäre eine mögliche Erklärung für die Entstehung von vaskulären Malformationen. Bei vielen Patienten, bei denen die vaskuläre Malformation erst im späten Lebensalter auftrat, war der Rand des vorderen Drittels der Zunge von einer vaskulären Malformation entsprechend der Gruppe 1 betroffen, sodass vermutet werden kann, dass diese das Ergebnis eines Zungenbisses sind. Ein Zusammenhang zwischen der genauen Lokalisation der vaskulären Malformation und dem postoperativen Ergebnis konnte nicht hergestellt werden. Man kann aber in Hinsicht auf die Größe einer vaskulären Malformation und der Chance auf Heilung feststellen, dass große Läsionen eher schwierig zu behandeln waren und es öfter zum Verbleib eines Residuums kam als bei kleinen Malformationen. Letztere konnten oftmals komplett exzidiert werden. Zwischen den Gruppen gab es teilweise deutliche Unterschiede. Eine Lasertherapie wurde am häufigsten durchgeführt. Der CO2-Laser bietet eine gute Möglichkeit für kleine vaskuläre Malformationen. Der Nd:YAG-Laser zeigt eine breite Anwendungsmöglichkeit sowohl bei kleinen als auch bei großen Befunden. Er überzeugte aber vor allem bei der Behandlung größerer Befunde. Die Sklerotherapie kann in erfahrenen Händen als komplikationsarme und zuverlässige Behandlungsmethode betrachtet werden. Bei der Therapie von ausgedehnten Befunden sind funktionelle Einschränkungen wie Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme oder Beeinträchtigung des Geschmackssinnes zu befürchten. Dies muss vor einer konventionell-chirurgischen Behandlung beachtet werden.
DOI:10.17192/z2013.0631