Wertebedrohung als Mediator des Zusammenhangs von Gruppenkontext und Strafbedürfnissen

Die vorliegende Dissertationsschrift dreht sich um den Einfluss von „Wertebedro-hung“ auf Strafeinstellungen juristischer Laien. Die zentrale These lautet, dass Menschen Norm- und Rechtsbrüche umso härter bestrafen wollen, je mehr sie die Werte ihrer Grup-pe als bedroht wahrnehmen. Damit bezieht sic...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Keller, Livia
Beteiligte: Gollwitzer, Mario (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2013
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die vorliegende Dissertationsschrift dreht sich um den Einfluss von „Wertebedro-hung“ auf Strafeinstellungen juristischer Laien. Die zentrale These lautet, dass Menschen Norm- und Rechtsbrüche umso härter bestrafen wollen, je mehr sie die Werte ihrer Grup-pe als bedroht wahrnehmen. Damit bezieht sich die Arbeit auf bisherige Forschung zu re-tributiver Gerechtigkeit, erweitert diese jedoch um sozialpsychologische Aspekte. Die An-nahme ist, dass Strafeinstellungen vom sozialen Kontext beeinflusst werden, in dem ein Normbruch begangen wird. Die These der Arbeit steht in Einklang mit einer Reihe von Einzelstudien, die für andere Arten von Bedrohung gezeigt haben, dass diese mit erhöhten Strafbedürfnissen einhergehen. Im Vergleich zu diesen Studien besteht der Wert der vor-liegenden Arbeit darin, dass Wertebedrohung in sieben Studien umfassend untersucht worden ist, inklusive verstärkenden Faktoren und den Auswirkungen auf verschiedene Aspekte von Strafeinstellungen. In drei Studien wird gezeigt, dass Wertebedrohung die Zustimmung zu retributi-ven Strafen erhöht und/oder die Zustimmung zu restaurativen Strafen vermindert. Vier weitere Studien befassen sich mit Faktoren, die wahrgenommene Wertebedrohung ver-stärken. In Übereinstimmung mit bisheriger Literatur wurde gefunden, dass ein Norm-bruch mehr Wertebedrohung auslöst, wenn er durch ein Mitglied der Eigen- statt der Fremdgruppe begangen wird. Auch scheint geringe Distinktheit zwischen Eigen- und Fremdgruppe die wahrgenommene Wertebedrohung zu erhöhen. Die Studien bestätigen zudem den erwarteten Zusammenhang von Wertebedrohung und Strafhärte. Die Frage nach den Gründen für diesen Zusammenhang bleibt jedoch offen. Drei mögliche Erklärungen werden diskutiert und in drei zusätzlichen Studien der Autorin ge-testet. Diese deuten darauf hin, dass dem Zusammenhang von Wertebedrohung und Straf-härte die Motivation zugrunde liegt, den Zusammenhalt der Gruppe zu stärken. Zukünftige Forschung muss allerdings zeigen, ob die physiologischen Korrelate von Wertebedrohung tatsächlich charakteristisch sind für Bedrohung, wie sie in Leistungssituationen definiert worden ist.
DOI:10.17192/z2013.0409