Arbeitsgedächtnisleistung und genotypische Varianz bei remittierter Depression : eine fMRT-Studie

Hintergrund: Kognitive Defizite in der akuten Phase einer Depression sind hinreichend belegt, sowohl empirisch als auch durch Bildgebungsstudien (Nair et al. 1999, Harvey et al. 2004). Kaum erforscht ist, ob neuronale Auffälligkeiten nachweisbar sind, wenn die depressive Symptomatik zurückgegangen i...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Minichmayr, Christine Kathrin
Beteiligte: Konrad, Carsten (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2012
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Hintergrund: Kognitive Defizite in der akuten Phase einer Depression sind hinreichend belegt, sowohl empirisch als auch durch Bildgebungsstudien (Nair et al. 1999, Harvey et al. 2004). Kaum erforscht ist, ob neuronale Auffälligkeiten nachweisbar sind, wenn die depressive Symptomatik zurückgegangen ist. Die vorliegende fMRT-Studie ist eine der wenigen, die remittierte Patienten untersucht. Besonderes Augenmerk liegt auf Gehirn-arealen, die in der akuten Phase während Arbeitsgedächtnisaufgaben hyperaktiviert sind: Der präfrontale Kortex und das anteriore Cingulum (Fossati et al. 2002). Heutzutage geht man von einer multifaktoriellen Genese depressiver Symptomatik aus. Es gibt Hinweise darauf, dass verschiedene genetische Polymorphismen Vulnerabili-tätsmarker darstellen. Kandidatengene sind folgende: Der funktionelle Polymorphismus in der Promotorregion des 5HTTLPR-Gens (Hariri et al. 2002), der funktionelle Poly-morphismus des Serotoninrezeptors 5HT1A (Domschke et al. 2006), Allelvarianten in der Promotorregion des MAO-A-Gens (Brummett et al. 2007) und der funktionelle Einzel-nukleotidpolymorphismus Val/Met im COMT-Gen (O’Hara et al. 1998). Fragestellung: Es gilt zu überprüfen, ob neuronale Auffälligkeiten auch in Remission belegbar sind und ob ein Zusammenhang der hypothetischen „Depressionsmarker“ 5HTTLPR, 5HT1A, MAO-A und COMT mit der Erkrankung aufgezeigt werden kann. Material und Methoden: 28 remittierte Patienten mit depressivem Syndrom und 28 sorgfältig gematchte Kontrollprobanden wurden rekrutiert. Es wurde eine fMRT-Messung mit geblocktem n-zurück-Paradigma (0-, 1- und 2-zurück) durchgeführt. Anschließend wurde Blut abgenommen und die Genetikanalyse ausgeführt. Die funkti-onellen Daten wurden mittels SPM 5 Software ausgewertet. Die statistische Datenerhe-bung erfolgte mit der SPSS 18.0 Software. Ergebnisse: Alle Probanden aktivierten während der n-zurück-Aufgabe ein für das verbale Arbeitsgedächtnis typisches fronto-parietales Netzwerk. Patienten wiesen verglichen mit den Kontrollprobanden bei vergleichbarer Leistung signifikant vermehrte Aktivierung im Cingulum auf. Träger der Risikoallele des HTTLPR-Polymorphismus zeigten gegenüber Nichtrisikoallelträgern ebenso eine Hyperaktivierung im cingulären Kortex. Auch bei gesonderter Betrachtung der Kontrollprobandengruppe spiegelte sich der Effekt Risikoallelträger als gesteigerte cinguläre Aktivierung wider. Der funktionelle Polymorphismus 5HT1A hatte keine signifikante Auswirkung auf die neuronale Aktivie-rung. Aufgrund ungleicher Allelverteilungen innerhalb der Stichprobe wurden die Analysen zu den Polymorphismen COMT Val/Met und MAO-A VNRT nicht weiterge-führt. Fazit: Im Vergleich zu Patienten in der akuten Phase der Erkrankung weisen remittierte Patienten im Cingulum ebenfalls eine Hyperaktivierung auf, während der PFC nicht vermehrt aktiviert ist. Diese Resultate sprechen entweder für eine langsamere Normali-sierung in den limbischen Strukturen oder für eine bleibende oder für eine vorbestehen-de neuronale Auffälligkeit. Gesunde Kontrollprobanden mit den HTTLPR-Risikoallelen weisen ähnliche Hyperaktivierungen auf. Diese Ergebnisse legen nahe, dass der HTTLPR-Polymorphismus einen Vulnerabilitätsmarker für die Entstehung depressiver Symptomatik darstellt.
DOI:10.17192/z2013.0172