Patientenkontrollierte Analgesie zur Behandlung postoperativer Schmerzen :Herausforderungen und Innovationen
Die Patientenkontrollierte Analgesie ist ein bewährtes Prinzip der postoperativen Schmerztherapie, welche es dem Patienten ermöglicht selbst den Zeitpunkt und die Häufigkeit einer Analgetikagabe zu bestimmen. Seit der Einführung der intravenösen Patientenkontrollierten Analgesie mit Opioiden in d...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2011
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Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Die Patientenkontrollierte Analgesie ist ein bewährtes Prinzip der postoperativen
Schmerztherapie, welche es dem Patienten ermöglicht selbst den Zeitpunkt und die
Häufigkeit einer Analgetikagabe zu bestimmen. Seit der Einführung der intravenösen
Patientenkontrollierten Analgesie mit Opioiden in den siebziger Jahren des 20.
Jahrhunderts ist zwar das Grundprinzip gleich geblieben, es wurde jedoch eine Vielfalt
an unterschiedlichen, teils konkurrierenden Methoden der PCA-Anwendung
entwickelt.
Diese Vielfalt erschwert die Therapieentscheidung im postoperativen Setting.
Diese Arbeit zeigt zunächst auf, welche Anforderungen eine „ideale“ PCA erfüllen
muss, um eine bestmögliche Schmerztherapie zu gewährleisten. Darauffolgend wird
ein umfassender Überblick über die unterschiedlichen etablierten und innovativen
PCA-Verfahren gegeben, um anschließend in der Synthese die Vor-und Nachteile der
einzelnen Methoden aufzeigen zu können.
Als ein Faktor, der die Therapieentscheidung beeinflussen kann, wurden des weiteren
die ökonomischen Aspekte der Schmerztherapie näher beleuchtet, da diese in unserer
vom Kostendruck geprägten Arbeitswelt eine immer größere Rolle spielen. Hierzu
wurde eine Prozesskostenanalyse der Anwendung des iPATS (iontophoretisches
transdermales Patientenkontrolliertes System), als Beispiel eines der innovativen PCAVerfahren,
erstellt.
Mit Hilfe qualitativer Experteninterviews mit Fachpersonal der Klinik für Anästhesie
und Intensivmedizin des Universitätsklinikums Marburg wurde zunächst ein
Anforderungsprofil an die Patientenkontrollierte Analgesie erstellt. Das Interview
erfolgte im offenen Stil, die Mitschriften wurden im Anschluss mit Hilfe eines
Interviewleitfadens gesichtet, unter Beachtung der Fragestellung bewertet und die
Anforderungen erfasst und sortiert.
In einem zweiten Schritt erfolgte eine ausführliche Literaturrecherche zum Thema
Patientenkontrollierte Analgesie, deren Ziel es war, möglichst alle etablierten Verfahren der PCA, aber auch neue, in Entwicklung begriffene Verfahren aufzuzeigen
und deren Prinzipien, Wirkmechanismen und die bereits vorhandene Evidenz zu
Wirksamkeit und Nebenwirkungen darzustellen.
Die Prozesskostenanalyse des iPATS erfolgte anhand von 22 Sequenzerhebungsbögen,
die zur Dokumentation der Prozesszeiten der einzelnen Anwendungsschritte mit dem
iPATS entwickelt worden waren. Die einzelnen Sequenzen wurden je ärztlichem oder
pflegerischem Personal zugewiesen, sodass die Prozessbindungskosten anhand der
erhobenen jeweiligen Arbeitszeiten und der zuordenbaren Personalkosten ermittelt
werden konnten. Die Prozesskosten ergaben sich aus den Prozessbindungskosten und
den Sachkosten für das iPATS.
Insgesamt wurden 13 unterschiedliche Anforderungen an die Patientenkontrollierte
Analgesie identifiziert. Die in der Literaturrecherche identifizierten 3 invasiven und 5
nicht-invasiven PCA-Verfahren wurden hinsichtlich dieser Anforderungen näher
betrachtet und zusammenfassend dargestellt. Kein PCA-Verfahren erfüllt alle
gestellten Anforderungen, jedes bringt Vor- und Nachteile mit sich, sodass eine
endgültige Aussage welches Verfahren das „Beste“ sei, weiterhin nicht möglich ist.
Für den Handlungsablauf mit dem iPATS konnte eine Gesamtpersonalbindungszeit von
32 Minuten ermittelt werden, die ärztliche Personalbindungszeit betrug hierbei 30
Minuten, die pflegerische 2 Minuten. Insgesamt wurden für die Personalbindungszeit
Kosten von 36 € pro Behandlungstag ermittelt. Die Materialkosten betrugen insgesamt
135 € pro Tag, sodass sich die Gesamtprozesskosten auf 171 € pro Tag addierten.
Es ist festzustellen, dass ein Trend hin zur Entwicklung nicht-invasiver PCA-Verfahren,
wie z. Bsp. dem iontophoretischen patientenkontrollierten transdermalen System,
besteht. Diese können helfen verfahrenstypische Nebenwirkungen zu vermeiden, sind
für den Patienten angenehm zu applizieren und fördern die postoperative Mobilität
und damit Rehabilitation, da sie ohne behindernde Kabel und Geräte auskommen. Die
invasiven, etablierten Verfahren wie z. Bsp. die epidurale PCA sind auf Grund ihrer
bisher überlegenen analgetischen Wirksamkeit jedoch bisher nicht aus der
postoperativen Schmerztherapie wegzudenken.
Für die Anwendung des iPATS konnte gezeigt werden, dass ein innovatives PCAVerfahren
helfen kann Arbeitszeit zu sparen und somit die Personalkosten für die postoperative Schmerztherapie im Vergleich zur i.v. PCA zu reduzieren. Die
Materialkosten des iPATS sind jedoch vergleichsweise hoch, sodass die
Arbeitszeitersparnis dennoch nicht zu reduzierten Gesamtprozesskosten führt.
Die Herausforderung für die zukünftige Entwicklung der PCA besteht heute neben
einer guten Schmerztherapie und vielen anderen Faktoren auch in der
Prozessoptimierung zur Kostenreduktion bei steigendem Einfluss
gesundheitsökonomischer Aspekte auf die Arbeit im stationären Alltag. |
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DOI: | 10.17192/z2012.0009 |