Beziehungen zwischen der Gewässermorphologie und dem Makrozoobenthos an renaturierten Abschnitten der Lahn
Die europäischen Fließgewässer unterliegen seit Jahrhunderten einem starken anthropogenen Nutzungsdruck, welcher den morphologischen und faunistischen Charakter der Gewässer nachhaltig verändert hat. In den vergangenen Jahrzehnten rückten die Defizite der Fließgewässer zunehmend in das Blickfeld der...
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Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2011
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Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Die europäischen Fließgewässer unterliegen seit Jahrhunderten einem starken anthropogenen Nutzungsdruck, welcher den morphologischen und faunistischen Charakter der Gewässer nachhaltig verändert hat. In den vergangenen Jahrzehnten rückten die Defizite der Fließgewässer zunehmend in das Blickfeld der Öffentlichkeit und erste Bestrebungen der Zustandsverbesserung durch die Renaturierung von Gewässerabschnitten wurden unternommen. Maßgeblich vorangetrieben wird dieser Prozess durch die EU-Wasserrahmenrichtlinie.
Um die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie sowohl fristgerecht als auch kosteneffizient erreichen zu können, bedarf es genauer Kenntnisse über die Wirksamkeit konkreter Maßnahmen, die durch die detaillierte Evaluation bereits umgesetzter Maßnahmen gewonnen werden könnten. In der Praxis erfolgt eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit renaturierten Gewässerabschnitten jedoch ausgesprochen selten oder oberflächlich und auch die Monitoringprogramme der EU-Wasserrahmenrichtlinie können die bestehenden Wissenslücken nicht füllen.
Speziell für das Makrozoobenthos als einer der vier Qualitätskomponenten für die Bewertung der Fließgewässer kann die zentrale Frage „Welche morphologischen Prozesse und Strukturen können gefördert werden, um einen guten ökologischen Zustand zu erreichen?“ trotz mehr als 100-jähriger limnologischer Forschung noch immer nicht befriedigend beantwortet werden. Zwar existieren zahlreiche Untersuchungen, die die Abhängigkeit des Makrozoobenthos’ von verschiedenen Umweltfaktoren auf der Makro- und Mesoskala analysieren. Die als Hauptlebensraum relevante Ebene der Mikrohabitate (Choriotope) jedoch ist diesbezüglich kaum untersucht, was zumindest teilweise darin begründet liegt, dass bislang kaum Verfahren existierten, welche die Strukturen des Gewässerbetts in der erforderlichen räumlichen Auflösung erfassen können.
In diesem Spannungsfeld zwischen angewandter Wissenschaft und Grundlagenforschung wurden von 2006 bis 2008 intensive Untersuchungen am Mittelauf der Lahn (Fließgewässertyp 9.2) durchgeführt. In drei Untersuchungsgebieten (zwei davon durch eigendynamische Entwicklungsmaßnahmen renaturiert) erfolgten hochaufgelöste Kartierungen der Gewässersohle unter Verwendung des TRiSHa-Verfahrens („Typology of Riverbed Structures and Habitats“) sowie detaillierte Aufnahmen des Makrozoobenthos’ nach dem PERLODES-Verfahren. Analysiert wurde neben der räumlichen Verteilung der Strukturparameter in den renaturierten und nicht renaturierten Untersuchungsabschnitte auch deren zeitliche Dynamik unter besonderer Berücksichtung eines HQ50. Die Zusammenhänge zwischen der Mikrostruktur der Gewässersohle und der Besiedelung durch das Makrozoobenthos wurden statistisch ausgewertet und eine Bewertung der Renaturierungsmaßnahmen wurde durchgeführt. Hierbei konnten unter anderem Lücken in der Fließgewässertypologie und dem PERLODES-Verfahren aufgezeigt werden, die einer breiteren wissenschaftlichen Diskussion bedürfen. |
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DOI: | 10.17192/z2011.0473 |