Lokales Staging beim Rektumkarzinom

Das Rektumkarzinom zählt zu den häufigsten malignen Neoplasien in den Industrieländern und ist gleichsam mit einer hohen Letalität behaftet. In den letzten Jahrzehnten vollzog sich ein Wandel im bis dato etablierten Therapieregime. Fortschritte im Bereich der Chirurgie im Sinne der von Heald eingefü...

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Main Author: Hesse, Julia Mahnaz
Contributors: Klose, Klaus Jochen (Prof. Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2011
Subjects:
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Description
Summary:Das Rektumkarzinom zählt zu den häufigsten malignen Neoplasien in den Industrieländern und ist gleichsam mit einer hohen Letalität behaftet. In den letzten Jahrzehnten vollzog sich ein Wandel im bis dato etablierten Therapieregime. Fortschritte im Bereich der Chirurgie im Sinne der von Heald eingeführten TME und die präoperative RCT führten zu einer deutlichen Verminderung der hohen Lokalrezidivrate, welche eines der Hauptprobleme des Rektumkarzinoms darstellt. Eine neoadjuvante RCT ist derzeit bei einem T-Stadium ≥ 3 oder einem positiven Nodalstatus indiziert. Die korrekte Definition der Tumorformel durch die komplementären Stagingverfahren Endosonographie und/oder MRT ist essentiell, um eine stadiengerechte Therapie zu gewährleisten und eine Überbehandlung durch Overstaging zu verhindern. Anhand dieser retrospektiven Studie sollte der Stellenwert von MRT und Endosonographie im klinischen Alltag mit Fokus auf Effektivität und Effizienz evaluiert werden. Hierzu wurden sämtliche Patienten mit der Erstdiagnose Rektumkarzinom in den Jahren 2005 bis 2007 und intern vollzogenem lokalen Staging in die Studie eingeschlossen. Bei 127 Patienten im Gesamtkollektiv war die Endosonographie bei fast jedem dritten Patienten technisch nicht durchführbar. Die Abhängigkeit von erfahrenen Untersuchern stellte ein zusätzliches logistisches Problem dar. Beides führte zu Zeitverzögerungen bei der Therapiefindung und -umsetzung. Der Einsatz der MRT zum lokalen Staging wurde bei jedem zweiten Patienten erforderlich. Dabei war die Durchführung der MRT bei drei Personen nicht möglich. Der Vergleich mit der Histopathologie beschränkte sich aufgrund des Studiendesigns auf die dominierenden Tumorstadien T2 und T3, deren genaue Differenzierung in Hinblick auf die therapeutische Konsequenz absolut entscheidend ist. Bei der Detektion eines wandüberschreitenden T3-Prozesses erwiesen sich beide Verfahren als gleichwertig. Die MRT konnte in Ihrem Patientenkollektiv allerdings besser zwischen T2- und T3-Tumoren differenzieren, was dazu beitragen könnte die Overstagingrate zu reduzieren. Die korrekte Einstufung des Nodalstatus blieb unverändert problematisch und bedeutet eine Herausforderung für alle beteiligten Fachdisziplinen. Die MRT stellt im klinischen Alltag scheinbar ein zunehmend unverzichtbares und wertvolles Instrument zum lokalen Staging des Rektumkarzinoms dar. Ihr Einsatz erscheint hier nicht nur wünschenswert, sondern vielmehr notwendig. Sie zeichnet sich durch eine bessere Praktikabilität bei geringer Versagerquote aus. Ihre Stärken liegen nicht in der exakten Zuordnung zum T-Stadium, aber in der zuverlässigen Vorhersage eines wandüberschreitenden (T3-T4) Prozesses. In Zusammenhang mit der häufig vorzufindenden Dominanz von T3-Tumoren und dem Ziel Prozessabläufe zu optimieren, wirft dies die Überlegung auf, die MRT als primäres Stagingverfahren einzusetzen und als eine Art Selektionsmittel für eine erfolgreiche Endosonographie zu nutzen. Entsprechend der therapeutischen Konsequenz würde eine gröbere Zuordnung des T-Stadiums in „wandüberschreitend“ (T3-T4) und „nicht-wandüberschreitend“ (T1-T2) ausreichen. Erst bei Zuordnung in die Kategorie „nicht-wandüberschreitend“ wäre eine Beurteilung des Nodalstatus obligat und ggf. eine zusätzliche Einschätzung durch die Endosonographie erforderlich. Es bleibt abzuwarten welche Rolle zukünftig das lymphotrope KM USPIO und der CRM spielen werden. Der in der MRT gut darstellbare CRM könnte in Hinblick auf eine gezieltere Selektion derjenigen Patienten, die von einer neoadjuvanten RCT profitieren, an Bedeutung gewinnen und die Bestimmung des T-Stadiums in den Hintergrund drängen.
DOI:10.17192/z2011.0424