Vergleich artikulierender und statischer Platzhalter bei zweizeitigem Wechsel infizierter Kniegelenksendoprothesen anhand der Ergebnisse einer retrospektiven Aktenanalyse

Die Infektion der Knieendoprothese ist eine seltene Komplikation nach alloplastischem Kniegelenksersatz. Als der Goldstandard zur Behandlung der tiefen Knieendoprotheseninfektion gilt der zweizeitige Knieendoprothesenwechsel. Neben statischen Platzhaltern werden mobile Spacer verwendet. Die statisc...

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Main Author: Sommer, Carmen
Contributors: Skwara, Adrian (Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2011
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Die Infektion der Knieendoprothese ist eine seltene Komplikation nach alloplastischem Kniegelenksersatz. Als der Goldstandard zur Behandlung der tiefen Knieendoprotheseninfektion gilt der zweizeitige Knieendoprothesenwechsel. Neben statischen Platzhaltern werden mobile Spacer verwendet. Die statischen Spacer führen zu einer temporären Arthrodese mit verschiedenen Komplikationen wie die einer tiefen Beinvenenthrombose, Kniesteifigkeit und Schmerzen beim Patienten. Weiterhin kann es durch Weichteilkontrakturen und Muskelatrophie zu einer erschwerten Reimplantationsoperation und einer beeinträchtigten Kniegelenksbeweglichkeit im postoperativen Verlauf kommen. Um diese Probleme zu lösen, wurden mobile Spacer entwickelt. Sie erhalten die Beweglichkeit im Kniegelenk zwischen den beiden Wechseloperationen. In dieser retrospektiven Untersuchung wurden 37 Patienten eingeschlossen, die zwischen 2001 und 2008 in der Klinik für Orthopädie des Universitätsklinikums Marburg mit einem zweizeitigen Wechselverfahren nach infizierter Knieendoprothese behandelt wurden und aufgrund ausreichender Knochen- und Bandqualität für beide Spacermodelle in Frage kamen. In 16 Fällen wurde ein mobiler Spacer implantiert und in 21 Fällen ein starrer Spacer. Die Wahl des Spacertyps erfolgte intraoperativ durch den Operateur. Bei Implantation des mobilen Platzhalters wurde Knochenzement in verschieden große Silikonformen gegossen, ausgehärtet und anschließend in den Gelenkspalt eingebracht. Bei den 21 Patienten, die mit einem nicht-artikulierenden Spacer behandelt wurden, wurden feste Metallstäbe in den Markkanal von Femur und Tibia eingebracht und der Knochenzement manuell zu einem einzigen Block geformt. Dem Knochenzement beider Spacermodelle war Gentamycin beigemischt. Die Nachbehandlung erfolgte in beiden Gruppen frühfunktionell mit Abrollbelastung. In der Gruppe der mobilen Spacer war eine passive Flexion des Kniegelenkes bis 60° möglich, Patienten der Gruppe der nicht-artikulierenden Spacer konnten ihr Kniegelenk nicht bewegen. Zum Vergleich der Kniegelenksbeweglichkeit zwischen beiden Gruppen wurden das Range of motion (ROM), sowie die Flexion im Kniegelenk zu den verschiedenen Zeitpunkten einander gegenübergestellt: vor Revision der infizierten Knieendoprothese, nach Reimplantation der neuen Knieendoprothese und zu drei darauffolgenden Nachuntersuchungen: durchschnittlich 11, 19 und 34 Wochen nach Reimplantation. Bei den Patienten beider Gruppen war die tiefe Kniegelenksinfektion erfolgreich saniert worden, so dass alle Patienten einer Reimplantation der neuen Knieendoprothese zugeführt werden konnten. Im postoperativen Verlauf erlitt ein Patient aus der Gruppe der mobilen Spacer und drei Patienten aus der Gruppe der nicht-artikulierenden Spacer eine Reinfektion. An Komplikationen traten die intraoperative Verletzung einer Quadricepssehne und eine postoperative Lungenembolie bei jeweils einem Patienten aus der Gruppe der statischen Spacer auf. Das durchschnittliche ROM betrug 98° in der Gruppe der mobilen Spacer (Gruppe A) und 79° in der Gruppe der nicht-artikulierenden Spacer (Gruppe B) vor Revision der infizierten Knieendoprothese. Zum Entlassungszeitpunkt nach Reimplantation der neuen Knieendoprothese lag das durchschnittliche ROM bei 85° in Gruppe A und bei 74° in Gruppe B. Im weiteren postoperativen Verlauf stieg die Kniegelenksbeweglichkeit in beiden Studiengruppen an und lag bei der letzten erfassten Nachuntersuchung bei 102° in Gruppe A und bei 79° in Gruppe B. Beim ersten erfassten Untersuchungszeitpunkt konnten die Patienten mit einem nachfolgend mobilen Spacer ihr Kniegelenk statistisch signifikant besser bewegen als die Patienten mit einem nachfolgend starren Platzhalter. Bis zum letzten erfassten Untersuchungszeitpunkt erreichten beide Studiengruppen ihre ursprüngliche Kniegelenksbeweglichkeit, welche in Gruppe A wieder statistisch signifikant besser war als in Gruppe B. Innerhalb der einzelnen Gruppen hatte sich die Kniegelenksbeweglichkeit über die verschiedenen Zeiträume nicht statistisch signifikant verändert. Trotz erhaltener Bewegung des Kniegelenkes zwischen den beiden Wechseloperationen wiesen die Patienten mit einem mobilen Spacer keine höhere Rate an Reinfektionen und Komplikationen auf als die Patienten mit einem nicht-artikulierenden Spacer. Der mobile Platzhalter stellt eine sichere Alternative in der Therapie der infizierten Knieendoprothese dar. Die Patienten beider Studiengruppen erreichten eine gute Kniegelenksfunktion bis zur dritten Nachuntersuchung. Eine signifikante Verbesserung der Kniegelenksbeweglichkeit durch die Behandlung mit einem mobilen Spacer konnte in dieser Untersuchung nicht nachgewiesen werden. Zusammenfassend konnte in dieser Untersuchung gezeigt werden, dass mobile Spacer die periprothetische Knieendoprotheseninfektion erfolgreich sanieren und dabei zu einer guten Kniegelenksbeweglichkeit im postoperativen Verlauf führen.
DOI:10.17192/z2011.0417