Regionalanästhesieassoziierte Nebenwirkungen in der erweiterten postoperativen Phase

Einleitung Kontinuierliche Regionalanästhesien („Schmerzpumpen“) haben sich als anerkannte und effektive Verfahren etabliert. Dennoch birgt die Regionalanästhesie (RA) ernst zu nehmende Risiken. Diese Risiken in Form von Komplikationen und Nebenwirkungen sind für den unmittelbaren postoperativen Z...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Bender, Michael
Beteiligte: Eberhart, Leopold (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2011
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Einleitung Kontinuierliche Regionalanästhesien („Schmerzpumpen“) haben sich als anerkannte und effektive Verfahren etabliert. Dennoch birgt die Regionalanästhesie (RA) ernst zu nehmende Risiken. Diese Risiken in Form von Komplikationen und Nebenwirkungen sind für den unmittelbaren postoperativen Zeitraum in der Literatur hinlänglich beschrieben. Nicht ausreichend erforscht ist jedoch der erweiterte postoperative Zeitraum, in welchem der Patient in aller Regel die Klinik wieder verlassen hat. Fragestellung Ziel dieser Arbeit ist es daher, deskriptiv zu erheben, 1) unter welchen Beschwerden, die in möglichem Zusammenhang mit der Regionalanästhesie gesehen werden können, der Patient noch im erweiterten postoperativen Zeitraum (bis 4 Wochen) leidet; 2) welche weiteren grundsätzlichen Beschwerden der Patient im erweiterten postoperativen Zeitraum beklagt. Methodik Durch den Schmerzdienst unserer Klinik visitierte Patienten mit kontinuierlicher Regionalanästhesie stellten das Kollektiv dieser Studie dar (n=503). Einschränkungen nach Fachgebiet oder Operation wurden nicht vorgenommen. Zur Datenerhebung diente die telefonische Befragung 4 Wochen postoperativ. Ergebnisse Die Ergebnisse umfassen die Daten von 409 interviewten Patienten. Hierbei wurden die ca. 20 im Interview erhobenen Parameter durch die dokumentierten Daten aus Operationsprotokoll und Protokollen über die Katheteranalge und Kathetervisite ergänzt. Wir konnten zeigen, dass die Patientenzufriedenheit mit dem Verfahren der kontinuierlichen Regionalanästhesie durchweg sehr hoch war (im Median 1 nach Schulnoten). Dennoch: Unter den erfragten Problemen standen Schmerzen (bei 50% der Patienten) an erster Stelle. Einschränkungen der Grobmotorik nach Blockaden der oberen oder unteren Extremität fanden sich nach 4 Wochen noch bei über 80%. Veränderungen der Einstichstelle im Sinne einer Infektion konnten nach 4 Wochen noch bei 3,4% der Patienten erfragt werden. Andere mögliche Risiken der Regionalanästhesie, wie beispielsweise allergische Reaktionen, Horner-Syndrom, Kopfschmerzen oder Miktionsbeschwerden persistierten in einem nur sehr geringen Prozentsatz (unter 2%) über 4 Wochen. Diskussion und Schlussfolgerungen Zahlreiche Studien belegen den Nutzen regionalanästhesiologischer Verfahren. Vor allem eine frühere Mobilisation, höhere Patientenzufriedenheit und ein insgesamt besseres Outcome gegenüber Patienten, deren postoperative Analgesie ohne Regionalanästhesie geleistet wurde, seien hervorgehoben. Allerdings zeigt unserer Studie, dass die Hälfte aller operierten Patienten nach 4 Wochen immer noch nicht schmerzfrei ist. Auch in den direkten postoperativen Tagen beklagen 40% der Patienten Schmerzen. Weiterhin sind trotz nachgewiesener Frühmobilisation und verbessertem Outcome nach Regionalanästhesie ¾ aller Patienten nach Extremitäteneingriffen auch 4 Wochen postoperativ in ihrer Alltagsbewältigung durch grobmotorische Defizite eingeschränkt. Ausblick Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit sollten sich weitere Studien anschließen. Die hier beschriebene hohe Inzidenz von Schmerzen im erweiterten postoperativen Zeitraum zeigt, dass Studien folgen müssen, die zu einem besseren Verständnis und einer noch besseren Schmerztherapie beitragen. Die Häufigkeit neurologischer Defizite gibt Anlass, die Ursachen dieser Problematik näher zu erforschen, insbesondere die Frage, inwieweit diese Defizite auf die Regionalanästhesie zurückzuführen sind.
DOI:10.17192/z2011.0341