Sinusendothel-/Virgultumzellen in normalen und pathologisch veränderten menschlichen Lymphknoten. Morphologische Befunde und immunhistochemische Markerprofile
Ziel der vorliegenden Arbeit war eine erstmalige umfassende Charakterisierung der einzigartigen Zellpopulation der Sinusendothel-/Virgultumzellen des menschlichen Lymphknotens. Es wurden zunächst breit angelegte immunhistochemische Untersuchungen von Paraffinschnitten menschlicher Lymphknoten au...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2011
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Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Ziel der vorliegenden Arbeit war eine erstmalige umfassende Charakterisierung
der einzigartigen Zellpopulation der Sinusendothel-/Virgultumzellen des
menschlichen Lymphknotens.
Es wurden zunächst breit angelegte immunhistochemische Untersuchungen
von Paraffinschnitten menschlicher Lymphknoten aus den wichtigsten
Körperregionen mit einem Set von Antikörpern gegen Desmoplakin, CD31,
CD34 und Claudin 5 durchgeführt, entsprechend der Annahme, dass der
untersuchte Zelltyp neben endothelialen Eigenschaften (CD31 als
Panendothelmarker) mithilfe des complexus adhaerens auch Filter- und
Barrierefunktionen (Desmoplakin als Desmosomenmarker, Claudin 5 als tightjunction-
Marker) habe und sich zugleich von Blutgefäßendothelzellen
unterscheide (CD34 als Blutgefäßendothelmarker). Die Ergebnisse bestätigten
diese Annahme mit der Ausnahme eines variierenden Anteiles von
Sinusendothel-/Virgultumzellen, welche CD34 exprimierten, was am ehesten
als Zeichen akuter proliferativer Aktivität zu werten sein könnte (CD34 als
unspezifischer Aktivierungsmarker). Ferner wurde deutlich, dass es eine nach
Körperregionen variierende Breite und Dichte der Sinus vorlag, wobei in der
iliakalen Region im Vergleich zu anderen Körperregionen bei den untersuchten
Lymphknoten eine deutlich höhere Dichte und Breite der Sinus festzustellen
war.
Auf diesen Erkenntnissen basierend erfolgte die eingehende Untersuchung von
Paraffinschnitten menschlicher Lymphknoten der iliakalen Körperregion. Es
wurden nun weitere endothel- bzw. lymphendothelspezifische Markermoleküle
untersucht, namentlich CD141, CD143 und vWF als Endothelmarker, sowie
LYVE-1, Podoplanin und VEGFR-3 als mutmaßliche Lymphendothelmarker.
Da gegen LYVE-1 zum Zeitpunkt unserer Untersuchungen keine Antiseren
kommerziell verfügbar waren, stellten wir selbst ein polyklonales Antiserum
gegen das Antigen her. Zunächst war festzustellen, dass die Sinusendothel-
/Virgultumzellen der untersuchten Lymphknoten neben Desmoplakin, CD31 und
Claudin-5 auch regelmäßig vWF, LYVE-1 und VEGFR-3 exprimierten. Die
Endothelmarker CD141, CD143 und das als lymphendothelspezifisch geltende
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Podoplanin konnten dagegen an Sinusendothel-/Virgultumzellen nicht
nachgewiesen werden, obschon es von einigen Endothelzellen der
umliegenden Lymphgefäße deutlich exprimiert wurde.
Es erfolgte im nächsten Schritt die Untersuchung von CD31pos/CD34negaffinitätsangereicherten
vitalen Sinusendothel-/Virgultumzellen aus iliakalen
menschlichen Lymphknoten unter Kulturbedingungen. Dabei zeigte sich, dass
trotz der Anreicherung keine Reinkultur hergestellt werden konnte, vielmehr
zeigte sich eine uneinheitliche Zellpopulation, welche nur teilweise die
gesuchten Sinusendothel-/Virgultumzellen enthielt. Die übrigen Zellen waren
am ehesten unbeabsichtigt mit angereicherte Lymph- oder
Blutgefäßendothelzellen oder Zellen, die unter Kulturbedingungen
entdifferenzierten und nicht mehr die gesuchten spezifischen Merkmale
aufwiesen. Die vergleichsweise kleine Fraktion der gesuchten Zellen zeigte in
den frühen Passagen durchaus das erwartete Expressionsmuster von
Desmoplakin, CD31, Claudin 5, LYVE-1 und VEGFR-3, jedoch nicht in
derselben quantitativen Ausprägung wie zuvor an den Paraffinschnitten
beobachtet. Beispielsweise konnte VEGFR-3 an den kultivierten Zellen
durchgehend membranständig nachgewiesen werden, während LYVE-1 nur bei
einem Teil der Zellen diffus an der Zelloberfläche vorkam. Desmoplakin
seinerseits war ebenfalls nur bei einem Teil der Zellen im klassischen Muster
membranständig lokalisiert, beim größeren Teil der Zellen war es intrazellulär
im perinukleären Bereich zu finden, der am ehesten dem endoplasmatischen
Retikulum bzw. dem Golgi-Apparat entspricht, wahrscheinlich als Korrelat
präformierter Zellverbindungsstrukturen, die nicht an die Zelloberfläche
gelangten. Diese Abweichungen nahmen mit der Passagierung der Zellen zu,
so dass die Vermutung einer zunehmenden Entdifferenzierung der Zellen unter
den beschriebenen Kulturbedingungen naheliegt.
Die Sinusendothel-/Virgultumzellen können als ein spezifischer endothelialer
Zelltyp angesehen werden, der in Beziehung zum Lymphgefäßendothel steht,
jedoch nicht damit identisch ist und einen Zellverband bildet, der als
zusammenhängendes dreidimensionales Netz eine größtmögliche Oberfläche
bildet. Somit vermag dieses Netzwerk die Fließgeschwindigkeit der Lymphe zu
drosseln und mit den darin enthaltenden Partikeln, Komplexen, Molekülen und
Zellen, insbesondere Immunzellen, zu interagieren. |
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DOI: | 10.17192/z2011.0281 |